Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Terranauten 045 - Eine Falle für Llewellyn

Die Terranauten 045 - Eine Falle für Llewellyn

Titel: Die Terranauten 045 - Eine Falle für Llewellyn
Autoren: Robert Quint
Vom Netzwerk:
zitterte vor Schmerz und Furcht. Er wollte schreien, doch seine Schreie wirkten wie Stromschläge und knisterten quälend durch seine Zellen.
    »Ich denke an David, Mar-Estos«, flüsterte die Frau. »Und ich weiß, er wird sterben, wenn er seine Bestimmung nicht erkennt … Sterben wie ihr alle, wie die Sternenhaufen dieser Milchstraße. Hilf ihm, Mar-Estos. Es ist deine Pflicht, und nichts, nichts darf dich davon abhalten.«
    Myriam! dachte Llewellyn. Er wollte nach ihr greifen, sie mit beiden Armen umschlingen und sie für imitier festhalten, doch sie zerbröselte und erlosch.
    Die violetten Fackeln sprangen auf und nieder, sprühten Funken, und die Funken sickerten in Llewellyns zellulares System und begannen zu flüstern.
    … Ich bin grau und grau und bleibe grau, denn grau ist das Nicht-Fühlen und Nicht-Denken und Nicht-Zweifeln und die Macht und die Zeit und die Ewigkeit …
    Komm zurück, Myriam, dachte Llewellyn, und zu dem körperlichen Schmerz gesellte sich die seelische Pein, die er verborgen wähnte, abgekapselt in der Nacht seiner Vergangenheit.
    »Wir werden alles erobern«, erklärte Max von Valdec zornig. Mit verschränkten Armen hockte er auf der Erdkugel, drückte die Berge und die Menschen platt und musterte Llewellyn mit einem finsteren Blick. »Die ganze Milchstraße wird dem Konzil gehören. Wir werden siegen, oder wir werden untergehen. Und wenn wir untergehen, dann gerät alles mit in den Strudel, alles, einfach alles …«
    Llewellyn 709 schwebte benommen in der chaotischen, verdrehten Finsternis, in der Lichter und Visionen aufflackerten und wieder erloschen, und der PSI-Sturm trieb ihn weiter und immer weiter, in ferne, fremde Bereiche, wo alles möglich und nichts von Dauer war …
     
    *
     
    Die Expertin Fuji schmolz zusammen zu einem grauen, klebrigen Fleck.
    Ungläubig blickte Valhala 13 auf sie hinab.
    Die provisorisch angebrachten Lampen an der Decke entfernten sich von ihm und blähten sich hoch an einem fremden Himmel zu kalten Sonnen auf.
    Der Korridor, der bis an die Peripherie des Prallfeldes führte, war von einem Moment zum anderen verschwunden. Verharschter Schnee knirschte unter seinen Füßen, doch es war heiß wie an einem tropischen Mittag. Die Luft war blau, und ihre Moleküle glichen Blasen, die verwirrt um seinen Kopf hüpften.
    Die Welt war endlos.
    Es gab keinen Horizont.
    Und er war allein.
    PSI-Sturm! dachte Valhala 13 betroffen. Llewellyn … Er muß seine Riemen geöffnet haben.
    Die Furcht versteifte seine Muskeln. Trockenheit dörrte seine Mundhöhle aus.
    »Expertin«, ächzte Valhala, doch selbst der Fleck war nun verschwunden.
    Valhala 13 zitterte.
    Handle! forderte ihn sein selbstkritisches Ich auf. Alles hängt jetzt von dir ab. Wenn der PSI-Sturm zu lange dauert, werden alle aus diesem Raum-Zeit-Kontinuum geschleudert. Handle!
    Valhala 13 zitterte stärker.
    Was sollte er tun? Wohin sich wenden? Wie sich orientieren?
    Er wußte, daß seine innere Stimme recht hatte, daß Llewellyn 709 in seiner Verzweiflung das Unmögliche gewagt und sie alle dem Verderben ausgesetzt hatte.
    Mit fliegendem Atem sah er sich um, sah überall Schnee und oben am Himmel die kalten Sonnen, die keine Sonnen waren. Doch dort …
    Der Riemenmann verengte die Augen.
    Weit vor ihm … Ein goldener Schimmer, verzerrt, wie von einer Wasserwand verbogen …
    Ein Hoffnungsschimmer – vielleicht.
    Valhala kannte nur zu gut die Verkrümmungen, die Raum, Zeit und Realität im Verlauf eines PSI-Sturmes unterworfen waren. Und er kannte die Gefahr, in der Llewellyn 709 und damit auch er und alle anderen Menschen in der Umgebung des Wracks schwebten. Wenn der Terranaut zu lange seine Riemen öffnete, würde er nicht mehr die Kraft finden, sie wieder zu schließen.
    Er würde ausbrennen, den Energien des Weltraums II als Fokus dienen und Phänomene verursachen, neben denen ein Ausbruch von Kaiserkraft wie die Explosion einer Supernova zu dem Auflodern eines Zündholzes wirken würde.
    Er muß verrückt sein, dachte Valhala, oder sehr verzweifelt.
    Er machte einen Schritt, und fast erschrak er, als sich die Szenerie abrupt änderte. Der Schnee war verschwunden und der Boden eine absurd verzerrte Fläche, die es schwermachte, die Proportionen richtig einzuschätzen. Der Himmel war jetzt von einem müden Gelb und schien sich schräg zu neigen wie der Deckel eines schiefliegenden Schuhkartons.
    Der goldene Schimmer war nicht näher gerückt, sondern nur nach links versetzt. Valhala blinzelte
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher