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Die Teufelssonate

Die Teufelssonate

Titel: Die Teufelssonate
Autoren: Alex van Galen
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blassen Gedanken.
    Der Schmerz schien von allen Seiten in seinen Körper zu dringen. Nach und nach gelang es ihm, die wichtigsten Quellen zu isolieren. Sein rechter Arm und die Hüfte waren gebrochen. Er hatte einen tiefen Schnitt an der Stirn. Auch seine Hände waren verbunden. Die Finger waren gequetscht. Der rechte kleine Finger war gebrochen.
    Er hatte eine Menge Fragen, wagte aber nicht, sie zu stellen. Er wußte nicht, ob Valdin noch lebte, und auch nicht, was Vivien der Polizei gesagt hatte. Sie würden es ihm sowieso erzählen, sobald er wieder aufrecht saß und ein paar Bissen hinunterwürgte. Also blieb er liegen, obwohl sein Magen immer lauter knurrte.
    Er war froh, Linda zu sehen. Sie kam am nächsten Morgen und schien empört, daß er aufgewacht war, ohne daß sie dabei gewesen war.
    »Es stehen ein paar Männer auf dem Flur. Die wollen schon eine ganze Weile mit dir reden.«
    »Laß sie nur warten. Schön, daß du da bist.«
    »Ich habe jeden Tag an deinem Bett gesessen, Liebling.«
    Es gelang ihm nicht zu reden. Sie streichelte ihn sanft, bis er wieder einschlief.
 
    Am nächsten Tag kamen zwei Kriminalbeamte an sein Bett. Der ältere führte das Wort. Es war der französische Ermittler, der den Fall seinerzeit untersucht hatte.
    »Wie fühlen Sie sich?«
    »Einigermaßen.«
    »Sie haben Glück gehabt.«
    Notovich nickte.
    »Sie verstehen, daß wir Ihnen gern ein paar Fragen stellen möchten.«
    »Kann das nicht warten?«
    »Es dauert nur einen Moment.«
    Der Ermittler hängte seinen Regenmantel an einen Haken und schob sich einen Stuhl ans Bett. Dann setzte er sich. Sein jüngerer Kollege blieb stehen. Der Atem des Ermittlers roch nach Nikotin und schlechten Eßgewohnheiten. Notovich versuchte, ein wenig von dem stinkenden Mund abzurücken, aber der Schmerz wogte wieder durch seinen Körper.
    »Soll ich jemanden rufen? Brauchen Sie ein Schmerzmittel?«
    Notovich bedeutete ihm, daß das nicht nötig sei. Er wollte dieses Gespräch so schnell wie möglich hinter sich bringen.
    » Bien . Beginnen wir mit dem Fahrstuhlschacht … Vor drei Jahren haben wir dort schon einmal eine Leiche gefunden. Eine Frau, Ende zwanzig …«
 
    Aus den Fragen ergab sich, daß die Polizei vieles aufgeklärt hatte, das Wichtigste aber noch nicht. Dank der Hinweise Valdins wußten sie, daß die sterblichen Überreste höchstwahrscheinlich von Senna stammten, doch für eine DNA -Analyse war es zu spät, weil der Leichnam bereits eingeäschert worden war. Valdin hatte das Kettchen erkannt, das neben der Leiche gelegen hatte. Darum hatten sie zwei Jahre nach ihrem Tod den Raum nochmals durchsucht. Dabei hatten sie Fingerabdrücke von Senna gefunden, die mit denen übereinstimmten, die die niederländische Polizei in Sennas Elternhaus gesichert hatte, in ihrer Dachkammer.
    Aber das bewies nicht hundertprozentig, daß die Tote tatsächlich Senna war. Es konnte kein Zusammenhang zwischen dem Blut auf Notovichs T-Shirt und den sterblichen Überresten hergestellt werden. Außerdem wäre es selbst dann noch schwierig gewesen, vollständig zu beweisen, daß Notovich sie absichtlich getötet hatte.
    Notovich konnte sich zum ersten Mal verteidigen. Er erzählte genau, woran er sich erinnerte. Daß er ihr gefolgt sei. Daß sie Streit bekommen hätten. Und daß der Streit außer Kontrolle geraten sei. Aber er habe sie nie töten wollen. Es sei ein Unfall gewesen. Er fragte, ob die Schere gefunden worden sei, mit der Senna sich selbst verletzt habe. Das wollte der Ermittler nicht sagen.
    »Eine Schere spricht Sie noch nicht frei. Die können Sie ihr auch in die Hand gedrückt haben.«
    »Dann hätte ich ganz nach unten klettern müssen.«
    »Eine kleine Mühe, wenn man einen Mord vertuschen will.«
    »Aber angenommen, ich hätte sie mit einer Schere gestochen, nur mal angenommen. Dann ist sie trotzdem nicht an diesen Verletzungen gestorben. Sie ist durch den Sturz gestorben.«
    »Sie wissen überhaupt nicht, woran sie gestorben ist.«
    »Und ob, ich war doch dabei. Und warum sollte ich sie mit einer Schere bearbeiten, wenn ich sie einfach so hinunterstoßen konnte? Ich habe sie nicht umgebracht. Es war ein Unfall!«
    »Warum haben Sie dann keinen Notarzt gerufen?«
    »Das sagte ich doch gerade: Ich habe mich verlaufen. Ich war …«
    » Exactement! Sie befanden sich in einem äußerst verwirrten Zustand. Und trotzdem versuchen Sie mir weiszumachen, daß Sie logisch gehandelt haben und deshalb diese Schere nicht angerührt haben
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