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Die Tochter Des Praesidenten

Die Tochter Des Praesidenten

Titel: Die Tochter Des Praesidenten
Autoren: Annette Broadrick
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wie sich auf der anderen Seite der Halle jemand eilig durch die Menge drängte.
    Eine Frau steuerte zielstrebig den Waschraum an und schob dabei die Menschen unsanft beiseite. Nick postierte sich neben dem Eingang, ohne die Unbekannte aus den Augen zu lassen. Er wollte nichts überstürzen. Das musste nicht bedeuten, dass Ashley in Gefahr war.
    Aber er durfte kein Risiko eingehen.
    Als die Frau die Tür zum Waschraum öffnete, griff sie in ihre Handtasche. Nick war direkt hinter ihr und tastete nach der Waffe in seinem Schulterhalfter.
    Als er begriff, dass die Verdächtige nur Zigaretten herausgeholt hatte, um sich hastig eine anzustecken, war es bereits zu spät. Er stand mitten im Waschraum der Damentoilette. Die Frauen warfen ihm empörte Blicke zu. Mit einem verlegenen Lächeln trat er den Rückzug an, doch Ashley hatte ihn bereits im Spiegel entdeckt.
    Mit dem Lippenstift in der Hand wirbelte sie zu ihm herum. Sie schnappte sich ihre Tasche und marschierte hinter ihm her in die Halle.
    “Kann ich nicht einmal zur Toilette gehen, ohne verfolgt zu werden?”
    “Es tut mir Leid”, erwiderte er leise. “Eine verdächtige Frau hatte es sehr eilig, Sie dorthin zu begleiten.”
    Ashley verschränkte die Arme und beugte sich ein wenig nach hinten, um ihm ins Gesicht zu schauen. Ihre Augen blitzten.
    “Wie aufmerksam von Ihnen. Kein Wunder, dass man mich Ihnen anvertraut hat.” Sie straffte sich. “Vielleicht ist es Ihnen entgangen, Agent Logan, aber im Theater nutzen nun einmal die meisten Besucher die Pause dazu, auf die Toilette zu gehen. Unsere strengen Hüter jedoch haben offenbar keine menschlichen Bedürfnisse, oder?”
    Na schön, er hatte sich blamiert. Es war nicht das erste und vermutlich auch nicht das letzte Mal. In seinem Beruf konnte jedes Versäumnis tödlich sein. Das begriff sie offenbar nicht.
    Doch deswegen brauchte sie noch lange nicht sarkastisch zu werden.
    Nick räusperte sich und tastete nach seiner Krawatte. “Hören Sie, es tut mir Leid, okay? Ich bin noch neu. Ich werde in Zukunft diskreter sein, einverstanden?”
    Ashley schwieg, und es war offensichtlich, dass sie sich zu beherrschen versuchte. Er war ihr dankbar dafür.
    Schließlich schüttelte sie nur den Kopf und kehrte in die Halle zurück. Nick folgte ihr.
    Sie ging zu Todd und schloss sich mit ihm einer Gruppe an, die angeregt über die Vorstellung sprach.

    Nick und Ron warteten einige Meter entfernt.
    “Was zum Teufel hast du mit unserer Miss Ashley gemacht, Nick?” murmelte Ron. “Sie kam hier angestürmt wie eine Furie. Ich fragte sie, wie ihr das Ballett gefällt, und sie hat mir fast den Kopf abgerissen.”
    “Vielleicht langweilt sie sich”, antwortete Nick mit Unschuldsmiene.
    “Wohl kaum. Sie sah dauernd über die Schulter, und als du auftauchtest, sagte sie etwas davon, dass du ihr den ganzen Abend verdirbst.”
    Nick schob die Hände in die Tasche und schaute in die Runde. “Soll mir recht sein.
    Vielleicht feuern sie mich, und ich bekomme doch noch meinen Urlaub.”
    “Träum weiter. Komm schon, die Pause ist vorüber.”
    Sein Kollege klang so resigniert, dass Nick fast gelächelt hatte. Aber nur fast, denn ihm war nicht zum Lächeln zu Mute. Als alle wieder saßen und das Licht ausging, spürte er den Zorn, den Ashley verströmte. So schlimm war das, was er getan hatte, doch nun auch wieder nicht.
    Sicher, er war etwas übereifrig gewesen, aber er hatte es gut gemeint.
    Jetzt saß er da und beobachtete, wie Ashley sich langsam wieder von der Musik und dem Tanz verzaubern ließ. Nach einer Weile entspannte sie sich.
    Todd griff nach ihrer Hand. Sie drehte sich zu ihm, und Nick sah ihr Profil. Sie trug das Haar hoch, mit kleinen Locken, die ihr um die Ohren und auf den Hals fielen. Ihre Wangen waren gerötet, und sie besaß die längsten Wimpern, die er je gesehen hatte … die längsten und dichtesten. Seltsam, dass ihm etwas so Belangloses auffiel.
    Washington, D.C. Sonntag, 27. Dezember
    Etwa eine Woche später trat Nick seinen Dienst im Weißen Haus an und erfuhr, dass er sich sofort im Oval Office melden sollte.
    Als er kurz darauf zum ersten Mal in seinem Leben das Arbeitszimmer des US-Präsidenten betrat, stellte er verblüfft fest, dass Ron bereits dort war.
    Die zweite Überraschung war, dass der Präsident ihn mit einem freundlichen Lächeln willkommen hieß. Bevor Nick eine passende Erwiderung einfiel, kam James Sullivan mit ausgestreckter Hand auf ihn zu. Der Mann, der zuvor Gouverneur von
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