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Die Terranauten 031 - Der Einsame von Ultima Thule

Die Terranauten 031 - Der Einsame von Ultima Thule

Titel: Die Terranauten 031 - Der Einsame von Ultima Thule
Autoren: Eva Christoff
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Myriam legte sich auf das Polster und schloß die Augen.
    Sie versuchte, sich ganz auf Mar-Estos zu konzentrieren und in die Dunkelheit hinter ihren geschlossenen Lidern sein Gesicht zu zeichnen. Es war noch schwieriger, als sie gedacht hatte. Immer wieder entglitten ihr ihre Gedanken und wanderten zu Gayheen, Growan, Asen-Ger, dem Grauen vor ihrer Tür. Außerdem stellte sie fest, daß sie Mar-Estos’ Gesicht schon fast vergessen hatte.
    Endlich hatte sie Erfolg. Sie formte PSI-Impulse zu seinem Namen und wiederholte sie ohne Pause. Manchmal glaubte sie zu spüren, daß sie sich ihm näherte, zumindest so weit, daß sie die Echos seiner Gedanken auffangen konnte, aber einen Weg in sein Bewußtsein fand sie nicht. Entweder hatte er eine Sperre aufgerichtet, oder ihre Kraft reichte nicht aus.
    Sie wartete einige Minuten und versuchte es dann mit Shadow. Diesmal war es leichter. Sein Gesicht sprang förmlich in ihre Erinnerung, aber als ihre Gedanken nach ihm tasteten, fand sie nichts. Trotzdem fühlte sie, daß es ihr gelungen war, in sein Bewußtsein einzudringen. Das Fehlen aller Signale konnte bedeuten, daß er schlief.
    Myriam hatte nie gewußt, daß man mit Gedanken schreien konnte, aber es ging. Es waren teils Überraschung und teils Furcht, die ihr die Kraft gaben. Überraschung, daß ihr Vorhaben gelungen war, Furcht, weil es etwas Bedrohliches an sich hatte, eine so enge telepathische Verbindung mit einem anderen Menschen einzugehen. Myriam hatte gelernt, starke Emotionen, Befehle oder Informationen wie Blitze in ein fremdes Bewußtsein zu schleudern, aber einen richtigen Austausch von Gedanken hatte sie noch nie versucht.
    Shadows Bewußtsein erwachte jäh. Myriam fand sich in einem Wirbel aus Gedanken und Gefühlen wieder, der sie abzudrängen drohte.
    »Shadow!« rief sie. »Ich bin Myriam! Verstehst du mich?«
    Das Durcheinander beruhigte sich. Anscheinend hatte Shadow den Schock überwunden. Sie spürte den zögernden Versuch, mit dem er nach ihr tastete.
    »Myriam? Bist du in Gefahr?«
    »Nicht direkt. Aber ich werde von Grauen überwacht. Unmöglich, den Palast unauffällig zu verlassen. Meine Kommunikationsanlage ist manipuliert worden, ich kann keinen von euch erreichen. Sag Mar-Estos Bescheid. Er wartet in Amrahs Speisehaus auf mich.«
    Es war schwierig, für alles, was sie in Worten auszudrücken gewohnt war, die passenden Bilder zu finden, aber Shadow schien zu begreifen.
    »Ich kann jetzt nicht«, antwortete er. »Ich bin nicht allein.«
    »Graue?«
    »Nein. Ich liege im Bett.«
    »Kannst du sie nicht loswerden?«
    »Nicht so schnell. Es würde auffallen. Hat es Zeit bis morgen früh?«
    »Gut. Aber vergiß es nicht.«
    »Bestimmt nicht. Gayheen?«
    »Ja. Er will mich isolieren.«
    »Keine Angst. Wir werden uns schon etwas einfallen lassen.«
    Myriam wollte noch etwas antworten, aber ihre Kraft nahm schnell ab. Shadows Gesicht rückte von ihr ab, bis es nur noch ein heller Fleck war, und auch der verschwand, als Myriams Bewußtsein sich gegen die Überanstrengung wehrte und ohne ihr Zutun in tiefen Schlaf glitt.
     
    *
     
    Die ASTRA setzte in dem Oval der roten Landelichter auf. Mar-Estos stieg über die Sensorenfelder hinweg, die seine Bewegungen registrierten. Die Lichter erloschen, und die Platte mit dem Gleiter senkte sich knarrend in die unterirdische Kabine, während sich gleichzeitig die Deckelhaube über die Öffnung schob.
    Von der Gleiterkabine bis zum Eingang zu seinen Wohnräumen waren es nur wenige Schritte. Ein kalter Wind zerrte an Mar-Estos’ Umhang, und er war froh, als die Türflügel hinter ihm zusammenglitten. In der kleinen, gewölbten Eingangshalle, von der Türen zu seinen Schlaf- und Aufenthaltszimmern führten, war es stockfinster. Die Beleuchtungsanlage, die durch das öffnen der Tür aktiviert wurde, hatte nicht funktioniert.
    Den Umhang in der Hand, verharrte Mar-Estos einen kurzen Augenblick in der Dunkelheit, dann ging er weiter in den Schlafraum, dessen Fenster abgedunkelt waren, obwohl er sich genau erinnern konnte, sie, als er die Wohnung verließ, auf Transparenz gestellt zu haben.
    »Kaum ist man einen Tag nicht da, geht alles drunter und drüber«, sagte er scheinbar mürrisch vor sich hin, tappte zum Kleiderkabinett, schob den Umhang zwischen zwei Halteplatten und tastete nach dem Waffengürtel.
    Lautlos zog er den HP-Stunner von der Magnetplatte und wandte sich der handbedienten Lichtanlage zu, die am Fußende seines Bettes angebracht war. Die Leuchtfelder
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