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Die Terranauten 056 - Die Drachenhexen

Die Terranauten 056 - Die Drachenhexen

Titel: Die Terranauten 056 - Die Drachenhexen
Autoren: Conrad C. Steiner
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einer Lautstärke, die möglicherweise in den Rahmen einer Party paßte, in dieser Umgebung jedoch absolut fehl am Platze war. »Ich bin Rogan Helmer der Dritte von der Barnum Seafood. Das heißt, mir gehören leider nur fünf Prozent der Aktien, aber das ist ja immerhin auch schon etwas, wenn man’s bei Licht besieht, nicht wahr?« Er lachte wie über einen guten Witz. »Und dieser freundliche Herr«, er deutete auf seinen hageren Begleiter, einen Mann mit eingefallenen Wangen und stechenden Augen, »ist Manag Roley Anjak. Sie wissen schon: Roley Anjak von der Music Minus One. Wir sind alte Freunde und erkunden gerade, wie man die besten Voraussetzungen dafür schafft, daß dieses herrliche Jagdgebiet endlich für die Öffentlichkeit freigegeben wird.«
    »Guten Abend«, sagte Roley Anjak. Sein Gesicht wirkte wie ein Totenschädel, und als Nell seine krächzende Stimme hörte, verstärkte sich ihr Verdacht, daß es ein Fehler gewesen war, sich den Neuankömmlingen zu zeigen. Die Absichten, die Helmer verkündete, verunsicherten Nell zudem zutiefst. Bisher hatte es noch keine Versuche gegeben, das Versiegelte Land für den Touristenverkehr zu öffnen, aber wenn Barnum Seafood und Music Minus One in dieser Angelegenheit zusammenarbeiteten, war es nicht unmöglich, daß die phantastischen Pläne dieser beiden Herren eines Tages realisiert wurden. Barnum Seafood war zwar auf galaktischer Ebene nur eine kleine Firma, aber Music Minus One war der größte Unterhaltungskonzern des Sternenreichs und der dritte in der ganzen Medienbranche. Hinter Roley Anjak standen Milliardenbeträge. Seine Firma hatte im Konzil ein gewichtiges Wort mitzureden.
    Nell ließ sich ihre Überraschung jedoch nicht anmerken und ging, sobald man in ihrem Camp auf dem Boden Platz genommen hatte, direkt zum Geschäftlichen über.
    »Wer war Ihr Führer, Servis Helmer?« fragte sie. »Und über welchen Anlaufpunkt sind Sie gekommen?«
    »Unser Führer, diese Niete«, erwiderte Helmer mit seinem bärbeißigen Organ, »hörte auf den Namen Zandor Pthal. Er lief mir genau vor die Flinte, als ich auf einen Streifenmarder anlegte, und war tot, ehe er auch nur den Boden berührte. Ich habe mich immer gefragt …«
    »Soll das heißen, daß sie Pthal erschossen haben?« fragte Nell fassungslos.
    Helmer zog die Augenbrauen hoch.
    »Nicht ich habe ihn, sondern er hat sich getötet, meine liebe junge Dame«, sagte er mit einem leichten Anflug von Spott. »Schließlich habe ich ihn ja nicht vor den Lauf meines Lasers getrieben, sondern er hat sich davor aufgebaut.«
    Anjak lachte krächzend.
    »Aber Streifenmarder stehen unter Naturschutz«, sagte Nell ungehalten. »Sie können doch nicht einfach …«
    Helmer sah sie an, als hätte sie den Verstand verloren. »Natürlich stehen diese Drecksbiester unter Naturschutz«, sagte er schließlich. »Aber es ist auch illegal, sich in diesem Gebiet aufzuhalten – jedenfalls im Moment noch. Soll ich mich etwa an irgendeine idiotische Vorschrift minderen Zuschnitts halten, wenn eines dieser verfressenen Ungeheuer sich an unseren Vorräten zu schaffen macht?«
    »Dieser Pthal war ein Idiot«, sagte Roley Anjak. »Und Idioten haben allemal den Tod verdient.«
    Ansgar räusperte sich. Er war die ganze Zeit über ein wenig im Hintergrund geblieben. Offenbar sah er jetzt einen Grund zum Eingreifen.
    »Wie sehen Ihre weiteren Pläne aus, meine Herren?« fragte er freundlich. »Ich nehme an, daß Sie auf dem schnellsten Wege zu ihrem Anlaufpunkt zurückkehren wollen.«
    »Wie kommen Sie denn darauf?« gab Helmer zurück. »Wir haben für eine zwanzigtägige Führung bezahlt und werden uns Ihrer Gruppe selbstverständlich anschließen. Sie können sich ja Pthals Honorar vom Sozialfonds Ihrer Gilde zurückerstatten lassen. Sonst werde ich schon dafür sorgen, daß Sie auf Ihre Kosten kommen.«
    Nell fiel auf, daß Ansgar sich auf die Unterlippe biß. Er wechselte mit seiner Tochter einen schnellen Blick. Daß die beiden Männer sich ihnen anschließen wollten, störte ihr Konzept, und das lag nicht allein am wenig sympathischen Wesen der Fremden. Helmer und Anjak nahmen offenbar an, daß es sich bei Nells Gruppe um eine Jagdpartie handelte. Wenn sie sich nun weigerte, die beiden mitzunehmen, machte sie sie nicht nur mißtrauisch, sondern schadete ihrer eigenen Reputation als Führerin.
    Guter Rat war teuer, das konnte Nell an den Augen ihrer Begleiter ablesen. Aber wie konnte man Helmer und Anjak loswerden, ohne sie
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