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Die Terranauten 071 - Der Jahrmillionen-Fluch

Die Terranauten 071 - Der Jahrmillionen-Fluch

Titel: Die Terranauten 071 - Der Jahrmillionen-Fluch
Autoren: Erno Fischer
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Arme lösten sich und wirbelten davon. Erschrocken versuchte sie, nach ihnen zu greifen, um sie aufzuhalten, weil sie die Arme doch noch brauchen konnte, aber sie entglitten im letzten Augenblick ihrem Griff und entfernten sich, ohne jedoch den Abstand vergrößern zu können.
    Ein Alptraum! dachte Chan de Nouille ernüchtert. Es ist ein verdammter Alptraum!
    Cantos lachte lautlos: Dann versuchen Sie doch mal aufzuwachen, Chan de Nouille! Ich wünsche Ihnen jedenfalls viel Erfolg dabei.
     
    *
     
    Es gab eine Möglichkeit, die schon die ganze Zeit über in Chan de Nouilles Kopf herumgeisterte. Allmählich nahm sie Gestalt an.
    Um nicht abgelenkt zu werden, schloß sie die Augen, um diese drohenden Gesteinsbrocken nicht mehr sehen zu müssen. Sie zogen wieder weiter, doch wurde sie von irgendwelchen Kräften in dieselbe Richtung getrieben und näherte sich den Gesteinsbrocken mit wechselnden Geschwindigkeiten.
    Sofort riß sie die Augen wieder auf. Das Bild veränderte sich nicht. Als wären ihre Augenlider durchsichtig wie Glas!
    War es so, wie Cantos es gesagt hatte? War ihr Körper in diesem Schwarzen Universum nichtexistent?
    Eine Erklärung, ja.
    Sie schloß zum zweiten Mal die Augen und versuchte, sich vorzustellen, nichts mehr sehen zu können.
    Ein hoffnungsloses Unterfangen, denn nichts veränderte sich.
    Und wenn sie schlafen mußte?
    Ein wahnwitziger. Gedanke, im Schwarzen Universum schlafen zu können. Das einzige, was hier Gültigkeit zu haben schien, war das Dasein als solches.
    In diesem Traum! sagte scheinbar eine Stimme in ihrem Innern. Es war genau das, zu was sich ihr Verdacht kristallisiert hatte: Das Schwarze Universum war nichtexistent und nur ein Traum!
    Sie tun mir leid, Chan de Nouille! hörte sie die telepathische Stimme von Cantos.
    So, weil ich die Wahrheit erkenne? Was wollen Sie und ihr verdammter Computer sich noch alles ausdenken, um mich kleinzukriegen? Sie werden es nicht schaffen. Das verspreche ich Ihnen.
    Und trotzdem tun Sie mir leid.
    Sie haben einfach kein Recht dazu!
    Ich habe Sie überschätzt, Chan de Nouille. Während des Anfluges habe ich Sie beobachtet und bemerkt, daß Sie sich in eine. Art Trance versetzten. Autosuggestion nennt man das, nicht wahr? Eigentlich verwunderlich, wenn man bedenkt, daß Sie immunisiert sind. Kann man sich dann trotzdem selber suggestiv beeinflussen?
    Sie lenken ab, Cantos!
    Verzeihen Sie, Chan de Nouille, aber es ist mir einfach peinlich, so offen mit Ihnen darüber zu sprechen. Ich dachte tatsächlich, Sie würden durch diese Trance wieder zu sich selbst finden und alles besser verkraften können, was noch auf uns zukommt. Und jetzt haben wir den Einstieg ins Schwarze Universum hinter uns, sind hier, treiben im Mahlstrom, und Sie haben nichts Besseres zu tun, als das Schwarze Universum einfach zu leugnen.
    Jawohl, ich leugne es!
    Sehen Sie, und deshalb tun Sie mir leid. Mir könnte es ja egal sein, aber der ganze Effekt unserer Reise geht damit verloren. Ich wollte Ihnen die Wahrheit zeigen – eine grausame Wahrheit –, und Sie verschließen sich einfach dagegen und wollen sie gar nicht wahrhaben. Tja, und ich habe noch ein Motiv, Sie auf Ihren Irrtum aufmerksam zu machen: Im Schwarzen Universum kann man zwar nicht sterben, aber nichts zwingt einen, nicht wahnsinnig zu werden.
    Was Sie nicht sagen!
    Sie kennen inzwischen doch die Kangrahs, die letztlich die Verursacher der Katastrophe sind. Ahnen Sie, was wirklich mit ihnen geschah?
    Chan de Nouille blieb die Antwort schuldig. Cantos wartete nicht lange und gab sie selber: Die Kangrahs sind zwar körperlich tot, aber ihre Geister leben – wie die Geister der meisten Lebewesen, die bei der gigantischen Katastrophe umkamen – zumindest in der Schlußphase, als es keine Trennmauer mehr zwischen den Energien beider Universen gab. Denn jedes Dasein ist ein Bestandteil des Universums. Deshalb geht kein Dasein verloren – auch durch den Tod nicht.
    Das Märchen vom ewigen Leben kommt jetzt, nicht wahr? Ganz intime Religionsstunde: Außerirdischer kommt aus der Tiefe des Alls, um arme, zurückgebliebene Menschenfrau über die Geheimnisse des Universums aufzuklären. Menschenfrau erstrahlt voller Heiligkeit und fällt andächtig in die Knie. Außerirdischer schwebt empor wie weiland der Engel Cantos in Person …
    Können wir nach diesem kleinen Intermezzo wieder ernsthaft fortfahren? erkundigte Cantos sich.
    Meinetwegen, aber was mache ich mit den Gesteinsbrocken? Einen davon muß ich jeden
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