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Die Teeprinzessin

Titel: Die Teeprinzessin
Autoren: cbj Verlag: Verlagsgruppe Random House GmbH
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Betty konnte nicht fassen, was Francis ihr während der langen Fahrt durch die norddeutsche Tiefebene berichtete.
    »Gewusst habe ich es schon sehr bald. Alle haben von deinem Tee gesprochen. Nur du hast offenbar nichts davon erfahren. Was glaubst du, warum die Piraten euch in der Straße von Malakka überfallen haben? Mister Tiliri hatte bereits lange zuvor geplaudert. Aber ich muss der Wahrheit halber sagen, dass er nicht der Erste war, der das getan hat. Schon meine Arbeiter auf den Feldern haben nicht nur deine Schönheit, sondern auch deine unvergleichliche Teemischung gepriesen. Solche Geschichten verbreiten sich wie ein Lauffeuer. Auch die Dame Sahing wollte den Tee um jeden Preis in ihren Besitz bringen. Dass sie ihn dir dennoch überlassen hat und dir noch dazu ihre beiden Rennochsen vor den Wagen gespannt hat, dürfte jedenfalls in die chinesische Geschichte einge hen.«
    Francis sah sie liebevoll an. »Der Ruf des Tees ist sogar sehr schnell bis nach Europa gelangt. Jeder dieser Leute hier würde seine Seele dafür verkaufen, wenn er nur ein einziges deiner Teepakete erwerben könnte!« Er machte eine kleine Pause. »Aber wenn es stimmt, was meine Leute, die hier nach dir gesucht haben, sagen, dann hat es ihnen auch gefallen, dass du dich als Junge verkleidet hattest, um nach Ostasien zu reisen.
Besonders die Frauen waren davon begeistert. Du bist aus ihrer Welt geflohen. Darum bist du ihre Heldin.«
    »Aber ich habe nicht das Gefühl, eine Heldin zu sein. Eher fühle ich mich wie eine Diebin. Die Ware gehört doch den Remburgs. Sie haben den Tee immerhin bezahlt.«
    »Ja, damals. Aber ich habe mir erlaubt, dich sofort auszulösen, kaum dass du deinen Fuß auf mein Land gesetzt hattest. Remburg hat sogar seine beiden Silberkisten zurückbekommen, und nicht nur die, wenn ich das einmal sagen darf. Der Agent der Remburgs, den ich in Kanton mit ein wenig Mühe aufgetrieben habe, hat mein großzügiges Angebot sehr gern angenommen.« Er lachte. »Heute, da der Tee solch einen großen Wert erlangt hat, würde er sich lieber die Zunge abbei ßen, als noch einmal darauf zu sprechen zu kommen. Aber ein Vertrag unter Kaufleuten ist ein Vertrag. Er gilt, egal, wie sich die Dinge entwickeln. Davon kann auch ein Herr Remburg nicht abweichen, wenn er jemals wieder ein Geschäft in Asien oder sonst wo auf der Welt tätigen will.« Francis hielt ihre Hand und drückte sie leicht. »Nun, du bist mit dem Tee um die halbe Welt gefahren, aber ich war auch nicht gerade ein Mann ohne Gepäck. Ich habe mir Seiden aus Darjeeling für dich nachschicken lassen, nachdem ich etwas überstürzt aufgebrochen war, um dich zurückzuholen. Und die Dame Sahing hat mir noch Seiden aus dem Kaiserpalast und kostbaren Jadeschmuck hinterhergesendet.« Er zögerte. »Verzeih mir, es kommt mir immer noch nicht über die Lippen, die Dame Sahing als meine Mutter zu bezeichnen. Du aber hast sie völlig verzaubert, Betty. Sie hätte dir sogar ihren ganzen Besitz geschenkt. Und dass du mich liebst, das hat sie wieder etwas für mich eingenommen, obwohl sie mir meinen Kampf gegen die Teenmafia jahrelang verübelt hat. Aber nun habe ich einige schöne Ringe für dich bekommen und einen blauen Diamanten,
ihren Lieblingsstein. Einer meiner Leute bewahrt hier in Hamburg alles für dich auf. Und eine ganze Garde von Schneidermeistern buhlt seit Tagen darum, deine Garderobe nähen zu dürfen. Ohne dass dich hier ein einziger Mensch gesehen hätte, ist deine Schönheit bereits Legende.«
    »Aber sie haben mich damals doch alle gesehen.«
    »Nein, nicht wirklich - dazu waren sie zu vorurteilsbeladen!« Francis legte eine Hand an ihre Wange. » Ich habe dich gesehen, als du vom Himmel in meine Arme gefallen bist. Und ich wusste sofort, dass du etwas ganz Besonderes bist.«
    Betty lächelte glücklich, wurde dann aber wieder ernst. »Ich denke aber trotzdem, dass der Tee eigentlich den Remburgs zusteht. Das ist immerhin der Grund meiner Reise gewesen.«
    Francis nickte. »Der Auslöser für deine Irrfahrt um die Welt war aber doch wohl meine Umarmung mit Ava in unserem Garten.« Er seufzte. »Wenn du wüsstest, was meine kleine Schwester mir schon für Sorgen bereitet hat. Aber diese Sache ist wirklich die schlimmste, die jemals geschehen ist. Du hast ja bereits gehört, dass sie als ganz junges Mädchen opiumabhängig geworden ist. Ich wusste, dass der Tee ein Gegenspieler vieler Drogen ist, auch wenn ich es nicht beweisen konnte.« Er zögerte. »Frau von Mux
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