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Die Tochter des Hauslehrers (German Edition)

Die Tochter des Hauslehrers (German Edition)

Titel: Die Tochter des Hauslehrers (German Edition)
Autoren: Julie Klassen
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Mann auf See war. Sie hätte zwar bei ihm wohnen können, doch das kleine Pfarrhaus hatte nur ein einziges Gästezimmer und die Schwester des Pfarrers hatte viele Kinder.
    Emmas Vater sprach mit Pastor Mr Lewis und man wurde sich schnell einig, schneller sogar, als Emma es sich wünschte. Sie kannte den Pfarrer, das schon, aber nicht seine Schwester und deren Kinder. Was, wenn sie nicht auf die Möbel und die anderen Dinge achtgaben, die sie und ihr Vater zurücklassen mussten? Doch dann besann sie sich. In Wirklichkeit sorgte sie sich nicht um die Möbel, sondern einzig und allein um die Teetasse ihrer Mutter und um ihre Bücher. Sie überlegte, wie viele Bücher sie wohl mitnehmen konnte.
    Am selben Tag, an dem ihr Vater den Mietvertrag unterschrieb, erhielten sie einen Antwortbrief von Sir Giles, der schrieb, er sei überrascht, aber erfreut, dass die Smallwoods sein Angebot annahmen, und er heiße sie gerne in seinem Haus willkommen.
    Gleich am nächsten Morgen gingen Emma und ihr Vater zu dem Fahrkartenverkäufer der nächstgelegenen Poststation, der ihnen half, anhand seiner Fahrpläne die beste Reiseroute auszuwählen. Dann schrieb Emma noch einmal an Sir Giles und teilte ihm Tag und Zeit ihrer Ankunft mit.
    Daraufhin machten sie sich ans Packen.
    Als sie von den Kosten für den Gepäcktransport erfuhr, wurde Emma klar, dass sie und ihr Vater nur je einen kleinen Koffer mitnehmen konnten und auf gar keinen Fall alle ihre Bücher. Sie würde ein paar Lieblingsbücher auswählen müssen. Mit schwerem Herzen machte sie sich ans Durchsehen und Aussortieren.
    Sie packte eine Kiste mit Büchern, die sie nicht mitnehmen würde, die sie aber auch nicht im Haus lassen wollte, wo sie dem ein oder anderen in die schmutzigen Hände geraten konnten. Die Kiste brachte sie zu Tante Jane hinüber und fragte, ob sie diese für sie aufbewahren würde.
    Jane sah die Bücher in der Kiste durch. Robinson Crusoe, Die Geschichte Peters des Großen, Gullivers Reisen und andere.
    »So viele Kinderbücher, Emma«, meinte Jane. »Die wirst du doch bestimmt nie mehr lesen. Warum gibst du sie nicht der Kirche, für die Armen?«
    Emmas Herz zog sich zusammen. »Aber ich liebe diese alten Bücher. Ich könnte sie nie hergeben. Niemals.«
    Jane nahm einen abgegriffenen Band von Äsops Fabeln in die Hand. »Die kennst du doch inzwischen auswendig.«
    Emma schüttelte den Kopf, nahm ihrer Tante das Buch weg und legte es wieder in die Kiste. »Versprich, dass du gut auf sie aufpasst.«
    An diesem Nachmittag stand plötzlich Emmas Vater in der Tür ihres Schlafzimmers. Er blickte von ihr zu dem Koffer und auf die Kleider, die auf dem Bett ausgebreitet waren.
    »Wie kommst du mit dem Packen voran, meine Liebe?«
    »Ich kriege bei bestem Willen nicht alles, was ich mitnehmen will, in den Koffer.« Sie biss sich auf die Lippen, nahm eine schon eingepackte Hutschachtel wieder heraus und füllte den frei gewordenen Platz mit Büchern. Ein Hut und eine Haube mussten genügen. Dann betrachtete sie sinnend die beiden Abendkleider.
    Ihr Vater sah ihr eine Weile zu, dann sagte er: »Vergiss nicht, es ist nicht für immer, Liebes. Deine Bücher warten hier auf dich, bis du wiederkommst.«
    Emma legte ein Abendkleid beiseite. Wie viele würde sie schon brauchen? Es war sehr unwahrscheinlich, dass sie gebeten wurden, an einer formellen Abendeinladung oder einem Fest teilzunehmen. Ihre Stellung auf Ebbington Manor würde letztlich kaum höher als die der Diener sein.
    Und an einem kalten Abend in Cornwall würden ihre Bücher ihr sehr viel mehr Trost spenden als ein Kleid aus kühler, raschelnder Seide oder hauchdünnem Musselin.
    Was brauchte sie sonst noch? Ihre Teetasse natürlich. Ein kleines Schachspiel, das ihr und ihrem Vater an den langen Abenden die Zeit vertreiben konnte. Ein Paar Schuhe für drinnen und ein Paar Halbstiefel für die Spaziergänge am Meer, zu denen ihr Vater fest entschlossen schien. Eine warme Jacke, einen Umhang und natürlich Schal und Handschuhe. Schließlich stand sie da und versuchte, sich zwischen dem Roman von Ann Radcliffe in ihrer einen Hand und dem Schmuckkästchen in der anderen zu entscheiden. Bestimmt war es sicherer, ihren wenigen Schmuck ebenfalls in der Obhut von Tante Jane zu lassen.
    Blieb noch ein kleines Fläschchen Eau de Cologne. Phillip Weston hatte es ihr gegeben an dem Tag, an dem er ihr Pensionat verlassen hatte, fast beiläufig, mit einem verlegenen Schulterzucken, und dabei gemurmelt: »Dachte, das
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