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Die Tochter des Fotografen

Die Tochter des Fotografen

Titel: Die Tochter des Fotografen
Autoren: Kim Edwards
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wieder klassische Romane gelesen, in denen ein Geheimnis eine zentrale Rolle spielt, besonders Dostojewskis außergewöhnlichen Roman »Schuld und Sühne« und Hawthornes »Der scharlachrote Buchstabe«. Bei Thomas Manns Joseph-Tetralogie bin ich etwa auf der Hälfte; diese archetypischen Geschichten spielen auch eine Rolle für den nächsten Roman, den ich schreiben möchte.

    Woran arbeiten Sie im Moment?

    Ich habe einen neuen Roman angefangen, »The Dream Master«. Er spielt in der Finger Lakes Area, einer Seenlandschaft im Staat New York, wo ich aufgewachsen bin. Die Gegend ist umwerfend schön, sie ist in einem sehr realen Sinn die Landschaft |535| meiner Phantasie. Wie in »Die Tochter des Fotografen« dreht sich auch in diesem Roman alles um ein Geheimnis – das scheint der Schwerpunkt meiner schriftstellerischen Arbeit zu sein –, nur dass diesmal das fragliche Ereignis in der Vergangenheit stattgefunden hat und damit sowohl für den Leser als auch für die Charaktere ein Geheimnis ist. Strukturell und thematisch ist das nächste Buch also wieder eine ganz neue Entdeckungsreise.

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Diskussionsthemen
    TRAUERARBEIT
    Trauer ist ein emotionaler Prozess zur Bewältigung des Todes einer geliebten Person. Es ist ein Prozess, auf den sich der Zurückgebliebene allerdings auch einlassen muss. Der Begriff Trauerarbeit sagt bereits, dass dies kein einfacher Weg ist, sondern, wie Freud es nannte, »Schwerarbeit der Seele«. Obwohl sie heilsam ist, ist Trauer auch heute noch zu einem gewissen Grad ein gesellschaftliches Tabu. Sowohl die Trauernden selbst als auch die Menschen in ihrem Umfeld sind oft überfordert. Kim Edwards erkundet in ihrem Roman verschiedene Arten, mit der Trauer umzugehen. Ihre Figuren haben Mühe, den Prozess vollständig zu durchlaufen. Verena Kast liefert eine der bekanntesten Theorien des Trauerns, indem sie von vier Phasen ausgeht: Zunächst wollen die Hinterbliebenen den Verlust nicht wahrhaben und befinden sich in einer Art Schockzustand. Nach einigen Tagen oder Wochen beginnt dann ein Wechselbad der Gefühle, Traurigkeit, Angst, Freude und Wut lösen sich ab. Der genaue Verlauf dieser Phase ist stark abhängig von der Beziehung des Trauernden zum Toten. Danach wird der Verstorbene bewusst oder unbewusst im Alltag gesucht. Der Hinterbliebene strebt Momente an, in denen er sich stets aufs Neue mit dem Verlust und der veränderten Realität konfrontiert sieht. Nach und nach wird so jedoch das neue Lebensgefüge akzeptiert. Der Hinterbliebene baut einen neuen Selbst- und Weltbezug auf, und der Verstorbene wird schließlich zu einer Art innerem Begleiter. Er lebt weiter in den Erinnerungen und bleibt auf anderer Ebene ein Teil des Lebens. Wichtig ist, dass die Trauer in jeder Phase ausgelebt wird und keine Gefühle zurückgehalten werden. Wie schwierig dies ist, wird in »Die Tochter des Fotografen« fühlbar.

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Wie trauern die verschiedenen Hauptpersonen in »Die Tochter des Fotografen«? Welche Phasen des Trauerprozesses durchlaufen sie? Wie beeinflussen Geheimnisse und Trauer einander?

    DOWNSYNDROM
    Bei Menschen mit Downsyndrom oder Trisomie 21 ist das 21. Chromosom drei Mal vorhanden. Sie zeigen einige als typisch geltende physische Merkmale wie mandelförmige Augen und kurze Gliedmaßen und sind in unterschiedlicher Weise in ihrer körperlichen und geistigen Entwicklung eingeschränkt. Häufige Probleme sind Erkrankungen der Atemwege, ein schwaches Immunsystem, Herzfehler, Beeinträchtigungen der Wahrnehmungsorgane und Sprachschwierigkeiten. Kinder mit Downsyndrom entwickeln sich, wie der Vergleich Phoebes und Paul zeigt, langsamer als Regelkinder. Erst schreitet dabei die geistige Entwicklung schneller voran, dann die motorische. Die Ansicht, dass Kinder mit Trisomie 21 grundsätzlich lieb, anhänglich und gutmütig sind, ist weit verbreitet. Es lassen sich bei ihnen tatsächlich schon früh besondere soziale Fähigkeiten beobachten, nichtsdestotrotz sind Menschen mit Downsyndrom jedoch ebenso individuell verschieden wie Menschen ohne genetische Abweichung.
    Phoebe wird in einer Zeit geboren, in der Ausgrenzung Behinderter die Regel ist. Davids Erinnerungen an seine Ausbildung zeigen, dass Kinder mit körperlichen und geistigen Abweichungen bis in die 60er Jahre als Last für Eltern und Gesellschaft empfunden werden. Die Kinder würden oft jung sterben, und man könne nichts weiter tun, als sie sauber zu halten. Als bestes Mittel zur Problemlösung für alle Seiten gilt die
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