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Die Teufelshaube

Die Teufelshaube

Titel: Die Teufelshaube
Autoren: franklin
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zwischen dem König und seinem Sohn zu ermöglichen. Über ihnen hielt Wolvercote den Blick himmelwärts gerichtet. Die Sonne zeigte sich allmählich. Ein Reiher erhob sich aus dem Schilf und flog schwerfällig flussabwärts.
    Henry legte sein Schiefertafelbuch beiseite. »Gut gemacht, Geoffrey. Ist alles gesichert?«
    »Alles sicher, Mylord. Und, Mylord, die Männer, die ich losgeschickt habe, die Königin zu verfolgen, haben Nachricht gesandt. Sie ist gefasst und wird zurückgebracht.«
    Henry nickte. Er zeigte auf Wolvercote und sagte: »Hat er seine Sünden gebeichtet?«
    »Alle außer den Verrat an Euch, Mylord. Er will keine Absolution für seine Rebellion.«
    »Ich hätte dem Schwein sowieso keine Absolution erteilt«, sagte Henry zu Adelia. »Selbst der Herr wird sich das zweimal überlegen.« Er rief: »Dann runter mit ihm, Geoffrey, und möge Gott seiner Seele gnädig sein.« Er winkte den Ruderern, die Fahrt fortzusetzen.
    Als das Boot vorbeiglitt, hoben zwei Männer Wolvercote hoch und stellten ihn auf das Geländer.
    Pater Egbert hob die Stimme, um die Absolution zu sprechen:
»Dominus noster Jesus Christus …«
    Adelia wandte sich ab. Sie war jetzt nah genug, um Emmas Gesicht sehen zu können. Es war völlig ausdruckslos.
    »… Deinde ego te absolvo a peccatis tuis, in nomine Patris et Filii et Spiritus Sancti. Amen.«
    Das Schnarren eines ruckartig gespannten Stricks war zu hören. Gejohle und Jubel auf beiden Seiten der Brücke.
    Adelia konnte nicht hinsehen, aber sie wusste, wann Wolvercotes Todeskampf zu Ende war, denn erst dann drehte Emma sich um und ging.
    Eine Menschenmenge, bestehend aus Soldaten, Nonnen und Gesinde, also fast jedermann aus Godstow, hatte sich auf der Wiese unterhalb der Abtei versammelt, um König Henry zuzujubeln.
    Adelia sah nur drei: einen großgewachsenen Araber, eine ältere Frau und ein Kind, dessen kleine Hand zur Begrüßung auf und ab geschwenkt wurde.
    Schließlich brauche ich nur sie, sonst niemanden.
    Allie hatte anscheinend ein neues Wort gelernt, denn Gyltha versuchte, sie dazu zu bringen, es auszusprechen, indem sie erst die Kleine aufmunterte und dann auf Adelia zeigte, die wegen des lauten Jubels nichts hören konnte.
    Ein Ruf vom gegenüberliegenden Ufer übertönte den Lärm. »Mylord, Mylord. Wir bringen die Königin, Mylord.«
    Auf einen Befehl von Henry hin schwenkte die Barkasse ab und steuerte quer über den Fluss auf eine Reitergruppe zu, die zwischen den Bäumen hervorkam. Ein Mann mit den Zeichen eines Hauptmanns der Plantagenet-Wache stieg ab, während einer seiner Soldaten der Königin von seinem Pferd half, auf dem sie im Damensitz geritten war.
    Ein Türchen in der Heckreling der Barkasse wurde geöffnet und eine Planke hinausgeschoben, die bis zum Ufer reichte. Der Hauptmann, ein besorgt dreinblickender Mann, kam an Bord.
    »Wie ist sie über den Fluss gekommen?«, fragte Henry.
    »Weiter unten lag ein alter Lastkahn, Mylord. Wir glauben, Lord Montignard hat ihn rübergestakt … Mylord, er hat versucht, ihre Gefangennahme zu verhindern, er hat wie ein Wolf gekämpft, Mylord … er …«
    »Sie haben ihn getötet«, rief die Königin vom Ufer aus. Sie wischte die Hand des Soldaten, der sie festhielt, vom Arm, als wäre sie ein Staubkorn.
    Der König trat vor, um ihr an Bord zu helfen. »Eleanor.«
    »Henry.«
    »Die Verkleidung gefällt mir. Steht Euch gut.«
    Sie war gekleidet wie ein Junge, und sie sah wirklich gut darin aus, obwohl niemand auf diese Verkleidung hereingefallen wäre. Schlank genug dafür war sie, doch der schlammfarbene kurze Umhang, die Stiefel und die keck sitzende Kappe, unter der sie ihr Haar verborgen hatte, das alles wurde mit zu viel Stil getragen.
    Der Jubel auf der Seite der Abtei war verstummt. Die Menschen am anderen Ufer beobachteten in gespannter Stille die Begegnung zweier verfeindeter Olympier und warteten auf die Donnerschläge.
    Es kamen keine. Adelia kauerte im Heck und sah zwei Menschen, die einander zu gut und zu lange kannten, um einander jetzt noch zu überraschen. Sie hatten acht Kinder und hatten gemeinsam um den Tod eines der Kinder getrauert, sie hatten gemeinsam große Länder beherrscht, gemeinsam Gesetze gemacht, gemeinsam Aufstände niedergeschlagen, sie hatten gemeinsam gestritten, gelacht und geliebt, und wenn all das jetzt in dem metaphorischen Versuch geendet hatte, einander zu zerfleischen, so lag es doch noch in ihren Augen und hing in der Luft zwischen ihnen.
    Als ob sie es selbst
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