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Die Sünderinnen (German Edition)

Die Sünderinnen (German Edition)

Titel: Die Sünderinnen (German Edition)
Autoren: Irene Scharenberg
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Gefühl, im Dienst zu sein. Nun ja, bei dieser Frau konnte der taxierende Blick durchaus eine gewisse Freude bereiten. Ungeheuer attraktiv für ihr Alter, fasste Pielkötter als Gesamturteil zusammen, obwohl ihre Augen für seinen Geschmack ein wenig zu grüblerisch blickten.
    Im zweiten Stock hatte er kaum das Schild mit der Aufschrift »Mark Milton – Diplompsychologe« entdeckt, da trat ein Mann Ende dreißig aus der Praxis ins Treppenhaus.
    »Kriminalkommissariat Duisburg«, erklärte Pielkötter dem verdutzten Mann, ehe dieser die Türe schließen konnte, und hielt ihm seinen Dienstausweis hin. »Dürfte ich Sie einen Moment sprechen?«
    Unwillkürlich fühlte sich Mark Milton in eine schreckliche Szene aus seiner Vergangenheit zurückversetzt. Nachdem er sich wieder etwas gefangen hatte, nickte er eilig und führte den Kriminalkommissar in den Behandlungsraum. Neugierig schaute Pielkötter sich um und nahm dann in einem der beiden Sessel Platz, drehte ihn allerdings so, dass er Milton ins Gesicht sehen konnte.
    »Gemütlich haben Sie es hier.«
    »Aber deshalb suchen Sie mich kaum auf«, erwiderte Mark wenig begeistert.
    Pielkötter grinste und entblößte dabei eine Reihe von Zähnen, die anscheinend schon länger kein Zahnarzt mehr gesehen hatte.
    »Wir ermitteln in einem Mordfall. Dabei haben wir Ihre Telefonnummer in dem Notizblock der Ermordeten gefunden. Bei dem Opfer handelt es sich um Barbara Winkler.«
    Lauernd beobachtete Pielkötter sein Gegenüber. Er hatte schon eine ganze Palette an unterschiedlichen Reaktionen erlebt.
    »Barbara Winkler?«, fragte Mark, während alle Farbe aus seinem Gesicht wich. »Das ist ja entsetzlich! Und sie schien auf einem so guten Weg zu sein. In der letzten Sitzung wirkte sie irgendwie entschlossen, ein neues Leben zu beginnen.«
    »Wann war das?«
    »Vor knapp zwei Jahren vielleicht. Ich müsste nachsehen.«
    »Tun Sie das«, entgegnete Pielkötter im Befehlston.
    Während Mark mit zitternden Händen in seinen Akten suchte, schaute sich Pielkötter in dem Raum um. Das Bild an der Wand erschien ihm fast wie ein echtes Gemälde. Entweder handelte es sich um einen noch unentdeckten Künstler oder der Psychologe verdiente viel Geld mit seiner Praxis. Das Mobiliar dagegen wirkte ansprechend, aber nicht gerade exklusiv.
    »Vor gut anderthalb Jahren war Frau Winkler zum letzten Mal in meiner Praxis«, erklärte Mark und deutete auf die Karteikarte in seiner Rechten.
    »Welche Probleme haben Barbara Winkler denn zu Ihnen geführt?«
    »Nun, Sie kennen die Schweigepflicht.«
    »Nicht bei Mord«, erwiderte Pielkötter mit einem süffisanten Lächeln. »Aber sicher muss ich die Herausgabe der Unterlagen nicht erzwingen?«
    Der Kriminalhauptkommissar lehnte sich in dem Bewusstsein zurück, dass seine Worte in gewünschter Weise wirken würden. Zu seinem Erstaunen jedoch rührte sich Mark Milton nicht von der Stelle.
    »Zudem können Sie es wohl kaum verantworten, wenn ein Mörder frei herumläuft, weil Sie die Ermittlungen behindern«, verlieh Pielkötter seiner Forderung noch einmal Nachdruck.
    Obwohl sich Mark Miltons negativer Eindruck von Pielkötter im Laufe der Begegnung bereits potenziert hatte, musste er ihm Recht geben.
    »Eheprobleme«, gab er schließlich bereitwillig Auskunft. »Barbara Winkler hat unter dem zwanghaften Verhalten ihres Mannes gelitten.«
    »Was heißt zwanghaft? Hat er sie in irgendeiner Form bedroht? Ist er ihr gegenüber gewalttätig geworden?«
    »Nein, nein«, erklärte Mark Milton, wobei er sich zunehmend sicherer fühlte. Es tat gut, nun ganz allgemein über psychische Probleme zu sprechen. »Zwanghafte Menschen haben nur extrem ausgeprägte Gewohnheiten. Montags immer dieselben Socken, Fernsehen nur bis zu einer genau festgelegten Uhrzeit, egal wie interessant der Spätfilm ist. Für alles eben einen genauestens festgelegten Stundenplan.«
    »Sex nur im Bett und nur nach der Sportschau«, ergänzte Pielkötter.
    »Ja, zum Beispiel.«
    »Aber gefährlich sind sie nicht?«
    »Eher nervtötend. Aber natürlich kann man bei den Zwanghaften eine Gewaltbereitschaft genauso wenig ausschließen wie bei Polizisten.« Die letzte Bemerkung war Mark Milton rausgerutscht. »Wie ist denn Frau Winkler ermordet worden?«, fragte er deshalb schnell. »Vielleicht war es ja eher ein Unfall.«
    »Bei siebzehn Messerstichen wohl kaum«, entfuhr es Pielkötter, obwohl er normalerweise nie Details verriet, die nur der Mörder wissen konnte. Dieser Psychologe jedoch
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