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Die Sünden meiner Väter: Roman (German Edition)

Die Sünden meiner Väter: Roman (German Edition)

Titel: Die Sünden meiner Väter: Roman (German Edition)
Autoren: Liz Nugent
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namens Clochamps zur Welt gekommen. Ihr Geburtsname lautete Nora Condell. Am 20. Juli desselben Jahres wurde sie zur Adoption freigegeben. Annalise hofft, ich könne ihr helfen, ihren leiblichen Vater ausfindig zu machen. Man hat ihr wohl gesagt, ihre Mutter hätte mich als den Vater genannt.
    Lauras Baby. Meine Tochter.
    Sie schreibt, es habe sie bestürzt, nach zwei Jahren der Suche herauszufinden, dass ihr Vater möglicherweise ein verurteilter Gewaltverbrecher und Betrüger sei.
    Auf ihrer Geburtsurkunde wird Laura als ihre Mutter genannt. Ihre Recherchen haben ergeben, dass Laura tot ist und dass es Selbstmord war. Annalise nimmt an, ihre Geburt habe dazu den Anlass gegeben. Über die Website von Lauras alter Schule ist sie an Bilder gekommen, und obwohl ihre Augen sich in Form und Farbe ähneln, sei sie in einer Hinsicht doch grundverschieden von Laura. Deshalb machte sie sich auf die Suche nach ihrem Vater. Sein Name stehe nicht auf ihrer Geburtsurkunde, aber Annalise nahm Kontakt mit der Sozialarbeiterin auf, die damals Lauras Fall bearbeitete. Angeblich sollte Laura darauf beharrt haben, dass ein irischer Student namens Oliver Ryan Vater des Kindes sei, durfte meinen Namen jedoch nicht in die Geburtsurkunde eintragen lassen. Annalise fand schnell heraus, dass Oliver Ryan besser bekannt war als der berühmt-berüchtigte Vincent Dax. Sie hat sich die Autorenfotos auf den Covers meiner Bücher und auf YouTube einige meiner Fernsehauftritte angesehen. Hierbei sei ihr aufgefallen, dass wir uns in manchen Gesten und im Tonfall erstaunlich ähnlich seien, und doch, so schreibt sie, könne »etwas nicht stimmen«, denn sie selbst sei dunkelhäutig, wohingegen »Sie und meine Mutter ganz offensichtlich weiße Europäer sind«.
    Hier begannen meine Hände wieder zu zittern, und ich musste den Brief vor mir auf den Tisch legen, damit mir die Worte nicht länger vor den Augen tanzten.
    Eines muss man meiner Tochter lassen – sie betreibt ihre Wahrheitsfindung mit viel Engagement.
    »Ich habe kürzlich ein DNA-Profil von mir erstellen lassen, demzufolge ich zu mindestens 25% afrikanischer Abstammung bin, was wiederum heißt, dass ich einen gemischtrassigen Elternteil und somit entweder einen schwarzen Großvater oder eine schwarze Großmutter haben muss. Bei meinen Recherchen fand ich heraus, dass Lauras Eltern beide gebürtige Iren sind, konnte aber wenig bis gar keine Informationen bezüglich Ihrer Herkunft finden. Mir ist aufgefallen, dass Ihre Haut etwas dunkler ist als bei den meisten Iren, doch Ihre Gesichtszüge sind zweifelsohne ›weiß‹.
    Dank neuer Daten aus der Genkartierung schreitet die Genomforschung rasch voran, und es ist mittlerweile erwiesen, dass unsere Hautfarbe nicht von einem einzigen Gen bestimmt wird, sondern von vielen (polygenes Erbgut). Außer der Hautfarbe der Eltern spielen viele Faktoren eine Rolle. Es wäre also immer noch möglich, dass Sie mein Vater sind, wenn einer Ihrer Vorfahren afrikanischer Abstammung war.«
    Sie hat vorgeschlagen, mich besuchen zu kommen und einen Speicheltest machen zu lassen. Das sei ein ganz einfaches, nichtinvasives Verfahren, hat sie mir netterweise versichert. Sie käme demnächst nach Dublin und hoffe, mich bei dieser Gelegenheit zu sehen.
    »Nachdem ich mir die Videoaufnahmen mehrere Male angesehen habe, halte ich es sogar für sehr wahrscheinlich, dass wir verwandt sind. Ich weiß nicht, ob dies ein Problem für Sie wäre oder wie Sie zur Frage der Multikulturalität stehen. Bitte bedenken Sie jedoch Folgendes: Als ich mich auf die Suche nach meinen leiblichen Eltern machte, habe ich nicht auch nur einen Moment daran gedacht, dass ich meinen Vater in Haft vorfände. Ich bin in einer wunderbaren Familie aufgewachsen, und meine Eltern wären entsetzt, wenn sie davon wüssten. Ich habe weder die Absicht, es ihnen zu sagen, noch damit an die Öffentlichkeit zu gehen, sollte es denn wahr sein.«
    Ich legte den Brief beiseite, verließ mein Zimmer und ging hinaus in den Hof. Der Wärter lächelte, als er mich sah, und nickte mir zu.
    »Und, wie geht es unserem Oliver heute? Ganz schön kalt, was?«
    »Haben Sie eine Zigarette?«
    »Und ob ich eine habe.«
    Er reichte mir eine Zigarette und gab mir beflissen Feuer, versuchte es noch mit ein paar kumpelhaften Scherzen, aber ich bin als Einzelgänger bekannt, und so ließ er mich bald wieder in Ruhe.
    Pater Daniel hat also recht gehabt. Die Geschichte über meinen Vater und das Eingeborenenmädchen ist wahr.
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