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Die teuflischen Schwestern

Die teuflischen Schwestern

Titel: Die teuflischen Schwestern
Autoren: Robert Lory
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Ich muß Sie warnen. Er ist sehr gescheit und nicht minder geschickt.«
    »Nicht allzu gescheit, Ma’am, oder er hätte die Quittungen für seine kleinen Geschenkausgaben besser versteckt. Nein, nicht besonders gescheit. Was die Geschicklichkeit angeht, so werde ich ihm morgen davon ein Schulbeispiel liefern.«
    Das war nahezu unsere gesamte Unterhaltung gewesen; und so machte ich mich am nächsten Tag daran, Harvey Armstead meine unvergleichliche Geschicklichkeit zu beweisen.
    Kurz vor zehn Uhr parkte ich den Wagen hinter einem Hügel und erklomm, das Fernglas in der Hand, die Hügelkuppe.
    »Sie werden keine Mühe haben, Skoal-Haus zu erkennen«, hatte meine Klientin behauptet und dargelegt, daß es sich um eines jener seltsamen alten Häuser handelte, in dem sich die Vorstellungen des Architekten vom alten Spanien mit dem schlechten Geschmack des Hausherrn mischten. Sie hatte die weiße Stuckverkleidung besonders erwähnt, weil sie der Hauptgrund war, weshalb sie dem Haus seinen Namen gegeben hatte. Ich begriff das nicht. Ich war immer der Meinung gewesen, man sage Skoal zueinander, wenn man Grog trank.
    »Völlig richtig«, erläuterte sie, »und in gewisser Hinsicht ist das Haus eine Art Toast auf mich -oder auf meinen Erfolg, der es mir gestattet, so ein Haus zu kaufen. Aber der Trinkspruch stammt aus jenen Tagen, als die alten Wikinger aus den Schädeln ihrer getöteten Feinde tranken. Am Anfang meiner Laufbahn, Mr. Urban, besaß ich viele Feinde – oder sollte ich sagen: Konkurrentinnen? -, und ich zählte zu den wenigen, die den schweren Anfang durchzustehen vermochten. Skoal-Haus — das Schädelhaus — ist ein Denkmal meiner Beharrlichkeit.«
    Schädelhaus – dieser Name ging mir nun durch den Kopf, als ich es betrachtete. Der Name des Hauses ähnelte auch dem Titel eines ihrer frühen Filme. So ist das. Wir brauchen alle ein bißchen Selbstbestätigung.
    Auf mich allerdings wirkte das Haus keineswegs wie ein Schädel. Wenigstens nicht im Schein der Morgensonne. Vielleicht verhielt es sich nachts bei entsprechenden Lichtverhältnissen ganz anders. Jetzt jedoch wirkten das Hauptgebäude und der angebaute Schuppen, dessen unterer Raum als Garage für drei Autos diente, eher wie – nun, die Farbe erinnerte an Zahnbelag, der von Nikotin herrührt. Ein riesiges Maul... das war der Eindruck, den ich von Skoal House hatte. Die hohen, schmalen Fenster verstärkten diesen Eindruck, ebenso die alten, roten Dachziegel, die wie gummifarbenes Zahnfleisch wirkten, das sich anstrengte, die Reihen hohler Zähne zusammenzubeißen.
    Als dieser Eindruck sich in mein Bewußtsein grub, kam ich zu der Auffassung, daß der Name, den Mara Kent gewählt hatte, vielleicht doch nicht so fehl am Platze sei. Ich verband das Haus nach wie vor nicht mit der Vorstellung eines Schädels, doch selbst am hellen Tag wirkte es wie etwas Dunkles, etwas Böses, das auf der Lauer lag ...
    Ich mußte mich fast gewaltsam an den Grund meiner Anwesenheit erinnern. Während ich mich bemühte, das Gebäude zu psychoanalysieren, hatte ein Angestellter – ein Fahrer – eines der drei Autos aus der Garage geholt. Als ich mein Fernglas herumschwenkte, half der Uniformierte, eine derbe Gestalt, Harvey Armstead auf die Rückbank des Wagens, eines schwarzen Rolls Royce. Er schloß die Tür, öffnete die Tür zum Fahrersitz, schloß sie ebenfalls; dann rollte das Fahrzeug an.
    Auf dem Weg zum Buick brach ich mir beinahe einen Knöchel, aber ich nahm die Verfolgung auf. Der Rolls-Royce fuhr in die Richtung, aus der ich gekommen war. Wir kehrten mit beachtlicher Geschwindigkeit in die Stadt zurück. Nachdem wir die Landstraße erreicht hatten, nutzte ich eine Gelegenheit und überholte das Fahrzeug. Als ich mich dicht dahinter befand, bemerkte ich, daß Armstead nicht allein auf der Rückbank saß – und die Frau, die ihn begleitete, war mir nur zu gut bekannt.
    Es gab keinen Zweifel. Dort saß meine Klientin und wurde von ihrem angeblich ungetreuen Ehemann in die Stadt mitgenommen. Etwas später ließ ich mich meinerseits von dem Rolls Royce überholen. Ich war verstimmt. Verdammt, wenn sie Informationen über das Treiben ihres Ehemanns wollte, sollte sie ihn doch allein lassen!
    Meine handschriftlichen Notizen für Mittwoch umfassen folgende Eintragungen über den weiteren Tagesverlauf:
    11.15 Uhr – Fahrer setzt das Paar vor dem Juweliergeschäft Malzberg ab und fährt fort. Ich warte im Halteverbot.
    11.30 Uhr – Der Rolls Royce ist zurück, aber
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