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Die Teufelshaube

Die Teufelshaube

Titel: Die Teufelshaube
Autoren: franklin
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war unerträglich.
    Irgendwer platschte an ihr vorbei. Sie konnte nicht sehen, wer.
    Eine Mauer aus Büschen ragte vor ihr auf. Hektisch tastete sie sich daran entlang bis zum Eingang des Irrgartens, wo das Schreien herkam. Es wurde jetzt leiser. Vernahm sie Worte darin? Ein Gebet? Flehen?
    Sie erreichte den Eingang und stürzte sich hinein.
    Seltsamerweise war die Sicht hier besser. Es war bloß dämmrig, als wären die vielen Gänge schon verwirrend genug und hätten dem Nebel in ihren Windungen Einhalt geboten. Die heckenbewachsenen Tore standen offen, boten noch immer freien Durchgang.
    Er war weit hineingelaufen, fast bis zu dem Ausgang, der zum Hügel führte. Das Geräusch wurde jetzt zu einem leisen Murmeln, als wäre da jemand unzufrieden. Als Adelia näher kam, hörte es ganz auf.
    Beim letzten Todeskrampf hatte sich der Abt rückwärts über die Menschenfalle gereckt, so dass sich sein Bauch nach außen wölbte. Sein Mund war weit aufgerissen. Er sah aus, als wäre er brüllend vor Lachen gestorben.
    Sie schob sich um das Gestell herum zur Vorderseite. Schwyz befingerte das zerfetzte Fleisch, wo die Zähne der Falle in Eynshams Leiste gedrungen waren.
    »Ist ja gut, Rob«, sagte er. »Ist ja gut.« Er sah Adelia an. »Helft mir.«
    Es war sinnlos. Er war tot. Man würde zwei Männer brauchen, um die Falle aufzustemmen. Nur ein Hass so stark wie das Feuer der Hölle hatte Dakers die Kraft verliehen, die Verstrebungen auseinanderzuwuchten, so dass die Zahnreihen flach auf dem Boden lagen und darauf warteten, nach dem Mann zu schnappen, der Rosamund vergiftet hatte.
    Die Haushälterin hatte sich wenige Schritte entfernt hingesetzt, um ihm beim Sterben zuzusehen. Und war mit ihm gestorben, ein Lächeln im Gesicht.
     
    Es gab viel aufzuräumen.
    Sie brachten die Verwundeten zu Adelia auf den Landungssteg, weil sie nicht mehr zum Turm zurückkehren wollte. Es waren nicht viele, und keiner war schwer verletzt. Die meisten mussten nur mit ein paar Stichen genäht werden, was sie mit dem Inhalt von Henrys Nähetui bewerkstelligte.
    Alle waren Plantagenets Männer. Henry hatte keine Gefangenen genommen.
    Sie fragte nicht, was aus Schwyz geworden war. Es war ihr egal. Und ihm war es vermutlich auch egal gewesen.
    Eine Barkasse kam von Godstow den Fluss herauf und brachte Rosamunds vielgereisten Sarg mit. Der Bischof von St. Albans war an Bord einer zweiten. Er war dabei gewesen, als der junge Geoffrey die Abtei erstürmte, und sah zum Umfallen müde aus. Als er Adelia erblickte, blieb er zurückhaltend, aber er dankte Gott für ihre Befreiung. Godstow war ohne Verluste aufseiten Plantagenets erobert worden. Wolvercote, der jetzt in Ketten lag, war der Einzige gewesen, der überhaupt Widerstand geleistet hatte.
    »Allie ist sicher und wohlauf«, sagte er. »Ebenso wie Gyltha und Mansur. Die haben uns vom Fenster im Gästehaus aus angefeuert.«
    Mehr musste sie nicht wissen. Oder doch, eines noch. »Was ist mit Master Warin?«, fragte sie.
    »Diese Heulsuse? Der hat versucht, über die hintere Mauer abzuhauen, also haben wir ihn in Eisen gelegt.«
    »Gut.«
    Es taute immer stärker. Die ausgezackten Eisplatten, die den Fluss hinabtrieben und gegen den Landungssteg stießen, schrumpften sichtlich. Adelia beobachtete sie. Jede einzelne trug ihre eigene kleine Nebelbank durch die verhangene Luft.
    Es war noch immer sehr kalt.
    »Komm mit zum Turm«, sagte Rowley. »Wärm dich auf.«
    »Nein.«
    Er legte seinen Mantel um sie, aber ohne sie dabei zu berühren. »Eleanor ist entkommen«, sagte er. »Sie durchkämmen den Wald nach ihr.«
    Adelia nickte. Es spielte ohnehin keine Rolle mehr.
    Er trat zurück. »Ich muss jetzt zu ihm. Ich soll die Toten segnen.«
    »Ja«, sagte sie.
    Er wandte sich ab und ging zum Turm und zu seinem König.
    Ein zweiter Sarg, der aus Teilen des Scheiterhaufens zusammengehämmert worden war, wurde zum Landungssteg getragen. Dakers würde ihre Herrin ins Grab begleiten.
    Die übrigen Toten wurden im Hof gestapelt. Dort würden sie bleiben, bis die Erde weich genug war, um ein Gemeinschaftsgrab zu schaufeln.
    Henry kam, trieb das Beladen der Barkasse voran und brüllte die Ruderer an, er würde ihnen die Eier abreißen, wenn sie nicht ruderten, was das Zeug hielt. Er wollte möglichst schnell nach Godstow und von dort nach Oxford.
    Er geleitete Adelia an Bord. Der Bischof von St. Albans würde, wie er erklärte, zurückbleiben und sich um die Beerdigungen kümmern.
    Der Nebel war zu dicht, um
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