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Die Teufelsrose

Die Teufelsrose

Titel: Die Teufelsrose
Autoren: Jack Higgins
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eine ganze Weile im Schlamm,
ohne den Vietkong loszulassen, wartete, daß er starb, und da
knatterten plötzlich zwei Skyraider über sie hinweg, und ein
halbes Dutzend hintereinander fliegender Kampfhubschrauber löste
sich aus der Regenwolke.
      Brosnan stand unbeholfen auf und nahm
Anne-Marie, das Gesicht vor Schmerz verzerrt, auf die Arme. Er watete
mit ihr durch das Schilf zu dem freien Reisfeld.
    »Ich hab Ihnen ja gesagt, daß die Kavallerie kommen wird.«
      Sie schlug die Augen auf. »Gerade noch rechtzeitig? Und nun?«
      Er grinste. »Eins steht fest. Nach dem hier kann es nur besser werden.«

    Paris 1979

    1

    Ein kalter Wind pfiff über die Seine und
peitschte Regentrop fen gegen die Fenster des Nachtcafés an der
Brücke. Es war ein kleines, trostloses Lokal, sechs oder sieben
Tische samt Stüh len, das gewöhnlich von Prostituierten
besucht wurde. Aber nicht in einer Nacht wie heute.
      Der Kellner hatte die Ellbogen auf
die zinkbeschlagene The ke gestützt und las Zeitung. Jack Corder,
der einzige Gast, ein großgewachsener, dunkelhaariger Mann Anfang
dreißig, saß an einem Tisch am Fenster. Mit seinen Jeans,
der abgewetzten Lederjacke und der Schirmmütze glich er fast einem
Packer vom Fischmarkt am Ende der Straße, was er entschieden
nicht war.
      Barry hatte halb zwölf gesagt.
Also war Corder, um sicher zugehen, schon um elf gekommen. Jetzt war es
halb eins. Nicht daß er sich Sorgen machte. Bei Frank Barry
wußte man nie, woran man war, aber das gehörte zur Methode.
      Corder zündete sich eine Zigarette an und rief: »Bitte einen café noir und noch einen Cognac.«
      Der Kellner nickte, schob die Zeitung
zur Seite. In diesem Augenblick läutete das Telefon hinter der
Theke. Er nahm sofort ab, drehte sich dann fragend um.
      »Heißen Sie Corder?«
      »Genau.«
      »Anscheinend wartet
draußen an der Ecke ein Taxi für Sie.« Er legte auf.
»Möchten Sie den Kaffee und den Cognac noch haben,
Monsieur?«
      »Ich denke, ich nehme nur den Cognac.«
      Corder erschauerte aus keinem
erkennbaren Grund und leerte den Schwenker mit einem schnellen Zug.
»Selbst für Novem
    ber ist es kalt.«
      Der Kellner zuckte mit den Schultern. »In so einer Nacht bleiben sogar die Nutten zu Haus.«
      »Sehr vernünftig.«
      Corder legte einen Schein auf den
Tisch und ging hinaus. Der Wind trieb ihm den Regen ins Gesicht, und er
schlug den Kragen seiner Jacke hoch, lief zu dem Taxi an der Ecke,
einem uralten Renault, riß die hintere Tür auf und stieg
ein. Es fuhr sofort an, und er ließ sich in den Sitz sinken. Sie
rollten über die Brücke, und die Straßenlaternen, dicke
Glasballons, erin nerten ihn unwillkürlich an Oxford, so daß
er das sonderbare Gefühl hatte, all das schon mal erlebt zu haben.
      Zwölf Jahre meines Lebens,
dachte er. Was hätte ich jetzt sein können? Dozent am
Balliol-College in Oxford? Mögli cherweise Professor an einer
weniger interessanten Universi tät? Stattdessen … Aber
sowas zu denken, war sinnlos, völlig sinnlos.
      Der Fahrer war ein alter Mann, der
dringend eine Rasur brauchte, und Corder war sich der Augen
bewußt, die ihn im Rückspiegel beobachteten. Kein Wort fiel,
während sie durch Dunkelheit und Regen fuhren, ein Labyrinth von
Nebenstraßen passierten, zuletzt auf einen Kai im Hafengebiet
abbogen und vor einem Lagerhaus hielten. Eine kleine Lampe beleuchtete
das Schild Renoir & Fils – Imports. Der Taxifahrer saß wortlos da. Corder stieg aus, machte die Tür hinter sich zu, und der Renault fuhr fort.
      Es war sehr still, nur das
Plätschern des Wassers im Hafen becken, in dem Dutzende von
Kähnen vertäut waren. Regen prasselte nieder und verwandelte
sich im Lichtkegel der Lampe über dem Schild in Silber. In das
Haupttor war eine kleine Tür eingelassen. Als Corder die Klinke
drückte, ging sie sofort auf, und er trat ein.
      Der Speicher war vollgepackt mit
allen möglichen Ballen und Kisten. Es war dunkel, aber am anderen
Ende brannte Licht, und er ging darauf zu. Ein Mann saß an einem
Tisch, der von einer nackten Glühbirne beleuchtet wurde. Er hatte
eine Karte vor sich ausgebreitet; daneben stand eine Aktentasche. Er
notierte gerade etwas in ein kleines, ledergebundenes Terminbuch.
      »Hallo, Frank«, sagte Corder.
      Frank Barry blickte auf. »Ah,
da sind Sie ja, Jack. Tut mir leid, daß ich Sie durch halb Paris
geschleift habe.«
      Der Akzent war gutes
Internatsenglisch mit einem winzigen Beiklang von
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