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Die Suche nach dem Drachenring (German Edition)

Die Suche nach dem Drachenring (German Edition)

Titel: Die Suche nach dem Drachenring (German Edition)
Autoren: Sylke Scheufler
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seiner Jeans.
    „Das sollten Sie Schneewittchen lieber nicht sehen lassen", warnte Phil.
    „Schneewittchen?"
    „Der Spiegel. Sie stehen gerade davor."
    Der Spiegel hatte offensichtlich von der Aufregung nichts mitbekommen, zumindest tat er erstaunt: „Sie sehen ohne Uniform ganz anders aus. Du meine Güte, hatten Sie all diese Locken unter der Mütze versteckt? Und nehmen Sie doch bitte die Hände aus den Taschen. Nein, diese jungen Leute heutzutage."
    Herr Skibinski gehorchte und ging rasch außer Sichtweite des Spiegels, bevor dieser über seine an manchen Stellen ausgefranste Jeans herziehen konnte.
    Lu hatte inzwischen eine Tasse mit dampfendem Kakao auf den Tisch gestellt. Als Phil mit dem neuen Gast in der Tür erschien, verbeugte er sich leicht und fragte Herrn Skibinski, ob er ebenfalls heißen Kakao wünsche.
    Der Polizist strahlte ihn an. „Das könnte ich jetzt wirklich gut vertragen, danke. Ich bin übrigens Arne Skibinski." Mit einer unbeholfenen Verbeugung streckte er Lu die Hand entgegen, der sie kurz drückte.
    „Noch ein Herr Skibinski. Das ist interessant", bemerkte Lu, während er eine zweite Tasse mit Kakao füllte. „Ist meine Anwesenheit weiterhin erwünscht?"
    Phil nickte. Lu setzte sich zu ihnen und sah Phil mit seinen großen, dunkelblauen Augen an. Herr Skibinski trommelte lautlos mit den Fingerkuppen gegen seine Tasse.
    Obwohl es ihn große Überwindung kostete, erzählte Phil alles, was er an diesem Nachmittag erlebt hatte. Nur den Besuch bei Herrn Bertoli verschwieg er, weil Lu den Standpunkt seiner Mutter vertrat: Man kann alles probieren, wenigstens einmal.
    Nachdem Phil von dem merkwürdigen Verhalten des Mannes in Uniform berichtet hatte, bat Herr Skibinski um Papier, Bleistift und Radiergummi. Anschließend musste Phil den Mann so genau wie möglich beschreiben. Dabei begann Herr Skibinski, ein Phantombild zu entwerfen. Immer wieder fragte er nach Einzelheiten des Kopfes – Augen, Nase, Mund. Am besten konnte sich Phil an die langen, dünnen Finger erinnern, aber die gehörten nicht auf das Bild.
    Herr Skibinski malte schnell und genau. Fasziniert beobachtete Phil, wie auf dem Papier tatsächlich der Kopf des Mannes entstand, der sich als Polizist ausgegeben hatte.
    „Und? Ist er das?" Herr Skibinski hielt das Blatt hoch.
    „Besser hätte ihn ein Schwarz-Weiß-Foto auch nicht treffen können", sagte Phil anerkennend. Plötzlich schlug er sich mit der flachen Hand auf die Stirn und stürzte davon. „Was hat er denn?", hörte er Herrn Skibinski fragen.
    „Bedaure, aber das weiß ich nicht", antwortete Lu.
    Einige Minuten später kam Phil mit zwei farbig bedruckten Blättern zurück. Das eine zeigte ein Ganzkörperbild von dem „falschen Skibinski", auf dem anderen war dessen stark vergrößertes Gesicht zu sehen. Die Kamera des Garderobenständers hatte die Aufnahmen gemacht.
    „Ihr Foto ist übrigens auch ganz gut geworden."
    „Kein Wunder bei dem Original." Herr Skibinski grinste, wurde allerdings gleich wieder ernst. „Wir müssen unbedingt meine Dienststelle und Herrn Sanders informieren." Er deutete auf das ausgedruckte Bild mit dem Kopf des Polizisten. „Kannst du das hier per E-Mail verschicken?"
    „Klar", erwiderte Phil.
    Herr Skibinski gab ihm die Adresse seiner Dienststelle. Während Phil das Bild von seinem Computer aus versendete, telefonierte Herr Skibinski mit seinem Chef. Anschließend rief Phil in der Firma an.
    Herr Sanders war außer sich. „Das darf doch nicht wahr sein", tobte er am anderen Ende der Leitung. „Ist denn die Polizei nicht einmal in der Lage, einen Jungen zu beschützen? Ich werde mich sofort mit dem Polizeipräsidenten in Verbindung setzen …" Phil musste das Telefon ein Stück von seinem Ohr weg halten, denn Herr Sanders brüllte so laut, dass Herr Skibinski, der etwas entfernt stand, jedes Wort mithörte. Sein Gesicht wirkte wie eine Maske. „Gestattest du?" Er streckte die Hand aus. Erleichtert gab Phil das Telefon ab.
    „Guten Tag, Herr Sanders." Herr Skibinski betonte jedes Wort. „Hier ist Kommissar Skibinski. Ich bin für die Sicherheit von Phil Marten verantwortlich und werde ihn nach diesem bedauerlichen Zwischenfall nicht mehr aus den Augen lassen." Er stellte auf Lautsprecher um, obwohl das unnötig war.
    „Einen bedauerlichen Zwischenfall nennen Sie das? Haben Sie schon darüber nachgedacht, was alles hätte passieren können?", donnerte Herr Sanders.
    „Ich denke an nichts anderes, das können Sie mir glauben.
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