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Die Sünderinnen (German Edition)

Die Sünderinnen (German Edition)

Titel: Die Sünderinnen (German Edition)
Autoren: Irene Scharenberg
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kostet. Sicher bekommen Sie noch Geld zurück.«
    Demonstrativ warf sie noch einen Blick auf die Visitenkarte, dann verstaute sie sie in ihrer Handtasche. »Auf Wiedersehen«, verabschiedete sie sich nun schnell und erhob sich. »Und danke für die Einladung.«
    Während sie fast im Laufschritt das Café verließ, starrte er missmutig vor sich hin. Sein ungutes Gefühl würde erst verschwinden, nachdem auch diese Frau für ihre Schuld gezahlt hatte.

    Mit wenig Freude studierte Mark die Speisekarte des Restaurants Maredo in der Duisburger Innenstadt. Er saß direkt an der Glastür, die im Sommer sicher geöffnet würde. Susanne hatte sich genau ihm gegenüber platziert. Eigentlich hatte er sie ganz feudal ausführen wollen, aber sie hatte das Maredo vorgeschlagen. Angeblich ließ ihr geringer Hunger nur einen kleinen Salat vom Buffet zu. Außerdem erklärte sie, das mexikanische Ambiente zu mögen, die bräunlichen Kacheln mit den originellen bunten Mustern, die Ventilatoren an der Decke. Mark jedoch vermutete ganz andere Gründe. Vielleicht wollte sie dieses Mahl nur nicht zu feierlich gestalten, weil es in ihrer Beziehung nichts mehr zu feiern gab.
    Trotzdem wollte er sich nicht entmutigen lassen. Spätestens seit dieser Vernehmung im Polizeipräsidium wusste er, dass er in die Offensive gehen musste. Er wollte alles in Bewegung setzen, um sowohl seine Ehe zu retten als auch den Mörder zu finden. Falls er wirklich die einzige Verbindung zwischen den Frauen darstellte, konnte das Geheimnis nur in seiner Praxis liegen. Während er Susannes Profil betrachtete, geriet er in Versuchung, ihr von dem Verhör zu erzählen, aber irgendetwas hielt ihn zurück. Schließlich hatte sie ohnehin genug Schwierigkeiten mit ihm. Er wollte keine neuen Probleme zwischen ihnen auftürmen.
    Susanne jedoch starrte gedankenverloren auf die Königstraße hinaus und erinnerte sich an den Cafébesuch mit Grundstein, nicht allzu weit von dieser Stelle entfernt. Die Karte des Anwalts steckte verborgen in ihrer Handtasche. Würde sie ihn anrufen? Sie war nicht sicher. Aus einem undefinierbaren Grund hatte sie Mark nicht einmal von dem Unfall erzählt. Ihre Lebenswege schienen immer weiter auseinanderzudriften. Die abnehmenden Berührungspunkte schmerzten dafür umso mehr. Genau wie dieses gemeinsame Essen, zu dem sie sich nicht hätte überreden lassen dürfen.
    »Ich habe über uns nachgedacht«, fuhr Mark in ihre Gedanken.
    Ruckartig wandte sie den Blick vom Fenster ab und starrte in sein ernstes Gesicht.
    »Vielleicht sollten wir wirklich ins Grüne ziehen. Schon den Kindern zuliebe. Ich bin jetzt bereit, das Geld von deinen Eltern anzunehmen.«
    »Wirklich?«, fragte sie ungläubig.
    »Ich meine, wir könnten es später zurückzahlen, wenn es uns finanziell besser geht. Falls du darauf bestehst, behalten wir es auch. Ich möchte einfach, dass du wieder glücklich bist.«
    »Und du glaubst ernsthaft, mit diesem Zugeständnis könntest du unsere Ehe retten?«
    Susanne lachte kurz und trocken auf. Seine eigene Kehle fühlte sich an wie zugeschnürt. Kündigte dieses gekünstelte Lachen wirklich das Ende seiner Ehe an? Nein, das mochte er nicht glauben.
    »Ich habe es satt, dass eine andere Frau zwischen uns steht. Habe genug davon, dich nachts ihren Namen schreien zu hören.«
    Betroffen starrte ihr Mark ins Gesicht. »Wir können über alles reden«, flüsterte er, nachdem sie beide eine Weile geschwiegen hatten.
    »Ich will nicht mehr reden. Ich will ein anderes Leben.«
    Augenblicklich schnürte sich Marks Kehle ganz und gar zusammen. Er hätte sie gerne gefragt, ob er in diesem neuen Leben eine Rolle spielen würde. Die Frage schien sich durch seinen Körper hindurchzubrennen, aber er hatte Angst vor einer drastischen Antwort. Niemals zuvor hatte er die Macht der Worte so gefürchtet wie in diesem Augenblick.
    »Ich weiß noch nicht, wie dieses andere Leben aussehen soll«, erklärte sie plötzlich, als hätte sie seine Gedanken erraten. »Lass mir noch etwas Zeit.«
    Schweigend stocherte er in seinem Salat herum. Auch ihm war inzwischen der Appetit vergangen. Anscheinend hatte Susanne schon vorher gewusst, dass diese Aussprache nicht zu einem feudalen Mahl passte. Nur er hatte geglaubt, sein Friedensangebot könnte Susanne beeindrucken.

    Unzufrieden stieg der Mann in seinen Wagen. Er wollte nicht mehr auf einen Anruf von Susanne Milton hoffen. Alles könnte einfach sein, wenn sie sich bei ihm melden würde. Dann fände er eine
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