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Die Terranauten 029 - Invasion der toten Seelen

Die Terranauten 029 - Invasion der toten Seelen

Titel: Die Terranauten 029 - Invasion der toten Seelen
Autoren: Eva Christoff
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Leuchtkapsel aufglühen ließ. In dem matten Lichtkreis erkannte er die Umrisse einer sitzenden Gestalt, die durch keine Bewegung erkennen ließ, daß sie lebte. Etwas Fremdes schien über der Gestalt zu kauern, auch wenn optisch nichts zu erkennen war. Banshees?
    Einige Schritte vor der Gestalt blieb David stehen. Eine plötzliche Angst hinderte ihn daran weiterzugehen. Um die Gestalt begannen Lichtpunkte zu tanzen.
    »Leande!« rief David eindringlich.
    Das Mädchen rührte sich nicht, aber in dem Dämmerlicht funkelten unvermittelt zwei blaue Kreise, riesige Augen, in deren schwarzen Pupillen goldene Flammen tanzten. Die Lichtpunkte stürzten sich in die Augen.
    David taumelte zurück gegen Llewellyn und griff sich an den Hals, weil er plötzlich nicht mehr atmen konnte. Der Boden unter seinen Füßen verwandelte sich in einen brodelnden Schlund, und brennendes Gas hüllte seinen Körper ein. Wie ein Sturzbach ergoß sich die Angst Sirdina Giccomos in sein Bewußtsein, verstärkt von dem wilden Widerstand, den Llewellyns PSI-Kräfte Leandes Vision entgegensetzten.
    Calen stieß ein wütendes Knurren aus. Die Leuchtkapsel polterte auf den Boden und erlosch. Etwas befand sich plötzlich in dem kleinen Raum, das die Wände auseinanderzusprengen schien und die Luft in ein festes Gewebe verwandelte, das jeden Augenblick zerreißen mußte.
    David preßte beide Hände vor die Stirn und errichtete vor seinem Bewußtsein einen Schutzwall, den er mit aller Kraft aufrechterhielt. Er hörte nichts weiter als lautes Keuchen, das aus jeder Richtung zu kommen schien und von ihm oder jedem anderen stammen konnte. Dann folgte eine hastige Bewegung, laufende Schritte, ein dumpfes Krachen und ein Sturz. Der Druck und die Angst lösten sich auf.
    In dem Schein der Leuchtkapsel, die Llewellyn anscheinend aufgehoben hatte, erkannte David den leblosen Körper Leandes, die an einer Wand in sich zusammengesunken war. Von ihrer rechten Schläfe sickerte Blut aus einer Platzwunde. Der Lichtkegel glitt von dem Körper des Mädchens ab und wanderte über Calen, der ausgestreckt auf dem Gesicht lag.
    Sirdina kniete neben ihm nieder und befühlte seine Halsschlagader.
    »Er lebt«, sagte sie mit unnatürlich ruhiger Stimme.
    Calen bewegte sich, kroch auf die Tür zu, zog sich am Pfosten in die Höhe und ließ sich von Asen-Ger stützen.
    »Ich hatte Angst«, stammelte er. »Sie versuchte, mich in ihre Gewalt zu bringen. Sie ließ mich ihre Träume sehen. Es war …« Er schluckte und holte einige Male tief Atem. »Es ist so, wenn ich Angst habe. Ich mußte sie töten. Ich gab ihr den Befehl, sich gegen die Wand zu stürzen. Ich konnte doch nicht zulassen, daß sie mich in den Wahnsinn trieb. Sie war krank.«
    »Du hast ihr den Befehl gegeben?« fragte David. »Wie hast du das fertiggebracht? Außerdem – hast du dir eigentlich überlegt, daß du uns alle hättest töten können?«
    Calen wich seinem Blick aus. »Ich kann nichts dagegen tun«, murmelte er. »Wenn ich Angst habe, bricht es aus mir heraus – ich kann jeden Menschen, auch wenn er nur die minimalste PSI-Fähigkeit besitzt, dazu zwingen, das zu tun, was ich will. Es ist furchtbar.«
    David wartete ab, bis Calen mit Asen-Ger im Gang verschwunden war.
    »Hast du das gewußt?« fragte er Llewellyn scharf.
    Der Riemenmann schüttelte den Kopf. »Glaubst du, ich hätte ihn sonst mitgenommen? Ein Treiber, der seine PSI-Kräfte nicht unter Kontrolle halten kann, ist schlimmer als eine Horde Grauer! Hoffentlich ähneln ihm seine Brüder nicht.«
    »Wir müssen sie beobachten«, entschied David. »Calen besonders. Er verfügt über ein so großes PSI-Potential, daß er uns alle damit gefährdet, ohne sich dessen überhaupt bewußt zu sein. Was ist mit Leande?« David hatte gespürt, daß ihre Lebensaura nicht erloschen war, aber nichts gesagt, bis Calen gegangen war.
    »Schädelverletzung«, knurrte Llewellyn. »Ich kümmere mich um sie.«
    Schroff drehte David sich um und folgte dem Gang in das Innere der Burg. Er fühlte die Blicke Sirdinas und Llewellyns wie eine körperliche Berührung in seinem Rücken und beeilte sich, die Entfernung zu ihnen zu vergrößern. Er sah nicht, wohin er ging, denn vor seinen Augen breitete sich ein roter Nebelsee aus, über den sein Vater mit seiner Mutter tanzte, bis ein anderer Mann kam und mit Myriam verschwand. Dann wieder hörte er den Gesang Leandes und sah, wie sie auf den Regenbögen tanzte.
    Llewellyn, Asen-Ger, Rorqual – es war ihm fremd
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