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Die Tigerin

Die Tigerin

Titel: Die Tigerin
Autoren: Carter Brown
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Humor und macht immer Spaß«, sagte sie. Ihre rundliche Hand ruhte auf
meinem Schenkel und gleich darauf krallten sich die langen Nägel scharf in mein
Fleisch. »Aber bitte seien Sie diskret, Lieutenant«, flüsterte sie. »Frank ist
ein sehr reizender Bursche, aber manchmal kann er recht bösartig werden.
Verärgern Sie ihn nicht durch allzu viele Fragen und so was. Ja?«
    »Ich werde ihn mit
Samthandschuhen anfassen«, versprach ich. »Und das erinnert mich an etwas — würden
Sie mir den kleinen Gefallen tun und Ihre Krallen aus meinem Bein nehmen ?«
    Sie stand mit einer
schlangenartigen Bewegung von der Couch auf, streckte die Arme über den Kopf
und gähnte sanft. Der zitronengelbe Pullover schien — genau wie meine Augen — für
ein paar Sekunden förmlich an der prächtig gewölbten Superkonstruktion zu
kleben, dann atmete sie langsam wieder aus.
    »Lieber Himmel!« Auf ihrem
Gesicht lag ein beinahe schüchterner Ausdruck, als sie zu mir herabblickte.
»Sie haben es aber eilig, Lieutenant, Sie lassen einem Mädchen ja keine Zeit
zum Überlegen. Warum bleiben Sie nicht noch ein bißchen und trinken etwas ?«
    »Es ist eine starke Versuchung,
Tania«, sagte ich und stand auf. »Aber nicht gerade jetzt, vielen Dank.
Vielleicht ein andermal, wie ?« Ich schob mich
währenddessen auf die Tür zu.
    »Ich glaube nicht«, sagte sie
gleichmütig. »Entweder jetzt oder nie, ist mein Wahlspruch. Es ist seltsam, man
trifft eine Menge Burschen, die wie richtige
Männer aussehen, aber nachher stellt sich immer heraus, daß sie doch bloß
Karnickel sind .«
    »Das letztemal , als ich in Hollywood war, habe ich Bugs Bunnys
Autogramm bekommen«, erklärte ich bedauernd. »Das hat meine ganze
Weltanschauung verändert .«

DRITTES KAPITEL
     
    R etiro hieß
das Haus, und es war in der Tat eine Zuflucht Es lag genau in der Mitte eines
großen Parks, wie Tania Stroud gesagt hatte. Die
Waldlichtungen waren so idyllisch, daß ich jeden Augenblick erwartete, ein
Liebespaar mit gleichermaßen kurzgeschorenen Schöpfen aus dem Gebüsch
auftauchen zu sehen — der eine Teil mit einem Rock als unterscheidendes
Geschlechtsmerkmal angetan — , um erregt zu verkünden, daß der frische Pfefferminzgeschmack
den eigentlichen Genuß bei Filterzigaretten ausmache. (Wenn sie es schließlich
fertigbringen, den Tabak mit Whiskygeschmack zu imprägnieren, werde ich
vielleicht das Rauchen auf altmodische Art aufgeben!)
    Das
Haus war in massivem Pseudo-Tudorstil erbaut und wirkte wie ein armseliger
Abklatsch englischen Pseudo-Tudorstils — und der ist schon pseudo genug, wie
ich mich aus lange zurückliegenden Vorkriegstagen in der Umgebung Londons
erinnere. Ich ließ den Wagen auf der kiesbestreuten Zufahrt stehen und zog an
der Kette neben der massiven Eichenholztür. Die antike Bronzeglocke begann,
heftig zu schwingen und verkündete den Insassen des Hauses, daß draußen jemand
wartete.
    Bevor der volltönende Klang der
Glocke verstummt war, öffnete sich die Tür, und ein Hausmädchen ohne die Spur
eines Willkommenlächelns erschiene. Sie bedurfte
dieses Lächelns auch nicht — nicht mit diesem kecken, leicht sinnlichen und
fast schönen Gesicht. Oben auf ihren kurzen blonden Locken thronte in der Tat
ein mit Rüschen versehenes Dienstmädchenhäubchen, das aus einem in Frankreich
spielenden Hollywoodlustspielfilm des Jahres 1935 zu stammen schien. Selbst
wenn das Gesicht weder durch ein Auseinanderziehen des Mundes noch durch
blitzende Zähne etwas freundlich Einladendes verkündete, so bot der schlanke
Körper mit den sich gegen das schwarze Kleid pressenden Kurven vollen Ersatz. Willkommen,
Fremder — du bist zu Hause — sagte er zu Wheeler, wenn nicht zu der
ganzen weiten Welt.
    Für etwa fünf Sekunden erfolgte
keine Unterhaltung. Wir sahen einander nur an. Ich dachte, es sei an dem
Mädchen, zuerst den Mund aufzutun, weil sie die Tür geöffnet hatte und
zumindest: »Ja, bitte, Sir ?« hätte sagen können. Nach
weiteren fünf Sekunden hielt ich es nicht mehr länger aus.
    »Wenn Ihnen irgend
welches Zubehör abgeht«, sagte ich in vertraulichem Ton, »so wird meine
Firma glücklich sein, es Ihnen zu liefern — zusammen mit dem Staubsauger .«
    »Was Sie auch verkaufen«, sagte
das Mädchen gleichgültig. »Entweder haben wir es oder wir brauchen es nicht.
Fahren Sie langsam, wenn Sie auf dem Kiesweg wenden — Reifenspuren machen immer
unnötige Arbeit .«
    »Das habe ich schon immer
gesagt«, erwiderte ich und
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