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Die Terranauten TB 08 - Die graue Spur

Die Terranauten TB 08 - Die graue Spur

Titel: Die Terranauten TB 08 - Die graue Spur
Autoren: Robert Quint
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Dinge, die der Psychochirurg auf Ginger nur unvollkommen aus meinem Gehirn getilgt hatte.
    »Lassen Sie mich in Ruhe«, krächzte ich. »Sie haben den falschen Mann erwischt. Ich bin Lence Zatyr, ehemals Personalmanag des Alfa-Mercedes-Konzerns. Ich weiß nicht, wen Sie suchen, Terranaut, und warum Sie ihn suchen, aber ich bin es nicht. Gehen Sie. Verschwinden Sie.«
    Farrell zog aus der Brusttasche seines dunkelgrünen Overalls einen Zigarillo. Er schob ihn in den Mundwinkel, zündete ihn aber nicht an.
    »Sie sind nicht Lence Zatyr«, sagte er ruhig. »Sie sind nie Manag von Alfa-Mercedes gewesen. Ich weiß, was Sie getan haben. Sie haben Ihren Namen geändert. Sie haben Ihr Gesicht operieren und sich einen Teil Ihrer Erinnerungen fortschneiden lassen. Sie sind von der Erde nach Stormprime und von Stormprime nach Schimmering und von Schimmering nach Ginger geflohen. Sie haben Ihre Spuren verwischt, und Sie haben versucht. Ihre alte Identität auszulöschen. Auf Gulbenkayn, dem einzigen Kontinent Gingers, haben Sie sich an einen Mann namens Lo Chien gewandt. An einen Psychochirurgen, der vor der Revolution der Humos für die konzernabhängige Planetenregierung gearbeitet hatte. Nach der Machtübernahme durch die Rebellen der Gingers Perlen ging Lo Chien in den Untergrund und schloß sich den konterrevolutionären Gruppen um die letzten Graugardisten von Ginger an. Jenen Graugardisten, mit deren Hilfe Sie Kontakt zu Lo Chien erhielten. Er sollte Ihnen helfen. Ihre Vergangenheit zu vergessen und eine andere Identität anzunehmen.«
    Farrell setzte den Zigarillo in Brand.
    Ich lag da und hörte ihm zu, und seine Worte stachen wie Nadeln in meinem Kopf. Lo Chien, dachte ich, und ich sah für den Bruchteil einer Sekunde ein faltiges, schmales Gesicht mit pergamentfarbener Haut und weißen, dünnen Brauen über mandelförmigen Augen.
    »Aber«, fuhr Farrell fort und beugte sich ein wenig näher zu mir, »weder Sie noch die Grauen konnten wissen, daß es sich bei Lo Chien um einen Agenten von Gingers Perlen handelte. Als der Psychochirurg erfuhr, wer Sie waren, informierte er über geheime Kanäle die Revolutionsregierung, und Gua Ho, Vorsitzender des Planetenrates, setzte sich mit dem Terranauten-Vertreter auf Ginger in Verbindung. Wir hätten Sie damals verhaften und aburteilen können, Lence Zatyr, doch unserem Mann auf Ginger erschien dies nicht opportun, denn dadurch wäre Lo Chien enttarnt und die weitere Überwachung der versprengten Ginger-Garden unmöglich gemacht worden. Man entschied sich für eine andere Taktik. Lo Chien erhielt Anweisung, eine reparable Memo-Löschung vorzunehmen. Sie sollten vergessen, Lence Zatyr, aber nicht genug, um auch Ihre Angst zu besiegen. Der Psychochirurg führte den Auftrag aus, und eine unserer verdeckt arbeitenden Logen brachte Sie später dann mit einem Schiff nach Mirrson.«
    Ich schwitzte und starrte Farrell an.
    »Sie meinen«, stieß ich hervor, »ich stand auf Ginger unter Überwachung?«
    Zum erstenmal glitt eine Gefühlsregung über das Gesicht des Terranauten. Er lächelte.
    »Natürlich«, sagte er. »Oder glauben Sie, wir hätten tatenlos zugesehen, wie sich der ranghöchste Konditionierungsfachmann der Grauen Garden aus dem Staub macht?«
    Diesmal lösten Farrells Worte fast körperlichen Schmerz in mir aus, und dann sagte er noch etwas, nur ein Wort, ein einziges Wort. »Gallygool«, sagte er, und der Schmerz wurde zu einer Flamme in meinem Kopf, die Flamme zu einem Feuer und das Feuer zu einem Flächenbrand. Farrell, das Zimmer, alles löste sich vor meinen Augen auf, als das Kodewort – denn ein Kodewort mußte es sein – die Schleusen meiner verlorengeglaubten Erinnerungen öffnete und sich die Bilder einer Sturmflut gleich in mein Bewußtsein ergossen.
    Bilder … Metallene, kahle Gänge, die sich ins Nirgendwo erstreckten. Männer und Frauen in grauen Uniformen und mit grauen Gesichtern und Augen, hart wie Glas. Viele Gesichter, viele Namen. Namen wie Fay Gray, Cosmoral Jaschini, Cosmoral Gambelher, Queen Anafee. Die kathedrale Weite einer Steuerzentrale, ein Dom der Technik über finsteren Kratern, ein Kirchenschiff auf der dunklen Seite des Mondes, allein der Macht geweiht. Im Innern Diodenfresken, Monitorreliquien, die Altäre der Schaltpulte und Computerkonsolen, Hostien aus Mikrochips und Speicherkristallen. Funksprüche aus tausend Lautsprechern; wie rituelle Gebete, die alle mit derselben Beschwörungsformel endeten: Ich höre und gehorche. Der Gott,
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