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Die Tochter des Magiers

Die Tochter des Magiers

Titel: Die Tochter des Magiers
Autoren: Nora Roberts
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kräuselnd Rauchwölkchen in die Höhe. Aus einem
Lautsprecher klang leise Sitarmusik.
    Luke steckte die Hände in die Taschen. Er fühlte sich
plötzlich unsicher. Fast kam esihm so vor, als sei
er in einer anderen Welt gelandet, was nicht nur an dem fremdartigen
Duft lag. Kissen in lebhaften Farben lagen überall herum, kleine dicke
Matten waren kunterbunt über den Boden verstreut. Vor den Fenstern
hingen seideneTücher, geheimnisvoll flackerte
Kerzenlicht – das alles wirkte wie in einer exotischen
Märchenhöhle.
    Am beeindruckendsten war jedoch Maximilian Nouvelle selbst.
    Die Lippen unter dem Schnurrbart verzogen sich zu einem
amüsierten Lächeln, als er dem Jungen zutrank. »Freut mich, daß Sie mir
Gesellschaft leisten können.«
    Um seine Nervosität zu überspielen, zuckte Luke nur lässig die
mageren Schultern. »War 'ne ganz anständige Vorstellung.«
    »Ihr Kompliment beschämt mich«, erwiderte Max trocken und
bedeutete ihm mit einer Handbewegung, sich zu setzen. »Interessieren
Sie sich für Magie, Mr.?«
    »Luke Callahan. Es war mir 'nen Dollar wert, mir ein paar
Tricks anzusehen.«
    »Wahrlich eine fürstliche Summe.« Ohne den Blick von ihm zu
wenden, nippte Max an seinem Brandy. »Aber ich denke, die Investition
hat sich für Sie ausgezahlt, nicht wahr?«
    »Wieso?« Mißtrauisch blickte Luke zu Mouse hinüber, der an der
Tür herumlungerte, als wolle er den Ausgang versperren.
    »Du hattest nach der Vorstellung etliche Dollar mehr bei dir
als vorher. In der Finanzwelt würde man unter solchen Umständen von
einer sprunghaften Kapitalsteigerung sprechen.«
    Obwohl Luke nur mit Mühe sein Erschrecken verbergen konnte,
schaute er Max ruhig in die Augen. Gut, gut, dachte Max anerkennend,
einschüchtern läßt er sich nicht.
    »Keine Ahnung, wovon Sie reden. Ich muß jetzt los.«
    »Setz dich.« Max sagte nur diese beiden Worte, und Luke
gehorchte ohne Widerspruch. »Sehen Sie, Mr. Callahan – oder
darf ich beim Du bleiben und Luke sagen? Ein guter Name. Er kommt von
Lucius, das dem lateinischen Wort für Licht entstammt. Aber ich
schweife ab. Ja Luke, während du mich beobachtet hast, habe ich dich
beobachtet. Es wäre nicht sehr höflich von mir, dich zu fragen, wievieldu erbeutet hast, aber ich schätze, es werden acht bis zehn
Dollar gewesen sein.« Er lächelte. »Nicht übel, in dieser kurzen Zeit.«
    Luke kniff die Augen zusammen. Der Schweiß lief ihm über den
Rücken. »Wollen Sie mich einen Dieb nennen?«
    »Nicht wenn es dich beleidigt. Immerhin bist du mein Gast. Und
ich bin ein so nachlässiger Gastgeber. Darf ich dir eine Erfrischung
anbieten?«
    »Was wollen Sie von mir, Mister?«
    »Oh, dazu kommen wir noch. Ja, dazu kommen wir später noch.
Eins nach dem anderen, wie ich immer sage. Ich kenne den Appetit eines
Jungen in deinem Alter, schließlich war ich selbst mal einer.« Und
dieser kleine Junge war so jämmerlich dünn, daß Max beinah die Rippen
unter dem schmuddeligen T-Shirt zählen konnte. »Mouse, ich glaube,
unser Gast hätte Freude an einem Hamburger mit allem, was dazugehört
oder bring besser gleich zwei.«
    »Klar.«
    Max stand auf, als Mouse verschwunden war. »Etwas Kaltes zu
trinken?« fragte er und öffnete einen kleinen Kühlschrank. Er ahnte,
daß der Junge in diesem Moment zur Tür schaute und wußte, welche
Gedanken ihm durch den Kopf schossen. »Du kannst natürlich weglaufen«,
sagte er ruhig, während er eine Flasche Pepsi herausnahm. »Das Geld,
das du in deinen rechten Schuh gesteckt hast, wird dich sicher nicht
beim Laufen behindern. Du könntest dich allerdings auch entspannen,
deine Mahlzeit genießen und dich etwas mit mir unterhalten.«
    Luke dachte nach. Er merkte, wie sein Magen knurrte. Als
Kompromiß rutschte er ein paar Zentimeter näher zur Tür. »Was wollen
Sie von mir?«
    »Deine Gesellschaft«, erklärte Max, während er Eiswürfel in
ein Glas gab und Pepsi darübergoß. Das kurze Aufflackern in Lukes Augen
war ihm nicht entgangen. Aha, dachte er, so schlimm ist es also
gewesen. Um ihm begreiflich zu machen, daß er nichts von ihm zu
befürchten hatte, rief er nach Lily. Ein Vorhang aus purpurroter Seide
wurde beiseite geschoben, und Lily trippelte, umgeben von einer Wolke
Chanel, herein. Wie Max trug auch sie einen Morgenrock, blaßrosa und
mit rötlichen Federn gesäumt, dazu hochhackige Hausschuhe in der
gleichen Farbe, die ebenfalls mit Federn verziert waren.
    »Wir haben Besuch«, zwitscherte sie mit einer Stimme, in der
ständig ein
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