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Die Terranauten TB 04 - Zeitfenster

Die Terranauten TB 04 - Zeitfenster

Titel: Die Terranauten TB 04 - Zeitfenster
Autoren: Robert Quint
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verlassen.«
    Weil sonst auch dein Kopf rollt, dachte Gral boshaft. Aber er sagte nichts. In einer Vision tauchte Zamuels totes, entspanntes Gesicht wieder vor ihm auf, das Gesicht mit der versengten Wunde, die nicht blutete, und die Winterkälte schien durch die Mauern des turmhohen Gebäudes zu dringen und sich in seinem Herzen festzusetzen.
    Gral räusperte sich.
    »Wie dem auch sei«, murmelte er, »der Zwischenfall in der Pfalz beginnt bedrohliche Dimensionen anzunehmen. Dies ist bereits der dritte Sabotageakt im Laufe eines knappen Jahres, und jedesmal hat es Tote gegeben. Eurochem verliert nicht nur erhebliche Werte, sondern auch Vertrauen …«
    »Das ist General Chemicals Strategie«, zuckte Schreiber die Achseln. »Man schürt systematisch Unruhe und verhetzt die Bevölkerung. So wird der Boden für die Übernahme durch GC vorbereitet. Wer die Sicherheit der Bevölkerung nicht garantieren kann, verliert auch ihre Loyalität.«
    »Flüsterpropaganda?« fragte Gral knapp.
    »Im zunehmenden Umfang«, bestätigte die Dezernentin. »Alles deutet darauf hin, daß GC den Hebel in der Pfalz ansetzen will. GC geht wie damals in Spanien vor. Gewaltaktionen gegen Industrie-, Versorgungs- und Sozialeinrichtungen Eurochems. Die Angst der Bevölkerung wird durch Flüsterpropaganda gezielt verstärkt. Mängel in der Nahrungsmittelversorgung führen zu einem weiteren Vertrauensverlust, bis schließlich die Möglichkeiten zur Kooperation auf Null sinken. All das führt zu erheblichen Defiziten, auf die Eurochem mit dem Rückzug aus den betroffenen Gebieten reagiert – und reagieren muß. In das Vakuum drängen dann die Konkurrenten, insbesondere natürlich General Chemical.«
    »Ich weiß, ich weiß.« Ungeduldig schaltete Gral den Mikrofilmleser auf Schnelldurchlauf und zog heftig an der Zigarette.
    »Wir müssen die Präsenz des SD in der Region Pfalz um jeden Preis verstärken«, erklärte der Vizedirektor. »Ich bin überzeugt, daß dieses Problem bei der nächsten Sitzung des Direktoriums auf die Tagesordnung kommt, und ich möchte nicht, daß Direktor Zamuel dann mit leeren Händen dasteht …«
    Aber er ist tot und wird auf der Sitzung nicht erscheinen, fügte er in Gedanken hinzu. Sein Nachfolger wird sich damit beschäftigen müssen – wer immer das auch sein mag.
    Gral hustete.
    »Die Pfalz ist nur ein Nebenschauplatz des Krieges«, erinnerte Schreiber. »Mir fehlt es an Personal. Wenn wir nicht bald neue Mitarbeiter zugeteilt bekommen …« Sie zuckte die Achseln. »Dabei ist das Arbeitskräftereservoir größer denn je. Die Auseinandersetzung mit GC eskaliert. Vizedirektor Gral. Ich bin überzeugt, daß es früher oder später zu offenen Kämpfen mit militärischen Mitteln kommen wird. GC bereitet sich …«
    »Ich kenne die Berichte der Gegenspionage«, schnitt ihr Gral finster das Wort ab. »GC errichtet in seinem spanischen Protektorat Basen für Mittelstreckenraketen und bildet in Florida pro Jahr mehrere tausend Männer und Frauen für traditionelle militärische Aktionen aus …
    Wir führen wahrhaftig Krieg, aber …«
    Er gestikulierte hilflos. »Bei der Personalabteilung und der Abteilung für Öffentlichkeitsarbeit stoße ich mit meinen Mahnungen auf taube Ohren. Man vertraut noch immer auf die staatliche Souveränität der Länder, in denen sich unsere Niederlassungen befinden.
    Es ist ein Witz. Ein schlechter Witz. Glaubt man wirklich, der Kanzler oder sonst jemand kann GC den Krieg erklären? Mit welchen Soldaten? Mit der Bundesmiliz vielleicht?« Er lachte heiser. »Mit schlecht bezahlten und schlecht ausgerüsteten Männern und Frauen, die sich heimlich ein Zubrot als Marodeure verdienen und das halbe Protektorat Westdeutschland mehr verunsichern als sichern?«
    Gral verstummte.
    »Direktor Zamuel muß dieses Problem bei der nächsten Sitzung des Direktoriums zur Sprache bringen«, erklärte die kleine, mausgrau gekleidete Frau. »Alle Dezernate leiden unter Mitarbeitermangel. Wie sollen wir unter diesen Umständen unsere Aufgabe erfüllen?«
    Gral nickte schwach.
    Zamuel, dachte er. Zamuel wird nichts mehr zur Sprache bringen, denn er ist stumm für alle Ewigkeit.
    »Wenn Sie die Angelegenheit mit den beiden Agenten GCs überprüft haben, fertigen Sie einen Bericht an«, befahl er der Dezernentin. »Eine Kopie für mich und eine für Direktor Zamuel. Und es eilt. Der Direktor muß so rasch wie möglich über den Zwischenfall in der Pfalz informiert werden.
    Vielleicht bricht das den
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