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Die Sünderinnen (German Edition)

Die Sünderinnen (German Edition)

Titel: Die Sünderinnen (German Edition)
Autoren: Irene Scharenberg
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Mark ging davon aus, dass Herr Burgmeister keine neue Partnerin hatte, und er hätte darauf gewettet, dass er auch nicht nach einer solchen suchte. So wie Katharina ihn geschildert hatte, würde er die Trennung niemals verwinden. Bei diesem Gedanken krampfte sich Marks Magen zusammen. Irgendwie passte dieser Charakterzug genau in das erstellte Täterprofil.
    Mit einem gewissen Unbehagen lief er die Eingangstreppe hoch und schaute auf das Namensschildchen neben der Klingel. Hier wohnte also sein Mann. Obwohl Mark sich noch keine Rede zurechtgelegt hatte, läutete er einfach. Während er wartete, beschloss er, sich direkt als Psychologe seiner verstorbenen Frau vorzustellen und Burgmeister sein verspätetes Beileid auszusprechen. Niemand öffnete jedoch. Einen kurzen Moment erwog er, die Polizei einzuschalten, aber dann dachte er an Kriminalhauptkommissar Pielkötter und hielt es kaum noch für eine gute Idee.
    Als er die wenigen Treppenstufen wieder hinunterstieg, fiel sein Blick in den Vorgarten. Blumen und Büsche wuchsen in Reih und Glied, was auf extreme Ordnungsliebe schließen ließ. Für Marks Geschmack wirkte der Garten zu steril. Besonders auffällig fand er jedoch die seltsamen Löcher, die Burgmeister in die Mitte der Lebensbäume geschnitten hatte. Das ist nicht normal, dachte Mark, und erinnerte sich an einen ehemaligen Patienten. Aus lauter Hass hatte der Löcher in alle Gardinen gebrannt. Jedenfalls war Burgmeister sein Mann, das fühlte er nur zu deutlich. Um sich aber nicht auf ein Gefühl zu verlassen, musste er unbedingt ins Haus.
    Neugierig sah er an der Häuserwand hoch. Alle Fenster waren verschlossen. Hier jedenfalls bot sich keine Einstiegsmöglichkeit. Deshalb wollte er es auf der Rückseite versuchen. Hinter der Häuserzeile, in der Burgmeister wohnte, existierte ein kleiner Wirtschaftsweg. Als Mark ihn entlanglief, erkannte er den gesuchten Garten hinter einem stählernen Tor. Es war der einzige, dessen Bepflanzung an eine Baumschule erinnerte.
    Das von einem Zaun nebst dichter Lorbeerbuschhecke umgebene Stahltor reichte Mark etwa bis zur Brust und war verschlossen. Beherzt umklammerten seine Hände die obere Kante und zogen den Körper so weit wie möglich hoch. Oben schwang er die Beine über das Tor und landete mit einem kleinen Sprung nicht gerade sanft auf der anderen Seite. Ein kurzer, heftiger Stich durchfuhr seinen Fuß, aber dann ließ der Schmerz langsam nach.
    Mark sah sich kurz um, konnte jedoch niemanden entdecken. Die mannshohe Lorbeerbuschhecke verlief ebenfalls zu beiden Seiten des Gartens und schirmte ihn regelrecht von den Nachbargrundstücken ab. Auch die Terrasse mit granitgrauen Pflastersteinen konnte allenfalls aus den oberen Stockwerken der umliegenden Häuser eingesehen werden. Die Terrassentür kam nicht als Einstieg in Frage, da Burgmeister die Rollos vor der Tür heruntergelassen hatte.
    Während Mark nun auf das Haus zulief und alle Fenster taxierte, beschlich ihn das Gefühl, doch beobachtet zu werden. Reine Einbildung, versuchte er, dieses Gefühl zu erklären. Immerhin brach er nicht gerade jeden Tag in fremde Gärten ein, erst recht nicht in Domänen von vermutlich höchst gefährlichen Mördern. Hinter den Fensterscheiben konnte er nichts Verdächtiges erkennen. Alle Fenster waren verschlossen, bis auf ein winziges im Erdgeschoss, das wahrscheinlich zur Toilette gehörte und einem Erwachsenen nur schwer Einlass bot. Aber hier lag seine einzige Chance. Ohne Hilfsmittel würde er das Fenster im Hochparterre jedoch nicht erreichen.
    Suchend sah er sich um. Trotz des guten Wetters hatte Burgmeister nicht einmal ein paar Gartenstühle auf der Terrasse. Das Einzige, was Mark gebrauchen konnte, war eine blaue Regentonne. Eilig zog er sie unter dem Fallrohr der Dachrinne hervor, drehte sie um und stellte sie unter das kleine Fenster. Die Tonne wackelte bedrohlich, als er sie bestieg. Immerhin reichte sein Oberkörper nun bis an das Fenster.
    Neugierig blickte er in einen kleinen Toilettenraum, steckte den Kopf weiter vor und schob seine Schultern über das Fensterbrett. Schon nach wenigen Zentimetern blieb er stecken, nicht gerade die beste Ausgangsposition für ein offenes Gespräch mit dem Hausherrn. Vorsichtig drehte Mark den Oberkörper, bis er eine diagonale Position einnahm. Die Schultern schrammten am Fensterrahmen entlang, aber nun kam er wenigstens voran.
    Der Abstieg jedoch stellte ihn vor weitere Probleme. Er konnte sich nicht einfach fallenlassen. Die
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