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Die Sünden meiner Väter: Roman (German Edition)

Die Sünden meiner Väter: Roman (German Edition)

Titel: Die Sünden meiner Väter: Roman (German Edition)
Autoren: Liz Nugent
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den er kaum kannte? Warum kein Gelehrter aus der Gegend? Warum war seine Wahl auf mich gefallen? Wenn Jean Luc schon nicht mehr in ihren Nutzen kam, warum dann nicht ich? Und das Feuer, es war nur ein dummer Jungenstreich gewesen, so redete ich mir in diesen Tagen zu, um mein Vorhaben zu rechtfertigen. Ein unausgegorener Plan, der völlig außer Kontrolle geraten war. Nachdem ich den Entschluss dann gefasst hatte, war alles ganz einfach. Ich brauchte die Geschichten nur noch ins Englische zu übertragen, alles, das Aufschluss über ihre Herkunft gab, ein wenig abzuändern, und sie zu veröffentlichen – unter einem Pseudonym, versteht sich, sicher ist sicher. Wenn sich von der ersten Auflage ein paar Tausend Exemplare verkauften und auch die Folgebände veröffentlicht würden, könnte meine Zukunft gesichert sein.
    Gleich der erste Verleger, bei dem ich vorstellig wurde, bekundete Interesse. Daraufhin beauftragte ich einen Agenten, der ziemlich schnell einen unerwartet lukrativen Vertrag aushandelte, was sich vermutlich dem Umstand verdankte, dass ich in kürzester Zeit zehn weitere Bände zusichern konnte. Von meiner ersten Vorschusszahlung kaufte ich mir einen guten Anzug und einen Sportwagen.
    Einen Monat später lernte ich auf der Buchpräsentation eines anderen Autors, der ebenfalls von meinem Agenten vertreten wurde, Alice kennen. Sie sollte meine Bücher illustrieren. Als ich ihre ersten Entwürfe für Prinz Felix sah, mochte ich meinen Augen kaum trauen. Ohne dass wir uns groß besprochen hätten, hatte sie das Wesen dieses kleinen französischen Jungen eingefangen, hatte ihn, der seit neun Jahren tot war, auf dem Papier zum Leben erweckt.
    Im Sommer lud ich Alice ein, mit mir und einigen Freunden nach Paros in den Urlaub zu fahren. Mein Plan zu ihrer Verführung war genau durchdacht und erwies sich als überraschend einfach. Natürlich war mein Erfolg auch Barney zu verdanken, der, arglos wie er war, seiner Freundin nicht nur erlaubte, mit mir zu verreisen, sondern sich während Alices Abwesenheit auch noch um Eugene kümmerte. Letzten Endes hätte es aber keinen Unterschied gemacht. Es war nur eine Frage der Zeit, dass sie sich in mich verlieben würde, denn, wie sie mir später gestand, meine Geschichten hätten sie vom ersten Augenblick an für mich eingenommen.
    Bis dann das erste Buch erschien, glaubte ich bereits, es wirklich selbst geschrieben zu haben. Die Vorabrezensionen fielen so positiv aus, dass ich sofort daran dachte, wie mein Erfolg die Einstellung meines Vaters mir gegenüber ändern würde, wie er nun endlich stolz auf mich sein konnte. Ich lud ihn zur Präsentation ein. Er kam nicht. Danach unternahm ich keinen weiteren Versuch mehr, Kontakt zu ihm aufzunehmen.
    Alice und ich haben im selben Jahr geheiratet und waren recht glücklich miteinander. So glücklich, wie man unter meinen Umständen eben sein kann. Ich glaube, dass auch Alice glücklich war, nachdem sie sich erst einmal mit ihrer Kinderlosigkeit abgefunden und mit der Idee angefreundet hatte, den Schwachkopf dauerhaft im Heim zu lassen. Nur meine Affären trübten das Glück bisweilen, wenn ich nachlässig genug war, mich ertappen zu lassen. Das war aber meist nur dann der Fall, wenn Alice mich zuvor verstimmt hatte. Einzig bei meinem dunkelsten Geheimnis erlaubte ich mir keine Nachlässigkeit und hielt es in seiner grünen Kiste stets gut unter Verschluss.
    Alice. Meine liebe, nette Frau, von der ich meinte, sie könne kein Wässerchen trüben. Sie sollte sich als arglistig und verschlagen entpuppen. Vor drei Monaten war sie ohne Moya von ihrem Kochkurs zurückgekehrt. Moya hatte endlich den Mut aufgebracht, ihren Mann für irgend so einen Typen zu verlassen, den sie in Frankreich kennengelernt hatte. Ich war schon vor geraumer Zeit zu dem Schluss gelangt, dass Moya den ganzen Ärger nicht mehr wert war, und versuchte seitdem sie loszuwerden. Aber mein Gott, was gab sie sich begriffsstutzig! Nun, da sie Con für einen anderen verlassen hatte, fiel mir ein Stein vom Herzen, wenngleich ich gestehen muss, dass es meinen Stolz ein wenig verletzte, nicht dieser andere zu sein.
    Mir fiel auf, dass Alice seit ihrer Rückkehr noch schweigsamer war als sonst, und seit Moya mich ein paar Tage zuvor in den frühen Morgenstunden aus Frankreich angerufen hatte, war ich hellhörig. Hatte Moya, nun, da sie nichts mehr zu verlieren hatte, Alice von unserer Affäre erzählt? Doch es wäre keineswegs das erste Mal gewesen, dass Alice einer
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