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Die Sünde aber gebiert den Tod

Die Sünde aber gebiert den Tod

Titel: Die Sünde aber gebiert den Tod
Autoren: Andrea Schacht
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ich nach der Vesper zu ihm ging. Trine war gerade dabei, dem guten Theodoricus die Hände auf die Kehrseite zu legen.«
    »Oh – na ja, sie hat heilende Hände!«
    »Anschließend hat sie ihm den Genuss von Hopfenbier verordnet.«
    »Ah ja!«
    »Während dieser Zeit sprach der Krudener unablässig über Dämonen.«
    »Eine bizarre Szenerie, in die Ihr da geraten seid. Ich hoffe, sie hat Euch nicht geängstigt.«
    »Nein, eher erheitert und ein bisschen irritiert.«
    »Dann empfehle ich, Meister Krudener einmal in einer ruhigeren Zeit in den hinteren Räumen seiner Apotheke aufzusuchen. Dort findet Ihr neben einer grauen Katze, die ihm gelegentlich auf der Schulter hockt, und einem grünen Papagei mit einem ausgesuchten, nicht immer höflichen Wortschatz, unzählige rauchende Tiegel, dampfende Kolben und brodelnde Kessel vor.«
    »In denen alchimistische Elixiere köcheln?«
    »Nein, Würzwein, Eier und manchmal auch klebrig süßer Zuckersud zum Kandieren von Früchten.« Amüsiert schüttelte der Ritter den Kopf.
    »Lächelt nicht über ihn, Herr Gero. Ich glaube, er ist als Alchimist weit über das Stadium der Experimente hinaus. Ich halte ihn für einen sehr weisen Mann. Aber natürlich – ein bisschen verschroben ist er auch. Aber das ist er gerne! Und Trine liebt ihn wie einen Vater.«
    »So schien es mir auch. Ah, da ist unser Lodewig.«
    Der Novize bat sie in höflichen Worten, doch jetzt den Vater Abt aufzusuchen.
    Sie gingen gemeinsam über den Hof und dann den Gang entlang, der zu Theodoricus’ Wohnung führte. Dort begegneten sie Pater Ivo, der, wieder in seine schwarze Kutte gekleidet, langsam auf einen Stock gestützt und von Bruder Markus begleitet, ebenfalls in diese Richtung strebte. Als er die beiden sah, bemühte er sich um eine aufrechte Haltung, aber Almut sah, welche Schmerzen es ihm bereitete. Doch ihre Hilfe mochte sie ihm nicht anbieten.
    »Ihr seid wieder auf den Beinen, Pater Ivo. Das freut mich zu sehen.«
    »Ihr seid mit wenig zu erfreuen, Begine!«, brummte er und fasste den Stock fester.
    Bevor ihr eine Antwort entschlüpfen konnte, die nicht eben der schwachen Gesundheit des Benediktiners förderlich gewesen wäre, öffnete der Ritter die Tür für sie. Der Abt empfing sie stehend, und sein Gesicht war erheblich weniger grau als die Tage zuvor.
    »Tretet ein, Ritter, Frau Begine. Meine Brüder! Markus, kannst du deinen Patienten für eine Weile in unserer Obhut alleine lassen? Wir haben eine vertrauliche Unterredung zu führen.«
    »Ich denke schon. Sollte es ihm schlechter gehen, lasst mich rufen.«
    Sie setzten sich auf die Kaminbank, Pater Ivo hingegen wurde in den gepolsterten Sessel des Abtes gebeten.
    »Nun, der Herr Gero und Frau Almut haben inzwischen einiges an Beweisen zusammengetragen, die mich glauben machen müssen, unser Prior könnte an dem Tod der Dame Bettina zumindest beteiligt gewesen sein!«, begann Theo doricus.
    Pater Ivo hatte wohl schon zuvor davon gehört, denn er sah nicht besonders überrascht aus, fand Almut.
    Der Abt fuhr fort: »Ich möchte mich mit ihm sehr eingehend darüber unterhalten und ihm Fragen stellen. Doch zuvor sollten wir unser Wissen zusammentragen.«
    Sie taten es, und als sie schließlich zu dem Punkt kamen, wo und wann der Mord geschehen sein musste, herrschte Schweigen.
    Almut fasste schließlich zusammen: »Wir haben vorhin schon festgestellt, der Herr Gero und ich, dass wir an dieser Stelle nur vermuten können. Und, verzeiht, alles, was ich vermute, ist ausgesprochen absurd.«
    Pater Ivo nickte ihr aufmunternd zu.
    »Sprecht dennoch, Begine. Ihr habt ein Talent für Absurditäten!«
    »Findet Ihr, Pater?«
    »Zumindest für absurde Situationen, wie ich mich – sehr dunkel – erinnern kann.«
    »Ein Mönch mit einem Kleinkind unter der Kukulle, der in der Christnacht in die Küche der Beginen stürmt, ist selbstverständlich nicht als absurd zu bezeichnen.«
    »Die Szene, in der eine Begine einen gestandenen Prior in Gegenwart seiner Brüder und Novizen verprügelt, kann nur als grotesk bezeichnet werden.«
    »Ivo, lass Frau Almut reden!«, unterbrach ihn der Abt und nickte ihr zu.
    Almut hatte rote Wangen bekommen und sah betreten auf ihre Füße.
    »Ich genieße gelegentlich solch groteske Situationen!«, bemerkte Pater Ivo trocken, und sie sah hoch. »Sprecht!«
    »Nun ja, seht Ihr, die Priestertür in Brigiden standsicher für den Prior offen, wenn er es wollte. Er selbst könnte also die Frau Bettina eingelassen haben, um sich
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