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Die Tore zur Unterwelt 3 - Verräterische Freunde: Roman (German Edition)

Die Tore zur Unterwelt 3 - Verräterische Freunde: Roman (German Edition)

Titel: Die Tore zur Unterwelt 3 - Verräterische Freunde: Roman (German Edition)
Autoren: Sam Sykes
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dich immer wieder«, antwortete sie. »Wenn du es irgendwo hinhängst, wird es einfach nur wieder nach dir rufen. Und du wirst immer wieder danach greifen.«
    Er betrachtete das Schwert, das in seiner Scheide neben der Fibel auf den Planken lag. »Vielleicht verwende ich es ja für etwas Besseres.«
    »Besser als was? Als zu töten? Was kann ein Schwert denn noch tun?«
    »Ich weiß nicht. Vielleicht schiebe ich Wachdienst oder so etwas. Eben irgendetwas Gutes.«
    »Es gibt nur sehr wenig Gutes, das man mit einem Schwert tun kann«, antwortete sie finster. »Und nichts davon hat etwas mit dem zu tun, was du damit anfängst.« Zweifel sickerten in ihre Augen, Furcht. »Willst du denn immer weiter töten?«
    Er zögerte unwillkürlich, bevor er antwortete. Selbstverständlich wollte er nicht immer nur töten. Aber konnte er es vermeiden? Auch ohne die Stimme in seinem Kopf lag Kataria richtig. Das Schwert kehrte immer wieder zu ihm zurück. Und er hatte noch nie gezögert, danach zu greifen.
    »Sag ›Nein‹«, forderte sie ihn auf.
    »Nein.«
    »Lügner«
    »Das ist die Wahrheit.«
    »Nein, weil du diese Frage nicht wahrheitsgemäß beantworten kannst. Du willst nicht töten, aber du wirst keine große Wahl haben. Was du bist …« Sie verstummte, als sie sich bemühte, die Worte zu finden und sie dann auch auszusprechen. »Du bist … ich weiß nicht, was du bist. Wir haben all das zusammen erlebt, und ich weiß immer noch nichts über dich – bis auf eines.«
    Er fragte nicht. Jedenfalls nicht mit dem Mund.
    »Ich …« Sie sprach langsam, als bereitete es ihr Schmerzen. »Ich fühle … Dinge.«
    Er blinzelte.
    »Dinge?«
    »Und sie machen mir Angst. Sie haben mir auch da unten im Schlund Angst gemacht, als ich auf Naxiaw geschossen habe, um dich zu retten. Und sie haben mir Angst gemacht, wenn du mich berührt hast. Und sie machen mir auch jetzt Angst, wenn ich mit dir spreche. Denn ich weiß nicht, was es ist, und ich weiß nicht, was sie aus mir machen, und ich weiß auch nicht, was ich tun werde, weil ich so etwas … fühle.«
    Er wusste keine Antwort darauf. Jedenfalls keine Antwort, die er hätte aussprechen können. Weil alles, was er sagen könnte, ihn selbst nur von dem Offensichtlichen überzeugen würde: Sie war eine Shict, er war ein Mensch, es gab Unterschiede zwischen ihnen, die weit über spitze oder runde Ohren hinausgingen, Unterschiede, deretwegen er sie fast getötet hätte.
    Weil er immer zugehört hatte, wenn die Stimme ihm etwas eingeflüstert hatte. Was die Stimme auch von ihm verlangt hatte, er war einverstanden gewesen. Was es auch war, was sie hatte verletzen wollen … Es war ein Teil von ihm gewesen. Keine Stimme.
    Sie wäre sicherer ohne ihn. Sie konnte zu ihrem Stamm zurückkehren, ihnen sagen, dass sie einen Fehler gemacht hatte.
    »Du solltest weggehen«, meinte er. »Geh zurück zu ihnen.«
    »Nein.«
    »Das ist aber das …«
    »Entschuldige, aber hast du den Eindruck, dass ich nicht genau das meine, was ich sage, wenn ich etwas sage?«, fuhr sie ihn an und fletschte die Zähne. »Ich gehe nicht zurück. Und wenn du das Thema noch einmal ansprichst, fresse ich deine Augen.«
    »Oh. Also gut.«
    »Tut mir leid, aber es ist nur … ich kann nicht zurückkehren. Wegen all dieser Dinge. Nicht alle haben etwas mit dir zu tun. Ich … vielleicht bin ich eine Shict. Ich habe die entsprechenden Ohren und kann gut mit Pfeil und Bogen umgehen. Aber es gibt auch einen Teil in mir, der es nicht ist. Und wenn ich dort genauer nachfühle, dann spüre ich …«
    Sie seufzte und rieb sich die Augen.
    »Aber wenn ich bleibe, werden wir niemals mit dem Töten aufhören. Shict, Menschen, alles Mögliche. Sie sind immer noch meine Familie. Es sind immerhin alles Lebewesen. Sicher, ich kann sie töten, aber nach alldem … nach dieser ganzen Geschichte mit der Fibel …« Sie sah zum Himmel hinauf. »Da war einfach so viel Blut.«
    Darauf konnte er nichts erwidern. Alles, was er hätte sagen können, wäre nur eine Bestätigung gewesen. Alles, was er vorschlagen würde, musste mit dem Satz enden: »Du kannst nicht bleiben.« Und jedes Flüstern, das er von sich geben würde, würde mit »Bitte geh nicht« aufhören.
    Starke Männer würden sagen: »Verschwinde.«
    Gute Männer würden sagen: »Siehe, ich werfe mein Schwert für dich über Bord.«
    Weise Männer würden gar nichts sagen.
    »Ich … du … es ist schwer.«
    Das sagte Lenk.
    »Weil so ziemlich alles an dir schwierig ist. Wie du mich
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