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Die Terranauten 052 - Die Irrfahrt der Somasa

Die Terranauten 052 - Die Irrfahrt der Somasa

Titel: Die Terranauten 052 - Die Irrfahrt der Somasa
Autoren: Conrad C. Steiner
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nach Norden ungestört die Lüfte. Da man über genügend Nahrungsvorräte und Trinkwasser verfügte, existierte auch kein Grund, nach einem Ankerplatz Ausschau zu halten. Die Landkarte des alten Aleister Glencannon erwies sich zudem in jeder Beziehung als fehlerfrei und detailgetreu, während die Luftbildkarten der Terranauten wegen der vielen Nebelfelder und Wolken nicht sehr ergiebig waren. Die Mannschaft fühlte sich so gut wie schon lange nicht mehr, und die Piloten Martion, Golan Asgayr und Salman Chark hatten genügend Zeit, um noch drei andere Männer in die Kunst des Fliegens einzuweihen: Hrassan Chalid, Olgard Nordstrom und Claude Farrell. Martion – der ehemalige unfreiwillige Jünger des Großen Bolko – beherrschte das Luftschiff inzwischen so gut, daß es zu keinerlei Problemen mehr kam, wenn es galt, die Flughöhe zu verändern. Was die Winde anbetraf, so hatte er auch für sie ein ausgezeichnetes Gefühl entwickelt.
    Weite Ebenen wechselten sich mit bewaldeten Hügellandschaften ab. Die SOMASA überflog ein Tulpenwaldgebiet, das sich bis zum Horizont erstreckte, und vom Boden stiegen berauschende Düfte zu ihnen auf.
    Am Morgen des vierten Reisetages tauchte vor ihnen endlich das ersehnte Gebirge auf.
    Sie waren am Ziel ihrer Reise angelangt.
     
    *
     
    »Da kommen wir nicht durch«, sagte Farrell lakonisch, als Martion durch das vordere Sichtfenster der Steuerzentrale auf die Felskluft deutete, die den vor ihnen aufragenden graubraunen Berg in zwei Hälften spaltete. »Der Durchgang ist viel zu eng.«
    Sie befanden sich momentan fünfhundertfünfzig Meter über Normal-Null. Die Schlucht, die sich vor ihnen auf tat und deren Ende nicht abzusehen war, wirkte schnurgerade und war glatt. Aber selbst wenn die SOMASA noch hundert Meter höher stieg, würde es ihr unmöglich sein, das Hindernis einfach zu überfliegen. Die rechts und links aufragenden Teile des Berges endeten erst in dreitausend Meter Höhe, und so hoch verlief auch die Schlucht.
    David dachte an den Spalt, den sie durchflogen hatten, um durch die Schwarzen Berge zu kommen. Glücklicherweise waren die Wände, auf die sein Blick jetzt fiel, nicht mit Ranken bewachsen, aber der Gedanke, die SOMASA in einen Canyon hineinzusteuern, dessen Seitenwände kaum mehr als zwei Meter von der Luftschiffhülle entfernt waren, hatte nichts Berauschendes an sich. Wer sagte ihnen, daß die Schlucht nicht irgendwo einen Knick machte? Wenn dies geschah, würde sich die SOMASA verkanten und festsitzen. Und dann war es aus mit ihnen, dann hingen sie irgendwo in der Luft, ohne eine Möglichkeit zur Umkehr.
    »Was meinst du, Martion?« fragte David. »Traust du es dir zu?«
    Martion zuckte unentschlossen die Achseln. »Wenn der Weg so bleibt, wie er von hier aussieht … Es könnte gehen. Wir würden eine Menge Beobachter benötigen …«
    »Und wenn die SOMASA irgendwo hängenbleibt?« fragte Thorna mit bebender Stimme.
    »Wir könnten so tief über den Canyonboden fliegen, daß wir sie im Notfall über die Strickleitern verlassen könnten«, schlug Collyn vor. »Wir müßten den Weg dann eben zu Fuß fortsetzen.« Er kratzte sich am Kinn. »Ich frage mich allerdings, wie wir ohne die SOMASA jemals rechtzeitig wieder zur Basis zurückkehren wollen. Wenn meine Rechnung stimmt, sind wir im Augenblick neuntausend Kilometer von Pitcairn entfernt. Und wir haben nur noch eine Woche … Höchstens zwei.«
    Während der Rest der Mannschaft betreten zu Boden sah, sagte Nordstrom: »Ich finde, wir sollten alles auf eine Karte setzen. Daß die Zeit uns auf den Nägeln brennt, ist uns allen klar. Wir stehen kurz vor dem endgültigen Ziel, und uns bleiben nur zwei Möglichkeiten: Entweder riskieren wir jetzt Kopf und Kragen, oder wir gehen auf Sicherheit. Im ersten Fall können wir erfolgreich sein oder scheitern. Im zweiten Fall scheitern wir auf alle Fälle, denn dann müßten wir sofort anfangen, nach einem anderen Weg zu suchen. Aber dabei würde uns die Zeit einen Strich durch die Rechnung machen.«
    Farrell und Bradley nickten. Auch Ragna Magnusson und Thorna schienen Nordstroms Ansicht zu sein. David warf Salman Chark und den anderen einen fragenden Blick zu. Nach und nach nickten auch sie.
    »Also los«, sagte David gepreßt. »Riskieren wir unseren Hals. Ich habe das unbestimmte Gefühl, daß wir es schaffen werden!«
     
    *
     
    Bericht des Schattens:
    Wir schafften es nicht, mein Freund, wir schafften es nicht.
    Und dabei sah anfangs alles so gut aus. Martions
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