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Die Terranauten 056 - Die Drachenhexen

Die Terranauten 056 - Die Drachenhexen

Titel: Die Terranauten 056 - Die Drachenhexen
Autoren: Conrad C. Steiner
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Umgebung.«
    »Ich verstehe.« Der Gefangene nickte. »Es gibt Dinge im Leben, die nimmt man erst dann wahr, wenn sie sich anschicken, einen selbst zu betreffen.« Er holte tief Luft und fuhr fort: »Wir sind in dieses Land eingedrungen, weil wir Hilfe benötigen, die man uns anderswo nicht gewähren kann. Die Zukunft des Sternenreichs steht auf dem Spiel. Wir müssen einen Mann finden, der mit allen herkömmlichen Mitteln nicht zu erreichen ist. Wenn …«
    Nayala zuckte die Achseln. »Wir mischen uns grundsätzlich nicht in die Belange anderer Völker ein«, erklärte sie leidenschaftslos. »Ich dachte, das hätte sich außerhalb der Barriere allmählich herumgesprochen.«
    »Aber …«
    »Des weiteren kann ich mir nicht vorstellen, daß man im Drachenland irgendein Interesse daran hat, was mit dem Sternenreich geschieht«, fuhr Nayala fort, ehe der Mann weiterreden konnte. »Ich nehme an, Sie wissen, wie man vor zweihundert Jahren mit uns verfahren ist?«
    »Die Ereignisse, auf die Sie anspielen«, sagte der Gefangene rasch, »liegen Generationen zurück …«
    »Für Sie vielleicht, aber nicht für uns. Die genetischen Experimente, denen man unsere Großeltern ausgesetzt hat, haben ziemlich langlebige Wesen aus uns gemacht. Für viele von uns sind die Ereignisse, wie Sie die Ausrottung einer Kultur zu bezeichnen belieben, erst gestern gewesen.«
    »Ich bitte Sie!« rief der Mann, der sich Asen-Ger nannte, aus. »Ich bin doch nicht hierhergekommen, um das, was ein chaotisches Konzil vor zweihundert Jahren getan hat, zu verteidigen! Selbstverständlich verurteile ich ebenso wie Sie dieses abscheuliche Verbrechen, aber …«
    »Sein wirklicher Name ist Ansgar Asenger«, sagte Birtha plötzlich und erwachte aus ihrer konzentrierten Halbstarre. »Es ist mir gelungen, seinen Abwehrschirm zu durchbrechen.«
    »Asenger?« Nayala schnappte nach Luft. Sie war weit genug in den nördlichen Regionen herumgekommen, um zu wissen, daß es dort eine Familie gab, für die dieser Name eine gewisse Bedeutung hatte. »Ihre Mutter war eine von uns?«
    Der Gefangene nickte matt. Seine jadegrünen Augen wirkten jetzt sehr müde. »Es stimmt«, sagte er leise. »Sie war das, was man außerhalb der Enklave als Drachenhexe bezeichnet.«
     
    *
     
    Die Strapazen der langen Flucht durch die Wälder hatten Nell und Narda so stark erschöpft, daß sie – kaum, nachdem die beiden anderen Frauen mit Asen-Ger das Verlies verlassen hatten – in einen tiefen, traumlosen Schlaf fielen. Als sie wieder zu sich kamen, war es heller Tag. Das Wetter hatte umgeschlagen. Der Himmel war von finsteren Wolken bedeckt, und es regnete.
    Ein bronzehäutiger junger Mann, der seinen Namen nicht nannte, führte die beiden in eine rustikal eingerichtete Zimmerflucht und gab ihnen zu verstehen, daß es noch eine Weile dauern würde, bis sie Asen-Ger wiedersähen. Es gäbe allerdings keinen Grund zur Beunruhigung, ihrem Begleiter gehe es gut.
    Nell und Narda befreiten sich von den verschmutzten Fetzen, die als einziges von ihrer Kleidung übriggeblieben waren, und nahmen ein Bad. Kurz darauf versorgte sie eine schweigsame Frau mit grünschillernden, engen Overalls und knielangen Lederstiefeln. Das Frühstück, das man ihnen hinterher servierte, bestand größtenteils aus Salaten, war aber sehr schmackhaft. Erst als sie gesättigt war, nahm Nell die ungewohnte Umgebung in Augenschein. Das Mobiliar war ausnahmslos aus Holz. Die Sitzgelegenheiten waren mit dicken Fellen bespannt, und an den Wänden hingen handgemalte Bilder, die Szenen aus dem Leben der Drachenhexen darstellten. Ihr beliebtestes Motiv schien die vierbeinige Kreatur zu sein, mit der sie zusammenlebten, denn die Gemälde zeigten Dutzende von Drachen verschiedener Arten, die sich entweder über blühende Wälder dahinschwangen oder an den Ufern flacher blauer Binnenseen in der Sonne lagen.
    »Ich habe mir das Leben dieser … Leute ganz anders vorgestellt«, sagte Nell nach einer Weile. »Irgendwie … hatte ich erwartet, daß sie unter viel primitiveren Umständen hausen.«
    Narda schwieg.
    »Sie scheinen große Künstler zu sein«, fuhr Nell fort. »Ob sie ihre übersinnlichen Fähigkeiten anwenden, wenn sie solche Dinge machen?«
    »Ich weiß nicht viel über die Einheimischen«, sagte Narda. »Asen-Ger … Er hat mir nicht viel von ihnen erzählt, wenn ich ehrlich sein soll.« Als sie Nells fragenden Blick auf sich gerichtet sah, meinte sie: »Er ist, solange ich ihn kenne, immer wie ein Vater zu
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