Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die teuflischen Schwestern

Die teuflischen Schwestern

Titel: Die teuflischen Schwestern
Autoren: Robert Lory
Vom Netzwerk:
nicht entbehrlich. Sie dagegen, Mr. Urban, können wir sehr wohl entbehren — so wie die beiden Polizisten. Daher schlage ich vor, daß Sie sich meinem Willen gänzlich unterwerfen.«
    Ich zwang mich zu einem Lachen. »Und andernfalls? Sie werden mich töten? Mir scheint, Belohnung und Strafe bieten die gleichen Aussichten.«
    Ihre Augen blitzten mich an. »Es gibt verschiedene Wege, den Tod zu finden. Leichte und unangenehme. Darin liegt Ihre Wahl, Mr. Urban. Beantworten Sie nun meine Fragen. Kurz und befriedigend. Woher wußten Sie, daß ich nicht die echte Mara Kent bin? Ich habe alle täuschen können — das Personal, sogar ihren Ehemann. Aber nicht Sie. Warum?«
    »Warum?« wiederholte ich. »Wozu wollen Sie das erfahren? Nun ist es doch gleichgültig. Ich bin keine Gefahr mehr für Sie.«
    »Es ist nicht gleichgültig. Welche Fehler ich auch begangen haben mag, sie dürfen mir nicht noch einmal unterlaufen. Antworten Sie! «
    Noch einmal. Diese Formulierung, glaube ich, bereitete mir in diesem Moment die allermeisten Sorgen. Aber sie wollte, daß ich antwortete, und so tat ich es.
    »Beginnen wir mit Ihrer Vorliebe für Perlen. Dann die Gesundheitsnahrung. Ferner das neue sexuelle Verhältnis zu Mara Kents Ehepartner.«
    »Keine guten Antworten, Mr. Urban. Menschen wechseln ihren Geschmack und ihre Gewohnheiten häufig. Mr. Armstead hatte diese Veränderungen bemerkt. Dennoch schöpfte er nicht den Verdacht, ich könne nicht seine Frau sein.«
    »Gewiß, aber er suchte auch nicht nach einer anderen Frau. Aber ich tat es, müssen Sie wissen. Deshalb hatte Mara Kent sich an mich gewandt – um Sie zu identifizieren. Selbstverständlich ahnte sie nicht, daß Sie sich in ihrer Nähe befinden. Und dann, als ich Ihnen diese kleine Falle stellte ...«
    Sie lachte. »Sie meinen die Fragen zur afrikanischen Mythologie? In gewisser Hinsicht sehr klug, ja. Sie schickten sie aus dem Haus zur Bibliothek, bevor...«
    »Bevor Sie sie in Trance versetzen und verbergen konnten«, beendete ich den Satz.
    Abschätzend musterte sie mich. »Sie wußten auch davon?«
    »Nein. Nicht bis heute nacht. Aber sie lag nicht in einem gewöhnlichen Schlaf, als ich sie zuletzt sah. Und das erklärt allerhand, zum Beispiel, wieso sie in einem Raum einschlafen und in einem anderen aufwachen konnte. Und ihre Gedächtnislücken.«
    »Und doch hat der Trick nicht geklappt, nicht wahr? Ich sah die Verwirrung auf Ihrem Gesicht, als ich Ihnen die richtige Auskunft gab.«
    Die richtige. Ja, es stimmte. Sie hatte die gleiche Antwort gegeben wie zuvor Mara Kent. Das bedeutete, wenn ich den Gesetzen der Logik vertraute, daß ich soeben über etwas anderes Aufschluß erhalten hatte, und es kam mir gerade zurecht, um es zu verwenden.
    »Natürlich haben Sie mir die richtige Auskunft gegeben. Als Sie heute nacht wieder Mara Kent in Trance ausfragten, erfuhren Sie alles über mein Vorgehen. Ich vermute, bei dieser Gelegenheit haben Sie überhaupt zum erstenmal von mir gehört, obwohl man eigentlich annehmen müßte, meine Tätigkeit sei Ihnen schon vor Tagen aufgefallen.«
    Sie schüttelte knapp den Kopf. »Wir haben unsere Grenzen, wie Sie die Ihren. Was wissen Sie noch?«
    »Warum Claude sterben mußte.«
    »Sprechen Sie nur«, sagte sie ruhig.
    Ich zögerte einen Augenblick. Den ersten Teil meiner Annahme betrachtete ich als gesichert. Mara Kent hatte mir erzählt, wie Claude reagierte, als er sie von seinem Fenster aus erblickte. Der Rest war Spekulation, aber nicht völlig unbegründet. Er hatte immerhin kleine Goldstückchen in seiner Wohnung aufbewahrt.
    »Claude sah Miß Kent, kurz nachdem er Sie gesehen hatte. Er begriff, daß es sich um zwei Personen handeln mußte. Es war höchst ungeschickt von Ihnen, sich zu zeigen, während sie sich im Haus aufhielt, aber ich denke, Sie hatten Ihre Gründe. Er sah Sie also beide. Mehr noch, er beobachtete Sie dabei, wie Sie den Schmuck zerstörten, den Sie kürzlich erst gekauft hatten.«
    »Das hat er Ihnen erzählt?«
    »Nein. Er sagte nur, er habe etwas gesehen. Und in seiner Wohnung wurden Reste von Goldschmuck gefunden. Das Gold war einem Feuer ausgesetzt worden, und an einem Klümpchen klebte eine Spur von Nagellack.«
    »Sie vermögen außerordentlich raffinierte Schlußfolgerungen zu ziehen, Mr. Urban. Vielleicht können Sie mir auch sagen, warum Mr. Armstead vor seiner Zeit sterben mußte.«
    Vor seiner Zeit. Etwas Ähnliches hatte sie schon einmal erwähnt. Armstead und Claude hätten sterben
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher