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Die Time Catcher

Die Time Catcher

Titel: Die Time Catcher
Autoren: Richard Ungar
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werfe ihr einen bewundernden Blick zu. Von allen Yogastellungen gefällt mir die Kiefer am besten, doch so lange wie Abbie kann ich sie niemals halten. Ich will ihr gerade vorschlagen, es mal mit einem anderen Baum zu versuchen, um ihre Muskeln ein wenig zu entspannen, als Claude ruft: »N icéphore!«
    Nicéphore schaut auf und sieht mich neben sich stehen.
    »W er bist du?«, fragt er.
    »I ch heiße Robert«, antworte ich. »I ch bin der Sohn der Schwester Ihrer Schwägerin, also der Frau Ihres Bruders Bernhard.«
    »O h«, entgegnet Nicéphore und klingt dabei ungefähr so erfreut wie jemand, der gerade entdeckt hat, dass an seiner Hose ein Knopf fehlt.
    »N icéphore, es geht los! Wir müssen etwas tun!«, ruft Claude.
    Nicéphore seufzt und geht zu Claude, der immer noch am Fenster steht.
    »D a ist nichts«, sagt Nicéphore in einem erschöpften Ton, der verrät, dass er diese Worte nicht zum ersten Mal an seinen Bruder richtet.
    S howtime! , teile ich Abbie mit, die rasch an den Arbeitstisch tritt.
    »S ieh genau hin, mein Bruder. Die dreifarbigen Wesen sind schlau. Sie verbergen sich im Regen.«
    »I ch sehe genau hin, aber da draußen – nichts als Bäume!«, entgegnet Nicéphore.
    Abbie beugt sich über den Arbeitstisch und zieht das Duplikat hervor. Das ist ein kritischer Moment. Falls sich einer der Brüder jetzt umdreht, wird sie auf frischer Tat ertappt werden.
    Ich laufe zu den beiden Männern und zeige in den Himmel. »D ort!«, sage ich. »D ort ist eines der dreifarbigen Wesen. Ich kann es genau erkennen!«
    Claude und Nicéphore recken die Köpfe in die Richtung, in die ich zeige.
    »W as für eine Farbe?«, fragt Claude mit zitternder Stimme.
    »O range und blau«, flüstere ich, getreu Claudes früherer Beschreibung. »U nd ein bisschen Rot.«
    Claude lächelt selbstgefällig. Nicéphores Augen haben sich zu schmalen Schlitzen verengt, während sie den Himmel absuchen.
    Über die Schulter hinweg schaue ich zu Abbie hinüber, die das Diebesgut unter ihrem Kleid verstaut hat. Sie macht zwei Schritte nach rechts und nimmt wieder ihre Kieferpose ein.
    »D as ist doch kompletter Irrsinn«, sagt Nicéphore schließlich und kehrt dem Fenster den Rücken.
    Als er Abbie erblickt, fragt er: »W er ist dieses Mädchen?«
    Sie beachtet ihn nicht und trällert:
    »T otengeister um dich schweben
    greifen auch nach deinem Leben
    nutze deine letzte Frist
    bis für immer Ruhe ist.«
    »S ie ist meine Schwester«, beginne ich. »E ntschuldigen Sie bitte ihr Verhalten. Es geht ihr nicht gut. Ich muss sie noch höher hinaufbringen. Kann man vom Inneren des Hauses aufs Dach gelangen, Monsieur?«
    Nicéphore lässt seinen Blick von mir zu Abbie und weiter zu Claude schweifen. Ich kann förmlich sehen, wie es in seinem Gehirn arbeitet. Armer Kerl. Er wird sich bestimmt fragen, ob er sich das nur einbildet oder ob alle Menschen um ihn her ihren Verstand verlieren.
    »H ier entlang«, sagt er und zeigt auf ein paar grobe Holzstufen neben einem der Fenster.
    Ich erwäge, Claude erneut um Hilfe zu bitten, doch er scheint beschäftigt zu sein.
    »K omm, Schwester«, fordere ich sie auf. Abbie hält nach wie vor ihre Handflächen aneinander und folgt mir mit steifen Schritten die enge Treppe hinauf.
    Der Dachboden hat nur ein kleines Fenster. Ich ziehe den Kopf ein, um mir nicht an den Deckenbalken den Kopf zu stoßen.
    Abgesehen von einem einfachen Tisch und einem Stuhl ist der Raum völlig unmöbliert. In die Dachschräge, direkt über dem Tisch, ist eine Luke eingelassen, die ich fast übersehen hätte.
    Ich will gerade mein Handgelenk berühren, als Abbie mich zurückhält. »W arte, wir sind noch nicht auf dem Dach.«
    »M acht doch nichts«, entgegne ich. »W ir können auch von hier aus zurückreisen.«
    »S timmt schon«, gibt sie mir recht. »A ber wer weiß, wann wir das nächste Mal in Frankreich sein werden? Komm, lass uns schauen, wie der Ausblick von dort oben ist.«
    Ein Blick auf meinen Fingernagel sagt mir, dass wir immer noch acht Minuten Zeit haben. »O kay.«
    Ich klettere auf den Tisch und versuche, die Luke nach oben zu drücken. Doch erst beim dritten Versuch gelingt es mir.
    Das Licht, das in den Raum fällt, wird von einigen dicken Regentropfen begleitet.
    Auch Abbie krabbelt auf den Tisch. Ich mache eine Räuberleiter und hieve sie durch die Öffnung auf das Dach.
    »K omm her, Cale. Hier oben ist es fantastisch!«
    Ich presse meine Hände gegen die Seiten der Luke, stemme mich hinauf und krieche
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