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Die Sturmreiterin - Hennen, B: Sturmreiterin

Die Sturmreiterin - Hennen, B: Sturmreiterin

Titel: Die Sturmreiterin - Hennen, B: Sturmreiterin
Autoren: Bernhard Hennen
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bunter, abgewetzter Kleider trug er eine makellose Offiziersuniform aus feinem Tuch. Sein zerzaustes, braunes Haar war gebändigt und unter einer gepuderten Perücke verschwunden. Nie zuvor waren ihr diese Veränderungen so deutlich vor Augen getreten wie jetzt, wo sie Sir und Gregorius nebeneinanderstehen sah.
    Gregorius hatte sich gefreut, Sir endlich wiederzusehen. Die ganze Nacht hindurch hatten sie zu viert gezecht und gelacht. Wenn er jedoch daran dachte, dass die beiden Husaren schon in ein paar Tagen mit Gabriela aufbrechen würden, um zurück nach Österreich zu ihrem Regiment zu reiten, dann war ihm alle Freude vergällt. Schon lange hatte er sich nicht mehr so gut gefühlt wie in diesem Winter mit Gabriela. Sie hatten keine stürmische Liebesaffäre, doch wenn er zusammen mit ihr in seiner Kammer war, dann schienen die Kerzen ein wenig heller zu brennen und der Wein süßer zu schmecken. Sie musste nur einfach da sein, und die Mühsal und Bitterkeit der letzten Jahre waren fast vergessen … Doch was half es, Trübsal zu blasen. Sie würde mit Sir reiten … Gregorius straffte die Schultern und trat in die große Amtsstube des Festungskommandanten. Der General hatte ihn zu einer dringenden Unterredung befohlen. Le Fevre erwartete ihn hinter seinem Schreibtisch thronend. Er war allein.
    »Mein lieber Freund, ich mache mir Sorgen um Sie. Gestern wurden Sie in einer Schenke mit zwei österreichischen Husaren beobachtet. Es gibt viele Offiziere, die solchen Umgang nicht verstehen können. Man redet bereits über Sie.«
    »Wenn ich richtig informiert bin, haben wir nun Frieden mit den Österreichern, und es ist Ordre ergangen, alle Gefangenen auf freien Fuß zu setzen. Was habe ich also Ehrenrühriges getan?«
    Der General schüttelte den Kopf. »Staaten schließen Frieden, aber Menschen vergessen nicht so schnell. Und dann noch Ihr Umgang mit diesem Mannweib! Dass Sie sie auch noch in Ihre Kammer nehmen mussten! Es gibt etliche Offiziere, die eifersüchtig auf Ihren Aufstieg zum Oberstückhauptmann sind. Wie Sie mit dieser … dieser Husarin ein Quartier teilen, das schadet Ihrer Ehre. Gewiss werden Ihre Neider versuchen, diese Geschichte dem König zu Gehör zu bringen.«
    »Meinen Sie solche Offiziere, die Nacht für Nacht mit Huren buhlen oder sich eine kleine verliebte Schankmaid halten, die sie doch niemals heiraten werden. Diese Ehrenmänner wollen gegen mich Klage erheben?«
    »Bei Gott, Sie wissen doch, wie das ist als Soldat! Solche Affären sind alltäglich. Aber was Sie mit dieser Amazone treiben … « Der Kommandant räusperte sich. »Diese Frau kann man nicht mit irgendeiner Dirne vergleichen. Sie ist schlimmer! Denken Sie doch einmal an Ihre Zukunft, Gregorius. Wir haben sieben Jahre gekämpft, nun ist nach all den Mühen und Entsagungen die Zeit der Ernte gekommen. Das Land wird neu aufgebaut. Verdiente Offiziere werden befördert und mit neuen Aufgaben betraut. Sie sind schon Oberstückhauptmann und befehligen mehr als vierhundert Soldaten. Ich kann mir gut vorstellen, dass der König Sie zum Festungskommandanten machen wird. Er hat Ihnen nicht vergessen, dass Sie vor dem Kriege Pläne von den Festungen halb Europas zusammengetragen haben.«
    Gregorius zog seinen Degen und legte ihn vor dem verblüfften General auf den Tisch. »Festungskommandant? Nein, das ist nicht mein Leben. Bis ans Ende meiner Tage der Gebieter über einen Haufen Steine zu sein.«
    Le Fevre lief rot an und sprang wütend aus seinem Sessel auf. »Was! Sie verbohrter Dickkopf! Wie meinen Sie das? Halten Sie mich etwa … «
    »Ich meine, dass ich lieber der Herr über vier Planwagen voller fluchender und versoffener Feuerwerker bin und frei von einer Stadt zur anderen ziehe, als dass ich über vier Kompanien Artillerie gebiete. Ich quittiere hiermit meinen Dienst, Herr General!«
    »Das wird Ihnen noch leidtun, Sie … « Die Stimme des Kommandanten überschlug sich vor Wut. »Glauben Sie nur nicht, dass Sie noch einmal zu mir zurückkommen können, Sie gewissenloser Vagabund!«
    Als Gregorius die Tür hinter sich schloss, atmete er tief durch. Zum ersten Mal seit Jahren fühlte er sich wieder frei! Er würde seine Freunde nach Österreich begleiten und dann … Jetzt, wo der Krieg vorbei war, gab es reichlich entlassene Artilleristen. Es würde nicht schwer sein, wieder eine Truppe aus Feuerwerkern zusammenzustellen.

2 4. KAPITEL
    Baron von Richter blickte zu der kleinen Schenke bei der Talbrücke und zog genüsslich an
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