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Die Terranauten 056 - Die Drachenhexen

Die Terranauten 056 - Die Drachenhexen

Titel: Die Terranauten 056 - Die Drachenhexen
Autoren: Conrad C. Steiner
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und brüllte seinen Passagieren einen Abschiedsgruß zu. Die Seitentür des Helikopters öffnete sich lautlos. Nell sprang als erste auf den grasbewachsenen Waldboden, dann folgten Gerith und Ansgar. Sie trugen – wie ihre Führerin – Wildlederkleidung und feste Stiefel. Der Uniformierte, der jetzt vor dem Eingang der Wachstation auftauchte, winkte dem jetzt wieder aufsteigenden Piloten zu und verschwand, nachdem er sich aus der Ferne von Nells Identität überzeugt hatte, wieder im Inneren des Gebäudes.
    »Dieser Mann scheint ziemlich kaltblütig zu sein«, ließ sich Gerith vernehmen, nachdem der Helikopter aus ihrem Gesichtsfeld verschwunden und das Motorengebrumm in der Ferne verklungen waren. Sie nahmen ihr Gepäck auf und schlenderten auf den Lichtungsrand zu. »Hat er denn keine Angst, daß man ihm mal auf die Schliche kommt?«
    »Wen meinen Sie?« fragte Nell. »Den Piloten?«
    »Den Wächter«, sagte Gerith. »Als Uniformträger ist er doch immerhin so etwas wie eine Stütze des Systems.«
    Nell lachte erheitert. »Er ist zumindest kein Grauer, wenn Sie das meinen. Auf Adzharis werden noch zahlreiche Ordnungsfunktionen von gewöhnlichen Menschen wahrgenommen. Wir sind eben immer noch so etwas wie ein Hinterwäldlerplanet.«
    Nachdem sie etwa fünf Minuten in nördlicher Richtung durch einen dichten Mischwald gegangen waren, blieb Nell plötzlich stehen und streckte den rechten Arm aus. »Sehen Sie den bläulichen Schimmer dort in der Luft?« fragte sie.
    Ansgar und seine Tochter hielten interessiert Ausschau. Tatsächlich – kaum zehn Meter von ihnen entfernt erhob sich ein nur vage wahrnehmbares Energiefeld in die Luft. Dies mußte die Barriere sein, die das Versiegelte Land von der Außenwelt abschloß. Ein kleiner Teil der energetischen Wand begann, sich nun violett zu verfärben, und brach in sich zusammen.
    »Jetzt«, zischte Nell. »Beeilen Sie sich!« Sie packte ihr Lasergewehr und stürmte los. Die anderen folgten ihr auf dem Fuße. Man hatte die Barriere kaum hinter sich gelassen, als ein leises Summen ankündigte, daß das Loch sich wieder schloß.
    Nell atmete auf. »Wir sind drin«, sagte sie mit einem Anflug von Erleichterung. »Hier droht uns noch keine direkte Gefahr. Aber das kann sich mit jedem weiteren Meter, den wir zurücklegen, schnell ändern. Wir müssen auf der Hut sein. Wer sich im Inneren des Versiegelten Landes aufhält, tut besser daran, sich wie unter kriegsmäßigen Bedingungen zu bewegen.«
    Ansgar nickte. »Sagen Sie uns nur, was wir zu tun haben, Nell. Wir verlassen uns ganz auf Ihre Fähigkeiten.«
    Nell maß ihre Begleiter mit einem prüfenden Blick. Obwohl sie einander erst seit knapp drei Tagen kannten, hatte sich zwischen ihnen bereits eine Art Vertrauensverhältnis entwickelt. Nell war sich nicht sicher, woran es lag, daß die beiden geheimnisvollen Fremden ihr trauten, aber möglicherweise hatten sie vor ihrem Auftauchen Erkundigungen über sie eingezogen. Wenn Ansgar wirklich eine hochgestellte Persönlichkeit war – und die Tatsache, daß er seinen Urlaub an den sonnigen Gestaden von Nambur verbringen konnte, deutete darauf hin –, hätte eine solche Vorgehensweise ihm sicher nicht schwerfallen dürfen. Wer Geld hatte, kam auch an alle Informationen heran. Und das Wissen festigte die Macht der Wohlhabenden. Die Frage war nur: Welche Seite der Macht repräsentierten Ansgar und seine Tochter?
    Nell übernahm die Führung und geleitete ihre Begleiter innerhalb von zwei Stunden an einen kleinen Fluß, dessen Ufer von saftigem Gras bewachsen waren. Der Wald, der sich auf der anderen Seite des Gewässers erstreckte, war dichter als jener, den sie bisher durchquert hatten, aber zum Glück bestand kein Anlaß, dort einzudringen. Während Ansgar sich daranmachte, das Gummiboot aufzublasen, nahm Nell das umliegende Gelände in näheren Augenschein. Das Versiegelte Land bestand an seinem Rand aus weitläufigen Mischwäldern irdischeuropäischen Typs. Die Zone, in der sie sich momentan aufhielten, war relativ arm an tierischem Leben, und abgesehen von einer schwarzweißgesprenkelten Wildziege irdischer Abkunft, die bei ihrem Erscheinen blökend im Unterholz verschwunden war, hatten sie bislang nur Vögel und Eidechsen gesehen. Je weiter man in das abgeriegelte Gebiet vordrang, desto größer und gefräßiger würden auch die einheimischen Waldbewohner werden. Nell kannte sich gut genug im Versiegelten Land aus, um zu wissen, daß ihnen die meisten Gefahren in der Nähe
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