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Die Tochter des Giftmischers - Poole, S: Tochter des Giftmischers - Poison

Die Tochter des Giftmischers - Poole, S: Tochter des Giftmischers - Poison

Titel: Die Tochter des Giftmischers - Poole, S: Tochter des Giftmischers - Poison
Autoren: Sara Poole
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seiner Frau, einer fröhlichen, rundlichen Matrone, hatte Vittoro drei Töchter, die ungefähr im selben Alter waren wie ich. Drei hübsche Frauen, die allesamt verheiratet waren, mit ihren Männern in der Nachbarschaft wohnten, eine Menge Kinder aufzogen und ihrem Vater große Zufriedenheit schenkten. Selbst ich hatte mich angesichts ihrer fröhlich lärmenden Besuche im Palazzo schon manchmal bei einem nachdenklichen Blick ertappt.
    »Sehr übel«, entgegnete ich ernst.
    Vittoro nickte.
    »Ich werde es genau so weitergeben. Was auch immer
man über Eure Position im Haus des Kardinals denkt, so möchte doch kein vernünftiger Mensch auf der falschen Seite stehen.«
    Ich erlaubte mir einen leichten Seufzer der Erleichterung. Vittoros Unterstützung war die Voraussetzung für den Erfolg meiner Arbeit, und ich war ihm dankbar. Danach sprachen wir kurz über die Maßnahmen, die sich bislang zum Schutz des Kardinals und seiner Familie zu aller Zufriedenheit bewährt hatten.
    Im Lauf der Jahre hatte es zahlreiche Anschläge gegeben, um Borgia zu töten oder wenigstens außer Gefecht zu setzen, aber dank der Wachsamkeit meines Vaters waren sie allesamt fehlgeschlagen. Einmal hatte man eine Arsenlösung in einen Käselaib gespritzt, und bei einem anderen Versuch war ein Stoffballen mit Stechapfeltinktur getränkt worden. Ich könnte noch eine Menge anderer Anschläge aufzählen, doch ich sehe keinen Grund, weiter in die Einzelheiten zu gehen.
    Und ein Ende dieser Anschläge war nicht abzusehen. Es war nur eine Frage der Zeit, bis der nächste die Wachsamkeit von Borgias neuer Giftkundigen herausforderte. Dessen war ich mir ebenso sicher, wie ich mich davor fürchtete.
    »D’Marco ist auf der Suche nach Euch«, warnte mich Vittoro zum Abschluss unseres Gesprächs.
    Zu seinem Vergnügen zog ich eine kleine Grimasse. Dann machte ich mich auf den Weg, um mich als neue Giftkundige des Kardinals an dem Ort vorzustellen, wo meine Arbeit am lebensnotwendigsten war und der meine größte Aufmerksamkeit erforderte: in der Küche. Ich gelangte bis zu dem überdachten Gang, der zu den Küchenräumen
führte, als sich mir ein kleiner Mann in den Weg stellte, der Ähnlichkeit mit einem Frettchen hatte.
    Renaldo D’Marco war Borgias Verwalter. Weil er ständig seine Nase in jeden Winkel steckte, um irgendwelche Unregelmäßigkeiten aufzudecken, konnte ihn niemand leiden. Ein gewisser Schwund ist in einem so großen Haushalt nicht zu vermeiden, aber natürlich darf es nicht zu viel werden, wenn man nicht will, dass alles zusammenbricht und das Huhn geschlachtet wird, das die goldenen Eier legt. Durch seine ständigen Ermahnungen, dass er nicht die geringsten Unregelmäßigkeiten duldete, schaffte es Renaldo D’Marco immerhin, den Schwund in vertretbaren Grenzen zu halten.
    D’Marco tauchte aus dem Schatten des Durchgangs auf und schoss auf mich zu. Er nahm seine würdevolle Position so ernst, dass er trotz der schwülen Hitze eine rote Samtrobe mit passender Kappe trug. Dabei presste er ein Schreibbrett gegen seine magere Brust, als ob er damit welche Schläge auch immer abwehren wollte.
    »Habe ich Euch endlich gefunden, Donna Francesca!« Er runzelte die Stirn. »Ich habe Euch überall gesucht. Ich muss sagen, ich war überrascht, als ich hörte … Aber nun gut, das tut jetzt nichts zur Sache. Ihr wärt gut beraten gewesen, mich gleich am Morgen aufzusuchen. Ich hoffe, Ihr beherzigt das in Zukunft. Seine Eminenz vertraut mir in allen Belangen. Ich kenne seinen Willen und kann Euch von großem Nutzen sein.«
    Da ich mir auf keinen Fall seine Feindschaft zuziehen wollte, antwortete ich in freundlichem Ton.
    »Ich werde es mir merken, D’Marco. Aber sagt, weshalb sucht Ihr mich?«

    Sichtlich besänftigt reckte sich der Verwalter ein wenig in die Höhe.
    »Seine Eminenz wünscht, dass Ihr ohne Verzug alle Maßnahmen im Haushalt von Madonna Adriana de Mila überprüft, um für die Sicherheit und das Wohlergehen von Madonna Lucrezia und der anderen Bewohner zu sorgen. Außerdem soll ich Euch dies hier aushändigen.«
    Mit augenfälliger Zurückhaltung überreichte er mir einen kleinen Beutel, der, wie ich fühlte, Goldmünzen enthielt. Mein Vater hatte mir früher öfter Münzen in die Hand gedrückt, wenn wir zusammen die Märkte besuchten und er mich das Zahlen lehrte. Später dann, als ich älter wurde, brachte er mir die Kunst des Feilschens bei und verließ sich darauf, dass ich die besten Preise erzielte. Ich erwähne das
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