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Die Sünden meiner Väter: Roman (German Edition)

Die Sünden meiner Väter: Roman (German Edition)

Titel: Die Sünden meiner Väter: Roman (German Edition)
Autoren: Liz Nugent
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und Gespräche mit Sozialarbeitern stehen da noch an, aber das bekommen wir schon hin. Mams altes Zimmer habe ich ausgeräumt und neu tapeziert, und einen ganzen Schwung Bücher habe ich auch gekauft. Andere Bücher, wenn Sie wissen, was ich meine. Und einen CD -Spieler habe ich ihm auch besorgt, dann kann er in seinem Zimmer tanzen. Der Verkäufer hat versucht, mir einen iPod anzudrehen, aber was soll ich denn bitteschön damit? Mir hat schon gereicht, dass ich meine ganzen Platten auf CD kaufen musste, als mein Plattenspieler den Geist aufgegeben hat und ich nirgends einen Ersatz auftreiben konnte. Jetzt ist es dann der iPod und nächste Woche wieder was anderes. Wer soll da noch mitkommen. Ein neues Auto habe ich auch gekauft. So eins mit erhöhter Rückbank, damit Eugene gut rausgucken kann. Und mit dem Rauchen will ich aufhören. Das fällt mir wirklich verdammt schwer, aber wenn er hier wohnt, ist das wahrscheinlich besser so. Eugene und ich werden eine prima Zeit haben.
    Jedes Mal, wenn ich ihn besuche, fragt er, wann Alice kommt. Ich kann es ihm noch nicht sagen. Aber mir wird schon was einfallen, einfach mal abwarten. Vielleicht macht es ihm ja auch gar nicht so viel aus, sie in ihrem jetzigen Zustand zu besuchen. Mal sehen. Aber eins weiß ich jetzt schon: Wenn er bei mir einzieht, wird er gleich rüber zu seinem alten Haus laufen und Alice sehen wollen. Noch steht das Haus leer, und Türen und Fenster sind verrammelt. Da werde ich mir auch was einfallen lassen müssen. Irgendwas muss ich ihm ja sagen.
    Die Zeitungen haben es »Das Haus des Grauens« genannt. Heutzutage reicht es glaube ich schon, wenn man sich zu Hause den kleinen Zeh anstößt, damit sie »Haus des Grauens« schreiben. Ist auf jeden Fall ein gefundenes Fressen für diese Pressefuzzis. In den ersten Wochen war vor dem Haus so ein Medienrummel, dass ich nur noch durch die Hintertür gegangen bin. Alle wollen meine Geschichte. Da gibt es nicht viel zu erzählen. Meine Geschichte ist, dass ich geliebt und verloren habe. Das dürfte nicht viele Schlagzeilen hergeben.

EPILOG
    OLIVER
    War ich früher schon berühmt, so bin ich heute berüchtigt; Letzteres scheint weitaus interessanter zu sein. Das findet nicht nur die Boulevardpresse. Tonnenweise Druckerschwärze wurde darauf verwandt, den tiefen Fall des gefeierten Autors zu dokumentieren, der sich als Plagiator und Frauenverprügler entpuppte. Namhafte Kritiker, die sich meiner Freundschaft rühmten, behaupten nun in Interviews, es schon immer geahnt zu haben. Hartnäckig halten sich Gerüchte, ich hätte meine Frau regelmäßig geschlagen, obwohl es in der Gerichtsverhandlung dafür keinerlei Beweise gab. Unterhaltungen werden kolportiert, die niemals stattgefunden haben, die aber zu belegen scheinen, dass ich schon immer gewalttätig war und Alice Angst vor mir hatte.
    Eines dieser Schmierblätter hat sogar einen alten Schulaufsatz von vor über vierzig Jahren ausgegraben, um auf meinen schlechten Schreibstil und den mangelhaften erzählerischen Aufbau hinzuweisen. Die Doktoranden, die sich einst wie Jünger um mich scharten, klagen mich an, ihre Karrieren zerstört und ihre Glaubwürdigkeit untergraben zu haben. Dummes Geschwätz. Im Feuilleton heißt es auf einmal, dass jemand, der keine Kinder hat, niemals Geschichten hätte schreiben können, die Kinderherzen so erfreuen. Damals klang das noch ganz anders. Da hieß es, dass ich mich besonders gut in die Gedankenwelt von Kindern hineinversetzen könne, gerade weil ich keine eigenen habe und nie wirklich erwachsen geworden sei. Ja, was denn nun, ihr Idioten? Man hat in meiner Vergangenheit herumgestochert, Fragen nach meiner Herkunft und meiner Familie gestellt. Weit sind sie damit nicht gekommen.
    Ein halbes Jahr nach meinem Prozess hat mein Bruder Philip mir geschrieben. Ich konnte förmlich vor mir sehen, wie er in scheinheiliger Gewissensnot die Hände ringt. Bestimmt hat die Frage ihm schlaflose Nächte bereitet, ob mir zu schreiben wohl »das Richtige« sei. Er hat sich mir als Beichtvater angeboten, sollte ich jemals reinen Tisch machen wollen. Gottes Gnade sei unermesslich, hat er mir versichert, er habe immer ein offenes Ohr für mich. Ab in die Tonne damit.
    Alice fehlt mir.
    Ich hätte erwartet, das Essen hier ungenießbar zu finden, aber es ist erstaunlich gut – und reichlich. In Sterne-Restaurants habe ich schon schlechter gegessen. Nur mit dem Anrichten könnten sie sich etwas mehr Mühe geben.
    Das Gebäude, in dem ich
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