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Die Todesliste

Die Todesliste

Titel: Die Todesliste
Autoren: Frederick Forsyth
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Fahrzeuge parken. Die warmen Motoren haben sich abgekühlt und sind im Dunkeln nicht mehr zu sehen. Anscheinend ist auch keiner mehr aus den Häusern gekommen. Die einzigen Wärmesignaturen kommen von einem Ziegenpferch auf der einen Seite des Platzes, und ein paar kleinere wandern umher, vermutlich Hunde.«
    Der Spürhund dankte ihr und wandte sich dem Monitor zu. Er sah das Dorf, das in Realzeit von einer neuen Global Hawk – die vorige war ebenfalls abgelöst worden – beobachtet wurde. Sie hatte noch fünfunddreißig Stunden Flugzeit vor sich, mehr als genug also, und mit ihrem Synthetic Aperture Radar und der elektrooptischen Infrarotkamera würde sie alles sehen, was sich dort unten bewegte.
    Einen Moment lang beobachtete der Spürhund die roten Kleckse der Straßenköter, die zwischen den dunklen Vierecken der Häuser zu sehen waren.
    »Haben Sie irgendein Mittel gegen Wachhunde, David?«
    »Wir schießen sie ab.«
    »Zu laut.«
    »Wir schießen nicht daneben.«
    »Es braucht nur einer zu japsen, und die andern rennen kläffend auseinander.«
    Er wandte sich an den Master Sergeant.
    »Schicken Sie jemandem zum Lazarett. Fragen Sie nach dem stärksten und am schnellsten wirksamen oralen Betäubungsmittel, das sie haben. Und besorgen Sie aus der Kantine ein paar Pakete rohes Beefsteak.«
    Der Sergeant hängte sich ans Telefon. Die Pathfinder wechselten kurze Blicke. Der Spürhund ging zu den Fotos an der Wand, den letzten, die noch bei Tageslicht aufgenommen worden waren.
    Das Dorf war verkrustet vom Wüstensand, und weil der Sandstein der Umgebung, aus dem es gebaut war, die gleiche Farbe hatte, war es beinahe unsichtbar. Ein paar struppige Bäume umgaben es, und in der Mitte des Platzes lag der lebensnotwendige Brunnen.
    Die untergehende Sonne warf lange schwarze Schatten von Westen nach Osten. Die drei Technicals waren noch deutlich zu erkennen. Sie parkten in einer Reihe neben dem Brunnen. Ein paar Gestalten umgaben sie, aber keine sechzehn. Einige mussten in den Häusern verschwunden sein. Acht Fotos aus verschiedenen Blickwinkeln, doch alle erzählten die gleiche Geschichte. Das brauchbarste, was man den Bildern entnehmen konnte, war die Richtung, aus der ein Angriff kommen musste: von Süden.
    Das Haus, in dem die Gruppe aus Marka sich aufhielt, stand auf dieser Seite, und eine Gasse führte von dem Haus in die Wüste. Der Spürhund ging zu einer Landkarte in großem Maßstab, die neben den Fotos an der Wand hing. Jemand hatte ein hilfreiches rotes Kreuzchen auf die Stelle in der Wüste gemalt, wo sie abspringen würden. Er versammelte die sechs Pathfinder um sich herum und verbrachte dreißig Minuten damit, ihnen seine Schlussfolgerungen zu erläutern. Das meiste hatten sie schon selbst gesehen, bevor er gekommen war.
    Doch ihm war klar, sie würden Details, deren Studium Tage dauern konnte, innerhalb von drei Stunden absorbieren müssen. Er sah auf die Uhr. Es war einundzwanzig Uhr. Vor Mitternacht mussten sie in der Luft sein.
    »Ich schlage vor, wir versuchen, fünf Klicks südlich des Ziels abzuspringen, und erledigen den Rest des Weges im Tab.«
    Er kannte ein wenig britischen Militärslang und benutzte ihn jetzt: »Klicks« waren Kilometer, und »Tab« war ein Gewaltmarsch. Der Captain zog eine Braue hoch.
    »Sie haben ›wir‹ gesagt, Jamie.«
    »Ganz recht. Ich bin ja nicht hergeflogen, nur um Sie zu briefen. Sie haben das Kommando, aber ich springe mit.«
    »Wir springen normalerweise nicht mit Passagieren. Und wenn, dann höchstens im Tandem, wobei der Passagier an Barry geschnallt wird.«
    Der Spürhund sah den Riesen an, der vor ihm aufragte. Keine reizvolle Vorstellung, an dieses Mammut geschnallt fünf Meilen tief durch eisige Finsternis zu fallen.
    »David, ich bin kein Passagier. Ich bin Aufklärer beim U. S. Marine Corps. Ich war im Gefechtseinsatz im Irak und in Afghanistan. Ich habe Tiefseegerätetauchen und Freifallschirmspringen gemacht. Sie können mir jeden beliebigen Platz in der Sprunggruppe zuteilen, aber ich springe mit meinem eigenen Schirm. Ist das klar?«
    »Jawohl.«
    »In welcher Höhe wollen Sie aussteigen?«
    »Bei fünfundzwanzigtausend.«
    Das leuchtete ein. Aus dieser Höhe würde man die vier dröhnenden Allison-Turbopropmotoren kaum noch hören können, und für jeden wachsamen Lauscher würden sie sich nach einer vorüberfliegenden Linienmaschine anhören. Halb so hoch, und die Alarmglocken würden schrillen. Sein höchster Absprung war einer aus
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