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Die teuflischen Schwestern

Die teuflischen Schwestern

Titel: Die teuflischen Schwestern
Autoren: Robert Lory
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Nach einer schnellen und erstaunlich gut gelungenen Rolle zur Seite riß ich den 38er hoch und feuerte auf die dunkle Gestalt über mir. Ich drückte zweimal ab, und dann schrie ich auf.
    Ich wußte, daß die Kugeln getroffen hatten, aber das Ding zeigte sich nicht im geringsten beeindruckt!
    Ja, das Ding.’
    Ein plötzlicher Flammenausbruch im Polizeifahrzeug hatte die Umgebung nahezu taghell erleuchtet. Und zum ersten Mal sah ich den Angreifer mit aller Deutlichkeit.
    Er besaß den Körper eines Menschen, ja, aber das Gesicht...
    Das Gesicht war unfertig, in einem Zustand, als habe ein irrer Bildhauer eine Büste begonnen und sie dann nicht vollendet. Und noch während mein Schrei durch die Nacht hallte, erkannte ich, welche Züge das Gesicht tragen würde, sollte es jemals voll ausgebildet sein.
    Es sah aus wie eine unvollendete Büste von Harvey Armstead!
    » Nein! «
    Nicht meine Stimme hielt das Geschöpf auf, als es sich über mich beugte und die Hände ausstreckte. Es war die von Mara Kent – der falschen Kent.
    »Dieser soll nicht sterben – noch nicht«, sagte sie. »Bring ihn hinein.«
    Ich wurde hochgehoben, als wäre ich ein Kind. Der Gesichtslose stieß ein tierisches Grunzen aus, während er mich hinüber zur Tür drängte. Es klang eher wie ein Laut der Geringschätzung als wie etwas anderes, und das war vermutlich die Ursache der zweiten Adrenalindosis, die nun wie glühende Lava in meinen Kreislauf schoß. Auf dem Absatz wirbelte ich herum, biß die Zähne aufeinander und stieß den Lauf meines Colts direkt zwischen die Augen des Wesens.
    Und dann schrie ich wieder auf. Denn statt des harten Aufpralls, den ich erwartet hatte, ertönte so etwas wie ein -ein Platsch!, und die Waffe und meine Hand drangen bis zum Knöchel in eine weiche, beinahe zähflüssige Masse ein! Ich zog meinen Arm zurück und starrte, von Grauen gepackt, die Hand und die Waffe an, als ich einen dumpfen Hieb gegen die Schafe bekam. Die Wucht des Schlags warf mich gegen die Hausmauer, und vor meinen Augen begannen Licht- und Funkenkaskaden zu tanzen, die langsam verblaßten und erloschen. Ich sank in totale Finsternis.
    Aber bevor ich das Bewußtsein verlor, empfand ich noch einmal mit doppelter Stärke den Schock, der über mich hereingebrochen war. Das Zeug an meinen Fingern und an der Waffe ... Es war gelber Schleim.
     
     
Band 6, Spur 1
     
    Wie lange ich bewußtlos blieb, weiß ich nicht mit Sicherheit zu sagen. Wahrscheinlich nicht länger als fünfzehn oder zwanzig Minuten. Meiner Uhr zufolge erwachte ich kurz nach fünf Uhr.
    Als mein Verstand sich klärte, erkannte ich, daß ich mich in jenem Teil des Schuppens befand, der als Lagerraum diente. Ich sah ringsum Werkzeug aller Art, Kisten und Kästen sowie alte Möbelstücke, die bessere Tage gesehen hatten; anscheinend war jemand mit weichem Herzen außerstande gewesen, sie endgültig aus dem Verkehr zu ziehen. Möbel, die für das Haus nicht mehr gut genug waren, aber auch zu wertvoll, um sie dem Personal zu überlassen.
    Es gab nur eine Lichtquelle, nämlich eine nackte Glühbirne, die von der Decke schwaches Licht aussandte. Ich konnte die Tür sehen – oder eine Tür -, aber den Gedanken, mich ihr zu nähern, mußte ich unverzüglich verwerfen. Nein, ich war nicht gefesselt, meine Glieder waren frei. Aber in Sesseln rechts und links von mir saßen die entscheidenden Hindernisse, die mich vorerst zurückhielten.
    Rechts saß das Geschöpf mit dem unvollständigen Gesicht Harvey Armsteads.
    Das Wesen zu meiner Linken war größer und ähnelte ein wenig dem toten Fahrer, Claude.
    Beide trugen Perlenschmuck um den Hals. Keiner schien mich zu beachten. In der Tat wirkten sie ganz so, als wüßten sie nichts von sich und nichts von mir, als existierten wir alle drei überhaupt nicht. Vielleicht, dachte ich, schlafen sie. Vielleicht konnte ich doch ...
    Zwei tiefe Grunzlaute ließen mich erstarren, bevor ich mich richtig zu rühren begonnen hatte. Außerdem stand nun jemand an der Tür. Sie kam herein.
    »Wir müssen uns unterhalten«, sagte die Frau. »Sie sind noch am Leben, damit Sie mir sagen, was ich wissen muß.«
    »Mara Kent«, sagte ich. »Ist sie ... ?«
    »Sie lebt«, antwortete die Frau mit Mara Kents Gesicht. »Sie wird in Trance bleiben, bis wir sie brauchen.«
    Ich sah die beiden Gestalten neben mir an. »So wie Sie Armstead und Claude gebraucht haben?«
    Ein Ausdruck von Unmut glitt über ihr Gesicht. »Die beiden mußten leider sterben. Sie waren noch
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