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Die Sünde aber gebiert den Tod

Die Sünde aber gebiert den Tod

Titel: Die Sünde aber gebiert den Tod
Autoren: Andrea Schacht
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»Als ich mich darüber beklagte, die Stube wolle und wolle nicht warm werden, meintet Ihr, das läge an meinem Fischblut.«
    Erneut ging ein heftiger Rußregen nieder und hüllte die Gegend um den Kamin in eine schwarze Wolke. Aus ihr tauchte der Adlerwirt wie ein dunkler Geist auf. Er bot ein seltsames Bild. Über und über rußverschmiert und mit einigen Strohhalmen im Haar, wirkte er wie ein Dämon aus der Hölle. Helle Augen glänzten unter dereigenwilligen Patina hervor und funkelten die kleine Frau an.
    »Ich habe Euch die Wärme meiner Stube und meiner Bettstatt angeboten! Da wäre Euch genug eingeheizt worden. Aber nein, das war der edlen Dame ja nicht gut genug. Dabei würde ich Euch die ganze Wirtschaft zu Füßen legen!«
    »Für den Anfang täte schon das Vogelnest reichen. Also wirklich, Simon, das war die unverblümteste Werbung, die mir jemals zu Ohren gekommen ist. Was denkt Ihr Euch nur dabei?«
    »Ich denke nur praktisch! Ja, ist das denn in Aachen anders? Ich bin alleine, und Ihr seid alleine.« Seine raue Stimme wurde sogar ein wenig bittend, als er weitersprach. »Frau Franziska, hört, ich bin gesund und kräftig und verdiene mir einen recht auskömmlichen Lebensunterhalt. Aber ich brauche eine Gefährtin. Warum nicht Ihr? Ich finde Euch ganz niedlich, und arbeiten könnt Ihr auch ordentlich. Ruft einen Priester, und wir machen es richtig!«
    Die beiden Beginen sahen sich grinsend an, fanden es aber an der Zeit, sich bemerkbar zu machen. Almut räusperte sich und fragte: »Verzeiht, wir scheinen zu ungelegener Zeit bei Euch eingedrungen zu sein, aber wir sind auf der Suche nach einer Frau Franziska aus Aachen.«
    Überrascht von der unerwarteten Anrede wischte sich der Wirt über die Augen. Auch die Frau war herumgefahren und starrte nun wortlos die Besucherinnen an. Simon klopfte sich ohne großen Erfolg das Wams ab.
    »Lasst mich das machen und geht Euch umkleiden«, fauchte Franziska. »So hält man Euch am Ende für einen Teufel. Immerhin sind das fromme Schwestern!«
    Damit schob sie den Wirt entschlossen zu einer Stiege im hinteren Bereich. Dann wandte sie sich wieder an die beiden Gäste und setzte eine beflissene Miene auf. Doch bevor sie die Gastlichkeit des Hauses anbieten konnte, unterbrach Almut sie.
    »Ich grüße Euch, Frau Franziska. Das seid Ihr doch, wie mir scheint.«
    »Ja, das bin ich.«
    Misstrauisch betrachtete die junge Frau die beiden Beginen.
    »Mein Name ist Almut, dies hier ist Frau Elsa. Wir kommen vom Beginen-Konvent am Eigelstein, ganz hier in der Nähe, und möchten Euch um Unterstützung bitten.«
    »Mich? Wie kommt Ihr gerade auf mich?«
    Mit einigen Sätzen erklärte Almut, was ihr auf dem Herzen lag. Zunächst lauschte die Köchin verblüfft, doch bei dem Gruß, den ihr die Köchin Maria ausrichten ließ, verschwanden die misstrauischen Fältchen um ihre Nase.
    »Maria hat mich empfohlen? Nun, dann kann ich wohl kaum nein sagen. Natürlich werde ich aushelfen. Hier koche ich zwar auch, aber egal, ob ich mich bemühe oder auch nicht, die Saufnasen wissen meine Arbeit nicht zu schätzen. Ab einem gewissen Quantum würden die sogar das Storchennest fressen. Und dieser große Junge, der Wirt Simon, der weiß das auch nicht zu würdigen. Er nimmt mich schon als gänzlich selbstverständlich hin. Putz dies, wisch das, schließlich bist du ein Weib – das ist sein Grundsatz. Aber was rede ich... Beschreibt mir den Weg, ich komme gerne. Nur werde ich bestimmt nicht die halbe Nacht mit Euch auf den Knien liegen und Psalmen singen.«
    Almut schüttelte leicht erheitert den Kopf.
    »Nein, das müsst Ihr nicht, nur Kochen und Backen. Wenn Ihr wollt, könnt Ihr eine eigene Kammer in einem unserer Häuser haben.«
    »Nein, das geht nicht. Wenn ich Simon in der Wirtschaft nicht ein klein wenig zur Hand gehe, kommt bald keiner mehr in die Schenke. Er ist ja ein guter Schmied, wisst Ihr, aber sich auch um die Gäste kümmern zu müssen, das überfordert ihn mächtig. Ihr hättet die Küche mal sehen müssen, als ich hier ankam!«
    »Dann ist es sicher sehr freundlich von Euch, ihm auszuhelfen! Wir brauchen Euch auch nur, um jeweils eine Mahlzeit für den Tag vorzubereiten. Und das, was er Euch zahlt, geben wir natürlich auch.«
    »Zahlt? Was der zahlt? Ein kaltes Kämmerchen darf ich bewohnen. Und nicht mal das gönnt er mir. In sein Bett soll ich kommen. Noch so eine Dienstleistung, die hier fehlt.«
    »Nun, überlegt’s Euch. Bei uns habt Ihr auf jeden Fall ein warmes
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