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Die Toechter Egalias

Die Toechter Egalias

Titel: Die Toechter Egalias
Autoren: Gerd Brantenberg
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dam aussuche. Es gab richtig weiche Stoffe, die nicht so reizten. Aber solche PHs waren teuer. Petronius traute sich nicht, seinen Vater um einen solchen zu bitten.
    Einige waren auch stolz darauf, einen PH zu tragen. Baldrian sah richtig nett damit aus. Petronius seufzte. Wenn ich doch bloß ein Mädchen wäre, dachte er zum x-ten Male. Dann hätte er so eine kesse Klappe in der Hose oder im Overall haben können, die er eins, zwei, drei aufknöpfen konnte, wenn er aufs Klo mußte. „Ich werde doch dabeisein“, sagte der Papa tröstend. Noch schlimmer. Das wollte Petronius am liebsten allein durchstehen. Wie sollte er es nur fertigbringen, in ein Geschäft für Herrentrikotagen zu gehen, den Verkäufer anzustarren und sein Anliegen vorzubringen! Für ihn gab es nichts Schlimmeres. Und nun wollte auch Papa dabeisein! Er und der Verkäufer würden ausführlich über Länge, Farbe und Stärke diskutieren. Muß er Größe 5 mit B-Röhre oder Größe 6 mit A-Röhre haben, würden sie überlegen und ihn vom Scheitel bis zur Sohle taxieren und so tun, als sei es das Natürlichste auf der Welt, daß dam einen Penis hat. Petronius kannte das, denn er war dabeigewesen, als Papa sich einen PH kaufte (den er immer erst nach endlosen Diskussionen mit Mama über den Stand der Haushaltskasse bewilligt bekam). Papa und der Verkäufer konnten sich stundenlang darüber auslassen, welches Modell Papa am besten stand. Der Verkäufer flitzte rein in die Garderobe, raus aus der Garderobe und befühlte Papas Penis, um zu prüfen, ob der PH zu stramm oder zu locker saß.
    „Da gibt es noch etwas, worüber wir reden müssen, bevor du zum Einführungsball gehst. Merk dir, du sollst ein begehrenswerter junger Mann sein. Da gibt es etwas, worauf du achten mußt, wenn du dich wäschst. Du mußt die Vorhaut des Penis gut zurückschieben, so daß dort nichts Schmieriges mehr zurückbleibt. Verstehst du? Das ist wichtig. Wasch dich unten gründlich. Du kannst ruhig einen Tropfen aus meiner Rosenölflasche um den Pimmel und den Schambeutel verreiben, damit es nicht riecht. Du mußt wissen, keine Frau mag mit einem Mann schlafen, der nicht frisch gewaschen, adrett und wohlduftend ist. Männer müssen sich nun einmal oft waschen, sie riechen sonst so stark.“
    Petronius überkam die Angst. Er malte sich aus, welches Unheil ihn hier in dieser Welt ereilen würde, wenn er nicht darauf achtete, einen sauberen Pimmel zu haben.
    „Ich habe ferner bemerkt, daß dir auf der Brust Haare sprießen…“ Wieder errötete Petronius. Mit Grauen hatte auch er das kürzlich festgestellt. Er hatte gehofft, Papa werde es nicht sehen. Er selber hatte es nicht wahrhaben wollen. Je mehr er aber hinstarrte, desto deutlicher war es. Unübersehbar und unwiderruflich kräuselten sich Haare auf seiner Brust. Sie waren einfach da und gingen nicht mehr weg, sosehr er sich auch das Gegenteil erhoffte. Nicht genug damit, daß sie nicht mehr weggingen, es wurden sogar immer mehr. „Nicht alle haben das Pech, daß ihnen da Haare wachsen“, sagte der Papa. „Doch einigen Männern sprießen eben Haare auf der Brust, und die müssen weg. Ich weiß gar nicht, woher du das hast. Ich hatte nie Haare auf der Brust und mein Vater auch nicht. Ich glaube aber, er erzählte einmal, daß sein Bruder große Probleme damit hatte. Vielleicht ist das der Grund. Nur heute ist das ja nicht so schlimm wie damals. Du brauchst dir ja nur ein Enthaarungsmittel zu kaufen. Das wird das beste sein. Es brennt zwar ein bißchen, und dam kriegt davon wunde und empfindliche Haut. Das ist aber trotzdem besser, als so herumzulaufen. Dam muß eben für die Schönheit leiden. Mama sagt immer, Männer hätten deshalb Haare auf der Brust, weil sie so primitiv sind und eher Tieren ähneln. Es sei eine Art Pelz, sagt sie...“
    „Das finde ich aber gar nicht lustig...“
    „Petronius, ich erinnere mich noch gut an die Zeit, als ich in deinem Alter war. Es war gar nicht so leicht. Doch dam kommt da durch.“
    „Für dich war es wohl nicht so schlimm, oder?“ sagte Petronius.
    „Wie meinst du denn das?“
    „Ich meine — ich meine, du brauchtest doch keine Angst zu haben. Du warst ja klein und mollig, hattest kurze Beine und schmale Schultern, helle Locken und ein hübsches Gesicht...“
    Petronius warf das Handtuch hin, stürmte in sein Zimmer und schloß die Tür ab. Er schämte sich. Er schämte sich dieses Gesprächs. Er schämte sich dessen, was er gesagt hatte. Er schämte sich, überhaupt
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