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Die Terranauten 017 - Die Piraten des Scharlachmeers

Die Terranauten 017 - Die Piraten des Scharlachmeers

Titel: Die Terranauten 017 - Die Piraten des Scharlachmeers
Autoren: Conrad C. Steiner
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der Angreifer hatte ihn getötet.
    Man hatte Thorna auf dem Luftweg in das Innere des Talkessels gebracht, wo sie gemeinsam mit mehreren hundert anderer Mädchen aller Altersstufen aufgewachsen und erzogen worden war. Was ihre Bestimmung anging, so kursierten unter den gefangenen Mädchen ausschließlich Gerüchte. Wenn sie das Alter erreichten, wurden sie von den Grünen Fliegern abgeholt und an einen geheimen Ort gebracht. Niemand wußte, was mit ihnen geschah, und in ihren Phantasien malten sich die kleineren Mädchen das Schrecklichste aus. Manche, berichtete Thorna, hätten allen Ernstes angenommen, sie würden, sobald sie das Alter erreicht hatten, von den unbekannten Herren der Grünen Flieger bei lebendigem Leib verspeist. »Die älteren Mädchen allerdings«, setzte sie rot werdend hinzu, »und zwar jene, die nicht ihr ganzes Leben in der Kolonie verbracht hatten, sagten uns jedoch beizeiten, daß sie genau wüßten, was die Herren der Grünen Flieger mit uns anstellen würden: Da noch niemand einen weiblichen Grünen Flieger gesehen habe, sei es sehr wahrscheinlich, daß wir als eine Art Ersatz für sie angesehen würden.«
    »Sie sind uns Menschen ziemlich ähnlich«, bestätigte Farrell nickend. »Aber heißt das auch, daß unsere Chromosomenzahlen übereinstimmen?«
    Thorna, die keine Ahnung hatte, was Chromosomen waren, fragte danach und David erklärte es ihr. »Wahrscheinlich experimentierten sie mit den Mädchen herum. Sie müssen allerdings extrem langlebig sein, wenn sie sich die Zeit nehmen, sie irgendwo in der Abgeschiedenheit aufwachsen zu lassen.«
    Layla sagte: »Ich weiß nicht, wie lange sie hier sind, aber ich erinnere mich daran, daß mir mein Vater erzählte, sie hätten früher versucht, Sklavinnen zu kaufen. Die Grünen Flieger besitzen viel Metall.«
    »Und hat man sie ihnen verkauft?« fragte Zandra.
    Layla schüttelte den Kopf. »Nicht einmal die Sklavenhändler Rorquals mögen die Grünen Flieger.«
    »Rassismus also auch hier«, sagte Rianna.
    »In der Kolonie lernte ich auch ein Mädchen kennen«, brachte Thorna die Diskussion wieder auf den Ausgangspunkt zurück, »das mir eine ähnliche Geschichte erzählte, wie die, die David erlebt hat.« Sie schilderte das Erlebnis ihrer Freundin. In deren Dorf war ein Idiot ganz plötzlich normal geworden und hatte sich aufgeführt wie ein König. Der Zustand hatte allerdings nur kurze Zeit angehalten.
    David erinnerte sich an die Insel Devonary und seinen Ausflug mit Justin O’Broin an die Bai der Toten Seelen. Der Singsang, von dem Justin ihm erzählt hatte … gab es irgendeine Verbindung zwischen ihm und dem Gewyisel, das aus dem Licht hervorgedrungen war, das Mark Markham abgetastet hatte? Gab es auf Rorqual eine energetische Lebensform, die in der Lage war, den Körper eines Menschen zu übernehmen? David dachte an die PSI-Phänomene, die durch die Kaiserkraft erzeugt wurde. Auch dabei war es zu Erscheinungen gekommen, die an eine Art Besessenheit erinnerten. Welche Verbindung bestand zwischen den Lichtern, den übernommenen Menschen und dem seltsamen Schicksal der Hexe La Strega del Drago oder den Ereignissen während der Kaiser-Tests in Berlin? [1]
    Ihn schwindelte beinahe, als er an die Konsequenzen dachte. Man konnte zu dem Schluß kommen, daß es in Weltraum II fremde Bewußtseine gab, oder daß menschliche Bewußtseine dort nach dem Tod weiterexistierten. Auch Layla schien von diesen Phänomenen zu wissen, wenngleich sie nicht darüber sprach. Eines Tages, unter geeigneteren Umständen, würde er sie danach fragen müssen.
     
    *
     
    Vier Tage lang war die Zweimastbark d’Guinnes auf dem Fluß unterwegs, dann tauchten am Horizont die Türme der Stadt Aliruth auf. Als der Segler in das Hafenbecken einfuhr, erwarteten sie bereits Dutzende von Händlern, die mit langen Auslegerbooten längsseits kamen und mit dem Eigner des Schiffes über die Reling hinweg zu feilschen begannen. Offenbar brachte d’Guinne Waren mit, die in diesem Landstrich sehr begehrt waren. Aliruth galt als der letzte Vorposten vor der großen Einöde, die schließlich in die Nordprovinzen mündete. Dahinter gab es nichts als Schnee und Eis, Kälte, Hunger und ein paar Fallensteller und Erzsucher.
    Einer der Seeleute schnitt David und seine Freunde von der Reling. Sie standen auf und reckte die verkrampften Beine. Im Hafen von Aliruth wimmelte es von Leben. Mehrere Dutzend abgetakelte Schiffe lagen an den Piers, schwitzende Arbeiter schleppten Säcke und
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