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Die Target-Falle: Gefahren für unser Geld und unsere Kinder (German Edition)

Die Target-Falle: Gefahren für unser Geld und unsere Kinder (German Edition)

Titel: Die Target-Falle: Gefahren für unser Geld und unsere Kinder (German Edition)
Autoren: Hans-Werner Sinn
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aufzulösen. Er geht von der Vorstellung aus, dass man für eine begrenzte Zeit gutnachbarschaftliche Hilfe leisten kann, aber zugleich die Kontrollfunktion der Märkte erhalten muss, weil politische Schuldenschranken dazu nicht in der Lage sein werden. Er vermeidet die Panik der Märkte und erhält doch den ökonomischen Druck aufrecht, den die politischen Systeme der überschuldeten Länder brauchen, um sich durch eine innere, reale Abwertung durch Preiszurückhaltung aus der Gefahr der Vernichtung ihrer Industrien und einer Radikalisierung der Jugend durch die Massenarbeitslosigkeit zu befreien.

DIE OFFENE WÄHRUNGSUNION
    Ob der EEAG-Plan ausreichen würde, alle Krisenländer wieder in ein ruhiges Fahrwasser zu bringen, kann angesichts der Analyse von Kapitel 4 bezweifelt werden. Länder wie Griechenland und Portugal, die um 39 % beziehungsweise 32 % billiger werden müssen, um beispielsweise im Vergleich zur Türkei wettbewerbsfähig zu werden, oder nach der Analyse von Goldman Sachs ihre Preise um 30 % beziehungsweise 35 % senken müssen, bis ihre Schulden wieder tragfähig sind, haben objektiv gesehen nur eine minimale Chance innerhalb des Euroraumes. Eigene Preissenkungen in diesem Umfang werden sie nicht schaffen, zumal sie in der Krise nach den bisher vorliegenden Daten nicht einmal ansatzweise Zeichen für eine beginnende reale Abwertung gezeigt haben ( Abbildung 4.3 ).
    Von Friedman bis Keynes reicht das Spektrum der Volkswirte, die die Vorstellung als absurd erklären würden, man könne reale Abwertungen des erforderlichen Ausmaßes durch Preissenkungen bewerkstelligen. Wer glaubt, das Problem lasse sich mit Sparprogrammen von der Art lösen, wie sie die Euroländer derzeit von Griechenland und Portugal verlangen, hat die Schwere des Problems offenkundig nicht verstanden. Das Einhalten von »Sparauflagen« im Zusammenhang mit neuen öffentlichen Krediten, das zunächst einmal politische Ruhe bringt, sollte man nicht mit einer realen Abwertung verwechseln, die allein die Wettbewerbsfähigkeit wiederherstellen kann. Schon heute werden die angeblichen Sparprogramme, die nichts sind als eine Einschränkung der Nettoneuverschuldung, als untragbar empfunden, und doch waren sie bislang nicht in der Lage, die nötigen Preissenkungen herbeizuführen. Sicher, wenn man eine tatsächliche Ersparnis einfordert, indem man keine neuen Kredite vergibt, sondern die Tilgung der alten verlangt, könnte man vermutlich eine Deflation erzwingen, aber dann würden die Gesellschaftssysteme der betroffenen Länder unter dem Druck der leeren Kassen womöglich zerbrechen und im Chaos versinken. Deutschlands Erfahrungen zur Zeit der Weimarer Republik, als die Preise von 1929 bis 1933 um 23 % sanken, sollten allen eine Warnung sein. Das wurde in Kapitel 4, Abschnitt Warum offene Abwertungen leichter sind, ja schon ausgeführt.
    Die Alternativlösung, die viele, implizit vielleicht auch die EZB, im Auge haben, ist deshalb die Inflation in Deutschland. Deutschland wird diesen Ländern aber nicht den Gefallen tun wollen, so viel Inflation in kurzer Zeit zu akzeptieren, dass deren Wettbewerbsfähigkeit auf diese Weise wiederhergestellt wird. Dazu steckt das Trauma der Hyperinflation von 1914 bis 1923, die zur Verarmung und Radikalisierung der Mittelklasse geführt hat, den Deutschen noch zu tief in den Knochen. Man kann auch nicht den ganzen Euroraum inflationieren, nur damit ein paar kleineren Ländern am Rande die Deflation erspart bleibt.
    Also bleibt nur noch die Dauerfinanzierung der Leistungsbilanzdefizite oder der Austritt. Über die Gefahren einer Dauerfinanzierung, von der Holländischen Krankheit bis hin zu Ansteckungseffekten auf andere Länder, die dann genauso behandelt werden wollen, ist in diesem Buch genug gesagt worden.  17 Das muss hier nicht wiederholt werden.
    Nur der Austritt und die Abwertung bieten eine schnelle Möglichkeit, die Wettbewerbsfähigkeit ohne Aufstände und Unruhen wiederherzustellen. Auf der Basis von Daten, die von Reinhart und Rogoff zur Verfügung gestellt wurden, kommt das ifo Institut nach der Untersuchung von 71 Währungskrisen zu dem Ergebnis, dass sich die Leistungsbilanz des abwertenden Landes bereits ein bis zwei Jahre nach der Abwertung sehr stark verbessert und dass dann auch die Wirtschaftsleistung schon wieder zunimmt.  18 Das Exportwachstum liegt typischerweise schon im dritten Jahr um 2 Prozentpunkte über dem Trend.
    Auch drei vom ifo Institut angestellte Fallstudien, die
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