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Die Teufelsrose

Die Teufelsrose

Titel: Die Teufelsrose
Autoren: Jack Higgins
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sie.
      »Oh, den kriegt man, wenn man
auf dem richtigen Internat ist. In meinem Fall Andover. Und dann
natürlich auf der richtigen Universität.«
      »Lassen Sie mich raten. Yale?«
      »Meine Familie ist immer dorthin gegangen, aber ich be
    schloß, Princeton eine Chance zu geben. Es
war gut genug für Scott Fitzgerald, und ich hatte den Spleen, auch
Schriftsteller zu werden. Hab letztes Jahr den Magister in englischer
Litera tur gemacht.«
      »Aha«, sagte sie.
»Und was tut ein verwöhnter Jüngling von der
Ostküste in Vietnam, und dann noch bei der härtesten Einheit
der Army?«
      »Das frage ich mich oft
selbst«, sagte Brosnan. »Eigentlich wollte ich weitermachen
und promovieren, und dann ging ich eines Tages in unser
Gewächshaus, und da saß Harry, unser Gärtner, und
weinte. Als ich ihn fragte, was denn los sei, entschuldigte er sich und
sagte, er habe eben gehört, daß sein Sohn Joe in Vietnam
gefallen sei.« Brosnan lächelte jetzt. »Aber das
wirklich Schlimme war, daß er noch einen Sohn gehabt hatte, Elie,
und der war ein Jahr vorher im Delta gefal len.«
      Lastendes Schweigen, in dem nur der prasselnde Regen zu hören war.
      »Und dann?«
      »Meine Mutter ließ ihn ins Haus kommen und gab ihm tau
    send Dollar. Ich erinnere mich noch sehr gut
daran, weil der Kaschmirpullover und das seidene Sakko, die ich gerade
trug, ein Jahr vorher in der Savile Row achthundert gekostet hatten.
Und er war so verdammt dankbar.«
      Er schüttelte den Kopf, und Anne-Marie sagte leise: »Also machten Sie die große Geste?«
      »Ich fühlte seinetwegen
Scham, und wenn ich fühle, handle ich. Ich bin ein sehr
gefühlsbetonter Mensch.«
      Er lächelte wieder, und sie sagte: »Und wie finden Sie es?«
      »Vietnam?« Er zuckte mit den Schultern. »Es ist die Hölle.«
      »Aber es hat Ihnen Spaß
gemacht? Ich glaube, Sie haben eine Begabung fürs
Töten.« Er hatte aufgehört zu lächeln, die grauen
Augen blickten wachsam. Sie bohrte weiter: »Sie müssen
entschuldigen, mein Freund, aber Gesichter sind mein Beruf, verstehen
Sie?«
      »Ich bin nicht sicher, ob es
mir gefällt«, sagte er. »Ich bin verdammt gut darin,
das weiß ich. Hier draußen muß man gut darin sein,
wenn der Kerl, der auf einen zukommt, ein Schieß eisen in der
Hand hat und man Weihnachten nach Haus fahren möchte.«
      Er schwieg eine lange Weile und
fügte hinzu: »Aber eines weiß ich. Mir reicht's jetzt.
Meine Zeit ist im Januar um, ich kann es kaum erwarten. Erinnern Sie
sich, was T. S. Eliot über die Schritte gesagt hat, die wir nie zu
der Tür machen, die wir nie zum Rosengarten öffnen? Nun, von
jetzt an werde ich jede Tür öffnen, die ich sehe.«
      Das Morphium wirkte nun richtig. Die
Schmerzen waren fort, aber ihre Sinne arbeiteten nicht mehr so
präzise wie sonst. »Und dann?« fragte sie.
»Wieder nach Princeton und promo vieren?«
      »Nein«, sagte er.
»Ich habe lange darüber nachgedacht. Ich habe mich zu sehr
geändert, um weiterzumachen. Ich werde nach Dublin gehen, ans
Trinity College. Ruhe und Frieden. Meine Wurzeln suchen. Ich spreche
ganz gut Gälisch, weil meine Mutter es mir als Kind eingepaukt
hat.«
    »Und vorher?« sagte sie. »Kein Mädchen, das daheim war
    tet?«
      »Höchstens ein Dutzend,
aber ich würde mich lieber in ein Straßencafé an den
Champs-Elysées setzen und einen Pernod trinken, und dann kommen
Sie in einem von diesen Pariser Hemdblusenkleidern.«
      »Vergessen Sie nicht den Regen,
mein Freund.« Anne-Marie schloß müde die Augen.
»Ohne ihn geht es nicht. Damit wir die feuchten
Kastanienbäume riechen können«, erklärte sie.
»Das gehört zu einem Pariser Erlebnis.«
      »Wenn Sie meinen«, sagte
er, und seine Hände legten sich fester um das M 16, als sich ganz
in der Nähe etwas im Schilf rührte.
      »Ja, Martin Brosnan.«
Ihre Stimme war nun sehr schläfrig. »Ich würde es Ihnen
gern zeigen.«
      »Das ist eine Verabredung«, sagte er, ging auf ein Knie und feuerte ins Schilf.
      Ein Schmerzensschrei, dann eine lange
Antwortsalve, und etwas fuhr Brosnan so heftig in die linke Brust,
daß er quer über das Mädchen nach hinten fiel.
      Sie bewegte sich schwach, und er
richtete sich auf und feuer te mit einer Hand auf den Mann, der aus dem
Schilf angriff, und als das Magazin leer war, warf er das Gewehr dem
Gegner ins Gesicht, zog sein Kampfmesser und stach, während sie
beide zu Boden gingen, unter den Rippen nach dem Herzen.
      Er lag
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