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Die Tigerin

Die Tigerin

Titel: Die Tigerin
Autoren: Carter Brown
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nickte
mitfühlend. »Aber diese Gesichtslotion, die ich Ihnen da anbiete, entfernt
garantiert alles, einschließlich des Burschen, dessen Sie letzte Woche
überdrüssig geworden sind. Sie können sie in einer mit Vicunafell bezogenen Flasche mit Kamelhaarstöpsel haben und...«
    »Wer
sind Sie eigentlich ?« Ihre Stupsnase rümpfte sich
angewidert. »Ein Verrückter?«
    »Das
vielleicht auch, aber in jedem Fall ein Polizeibeamter«, sagte ich vergnügt.
»Lieutenant Wheeler vom Büro des Sheriffs, aber Sie können mich Al nennen .«
    »Den
Teufel werde ich tun«, sagte sie mit einem bedauerlichen Mangel an
Originalität. »Wenn Sie Polizeibeamter sind, dann bin ich eine...«
    »Sprechen
Sie’s nicht aus«, warnte ich sie und zeigte ihr dann meine Marke. »Ich möchte
mit Frank Corben sprechen .«
    »Sind
Sie wirklich Polizeibeamter ?« Sie starrte noch ein
paar Sekunden länger auf die Marke, hob dann den Kopf und sah mich wieder
zweifelnd an. »Warten Sie hier, ich werde mich erkundigen, ob er Sie sprechen
will .« Die Tür wurde mir vor der Nase zugeschlagen,
bevor ich etwas einwenden konnte.
    Ich
zündete mir eine Zigarette an während ich wartete, und überlegte, ob ich,
sofern dies der neue Typ Hausmädchen ist, nicht besser eine
Hausangestelltenvermittlung eröffnen sollte, statt mit Recht und Gesetz die
Zeit zu vergeuden. Dann öffnete sich die Tür wieder, und das Mädchen sah mich
zweifelnd an, als ob sie gehofft hätte, ich wäre in der Zwischenzeit
verschwunden.
    »Mr. Corben läßt bitten, Lieutenant«, sagte sie gleichmütig.
»Ich weiß zwar mit dem besten Willen nicht, warum, aber ich glaube, das ist
seine Sache und nicht meine .«
    Ich
trat in den breiten Korridor, wartete, bis sie die Haustür geschlossen hatte,
und folgte dann ihrer sich sachte hin und her wiegenden, von schwarzem Satin
umspannten Hinterfläche , bis wir zu einer getäfelten
Tür kamen. Das Mädchen klopfte, öffnete die Tür und trat beiseite. »Mr. Corben ist drinnen«, sagte sie forsch. »Ich gehe jede Wette
ein, daß er Sie ebenfalls für einen Verrückten hält .«
    Eine
Antwort schien mir Zeitverschwendung, und so trat ich ins Zimmer, und mein
erster Eindruck war, daß in einem solchen Haus ein solcher Raum nur mit
»Arbeitszimmer« bezeichnet werden konnte. Es war ein großer, betont männlich
wirkender Raum mit dunkler Eichenholztäfelung, Jagdtrophäen und zwei Vitrinen
voller alter Schußwaffen . Vier mit Leder bezogene
Lehnsessel standen in einem ordentlichen Halbkreis um den leeren massiven
Kamin, und in einem von ihnen saß ein in Tweed gekleidetes Individuum, das eine
Pfeife mit langem Stiel und übergroßem Pfeifenkopf rauchte.
    Er
stand auf, als ich auf ihn zukam. Ein freundliches Lächeln in Kombination mit
durchsichtiger, eng über die Backenknochen gespannter Haut verlieh ihm das
herzerwärmende Aussehen eines kreischenden Totenschädels.
    »Lieutenant
Wheeler, nicht wahr ?« Er streckte eine hagere Hand
aus, und die kalten spatelförmigen Finger berührten
kurz die meinen. »Sehr interessant, Lieutenant, ich bekomme nicht oft Besuch
von der Polizei .« Er gab ein tief aus seiner Kehle
dringendes, leise glucksendes Geräusch von sich, das in starkem Gegensatz zu
seiner vorhergehenden schnarrenden Stimme stand, was mich zu der Annahme bewog,
es handelte sich um Gelächter und er hätte irgendwie einen Witz gemacht, der
mir entgangen war. »Das heißt«, er gluckste wieder, »es ist überhaupt der erste !«
    »Ich
bin mit den Nachforschungen über die Ermordung eines Mädchens namens Bernice Kains beauftragt«, sagte ich formell. » Mrs. Stroud sagte mir, Sie könnten mir vielleicht
behilflich sein .«
    »Tania
hat das gesagt ?« Er zog die Pfeife zwischen den
blutleeren Lippen heraus und starrte mich in offensichtlich echter Überraschung
an. »Ich möchte wissen, wie sie darauf gekommen ist .«
    »Vielleicht
hielt sie mich für einen Irren, genau wie Ihr Mädchen ?« sagte ich kalt.
    »Ach,
du lieber Himmel!« Er tippte mit dem Pfeifenstiel gegen seine Vorderzähne, ein
Geräusch, bei dem es mir eiskalt über den Rücken lief. »Ist Betty wieder
unverschämt gewesen ?«
    »Wenn
Betty Ihr Hausmädchen ist, dann kann man das wohl sagen«, antwortete ich. »Ich
könnte mir vorstellen, daß sie in der Gilde der Hausangestellten ziemlich
einmalig ist ?«
    »Kann
man wohl sagen .« Er gluckste eine Weile vor sich hin,
was zumindest eine Unterbrechung der Periode des
Mit-dem-Pfeifenstiel-gegen-die-Zähne-Tippens
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