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Die Tochter der Tryll Verborgen Band 1

Die Tochter der Tryll Verborgen Band 1

Titel: Die Tochter der Tryll Verborgen Band 1
Autoren: Hocking Amanda
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noch an meinem Platz.
    Ich sah ihm fest in die Augen und trotz seines strengen Blicks wusste ich sofort, dass er schnell umkippen würde. Lautlos wiederholte ich immer wieder: Ich muss nicht zum Rektor. Sie wollen mich nicht dorthin schicken. Ich darf im Klassenzimmer bleiben.
    Nach ein paar Sekunden erschlaffte sein Gesicht und seine Augen wurden glasig.
    »S ie können hierbleiben und dem Unterricht weiter folgen«, sagte Mr. Meade benommen. Er schüttelte den Kopf und blinzelte heftig. »A ber nächstes Mal landen Sie im Rektorat, Miss Everly.« Er schaute mich einen Moment lang verwirrt an und fuhr dann mit seinem Vortrag fort.
    Ich hatte keine Ahnung, was genau ich da gerade gemacht hatte, und wollte eigentlich auch gar nicht darüber nachdenken. Vor ungefähr einem Jahr hatte ich entdeckt, dass ich andere Menschen dazu bringen konnte, das zu tun, was ich wollte, wenn ich sie fest ansah und konzentriert im Geist meine Forderung stellte.
    Das klingt zwar fantastisch, aber ich versuchte, möglichst keinen Gebrauch davon zu machen. Teils, weil ich Angst hatte, dass es mich zu einer Verrückten machte, an meine Fähigkeit zu glauben. Obwohl es jedes Mal funktionierte. Aber hauptsächlich, weil ich es nicht gerne tat. Ich kam mir schlecht dabei vor, andere Menschen zu manipulieren.
    Mr. Meade sprach weiter, und ich folgte seinen Worten aufmerksam. Meine Schuldgefühle spornten mich zusätzlich an. Ich hatte ihn nicht beeinflussen wollen, aber ich konnte auf keinen Fall ins Rektorat gehen. Ich war gerade erst von einer anderen Highschool geflogen, was meinen Bruder und meine Tante dazu gezwungen hatte, wieder einmal umzuziehen, in die Nähe meiner neuen Schule.
    Als die Stunde endlich vorbei war, schob ich die Bücher in meine Tasche und ging schnell aus dem Klassenzimmer. Ich blieb nicht gerne lange in der Nähe der Menschen, die ich manipuliert hatte. Mr. Meade hätte durchaus noch seine Meinung ändern und mich doch zum Rektor schicken können, also eilte ich zu meinem Schließfach.
    Bunte Flyer hingen an den verbeulten Spindtüren und warben für den Debattierklub, die Theater- AG und vor allem für den Ball am kommenden Freitag. Ich fragte mich, wie ein »B all« an einer staatlichen Schule wohl ablaufen würde, aber ich hatte mir nicht die Mühe gemacht, jemanden danach zu fragen.
    An meinem Schließfach tauschte ich meine Bücher aus und wusste, ohne hinzusehen, dass Finn irgendwo hinter mir stand. Ich schaute mich um und entdeckte ihn am Trinkbrunnen. Er sah auf und schaute mich an, als könne er mich auch spüren.
    Der Typ sah mich nur an, sonst nichts, aber langsam wurde mir das unheimlich. Ich hatte seine Blicke eine Woche lang ertragen, weil ich keinen Streit wollte, aber jetzt reichte es. Er war derjenige, der sich merkwürdig benahm, und mit ihm zu sprechen würde mir doch sicher keinen Ärger einbringen. Oder doch?
    »H ey«, sagte ich zu ihm, knallte meine Spindtür zu, rückte den Riemen meiner Tasche zurecht und ging über den Flur zu ihm. »W arum starrst du mich an?«
    »W eil du direkt vor mir stehst«, antwortete Finn einfach. Er betrachtete mich mit seinen von dunklen Wimpern gesäumten Augen ohne jede Verlegenheit und Scham. Er hatte gar nicht vor, es zu leugnen. Definitiv gruselig.
    »D u starrst mich immer an«, beharrte ich. »D as ist schräg. Du bist schräg.«
    »I ch habe gar nicht versucht, mich der Masse anzupassen.«
    »W arum schaust du mich ständig an?« Mir war klar, dass ich schlichtweg meine ursprüngliche Frage neu formulierte, aber er hatte mir noch immer keine Antwort gegeben.
    »M acht es dir etwas aus?«
    »B eantworte meine Frage.« Ich richtete mich auf und versuchte, eindrucksvoll zu wirken. Ich wollte auf keinen Fall, dass er merkte, wie sehr er mich aus dem Gleichgewicht brachte.
    »A lle sehen dich an«, sagte Finn kühl. »D u bist sehr attraktiv.«
    Das hätte ein Kompliment sein können, wenn seine Stimme dabei nicht völlig gefühllos gewesen wäre. Ich wusste nicht, ob er mich wegen meiner nicht existenten Eitelkeit aufziehen wollte oder eine simple Tatsache von sich gab. Schmeichelte er mir oder hänselte er mich? Oder etwas ganz anderes?
    »N iemand starrt mich so an wie du«, sagte ich so ruhig wie möglich.
    »W enn es dich stört, versuche ich, damit aufzuhören«, lenkte Finn ein.
    Das war gerissen. Um ihn dazu zu bringen, aufzuhören, hätte ich zugeben müssen, dass mich sein Verhalten ärgerte, und so etwas wollte ich auf keinen Fall zugeben. Wenn ich
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