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Die Sturmreiterin - Hennen, B: Sturmreiterin

Die Sturmreiterin - Hennen, B: Sturmreiterin

Titel: Die Sturmreiterin - Hennen, B: Sturmreiterin
Autoren: Bernhard Hennen
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bewegen, ja, den rechten Arm spürte sie gar nicht mehr. Sie erinnerte sich wieder an die Explosion und ihren Sturz. Sollte man den Arm etwa … Nein, er war noch da. Dick bandagiert ruhte er auf einem Polster. Aber warum spürte sie ihn nicht? Sie versuchte, die Finger zu krümmen. Sie bewegten sich nicht … Was war das!
    »Du bist also endlich aufgewacht«, erklang eine freundliche Stimme an ihrer Seite.
    Sie blickte zu dem Mann auf dem Stuhl. Gregorius! Sie war in Sicherheit. Er würde ihr kein Leid zufügen. Gregorius! Am liebsten hätte sie ihn in die Arme geschlossen!
    Er trat an ihr Bett und legte ihr die Hand auf die Stirn. »Das Fieber ist zurückgegangen. Du wirst wieder gesund werden!«
    Sie rollte mit den Augen und blickte zu dem bandagierten Arm. Gregorius begriff.
    »Keine Sorge. Er ist nur gebrochen … Nichts Ernstes.«
    Er war ein schlechter Lügner. Sie versuchte noch einmal, etwas zu sagen, doch wieder kam nur ein klägliches Röcheln über ihre Lippen.
    »Die halbe Festung ist über dir zusammengebrochen, doch wie es scheint, bist du einfach nicht tot zu kriegen.« Plötzlich verfinsterte sich sein Gesicht. »Man hat dich bestohlen, als du ohnmächtig zwischen den Trümmern gelegen hast, aber das Wichtigste habe ich zurückbekommen.« Er griff nach einer ledernen Tasche, die neben dem Stuhl gelehnt hatte, und zog eine ihrer beiden Duellpistolen heraus. »Sie sind gerettet und ebenso das hier … « Er legte die breite, rot-weiße Ordensschärpe neben ihr aufs Bett. »Leider ist deine Uniform zum Teufel, aber ich werde eine neue für dich anfertigen lassen. Gut, dass du endlich aufgewacht bist! Langsam hatte ich angefangen, mir Sorgen zu machen. Du warst fast sieben Tage nicht bei Bewusstsein.«
    Sie schaute zu ihm auf. Sein Gesicht war aschgrau, die Augen rot entzündet. Ob er wohl die ganze Zeit an ihrem Bett Wache gehalten hatte?
    »Du siehst aus, als könntest du was zu trinken gebrauchen. Etwas essen darfst du zwar noch nicht … Fürs Erste muss Wasser reichen.« Der Feuerwerker hob einen Krug vom Boden auf und schenkte in einen Zinnbecher ein. Dann trat er neben sie und stützte ihr den Rücken, damit sie trinken konnte.
    Niemals zuvor war etwas so Köstliches über ihre Lippen gekommen!
    »Du musst langsam trinken. Ich darf dir zunächst nur ein bisschen geben. Jetzt, wo du bei Bewusstsein bist, werde ich dich in meine Kammer hinauftragen lassen. Dort ist es ruhiger … Ich werde natürlich … « Er errötete. »Du musst dir keine Gedanken machen, dass … Also, ich hab eine Decke und werde in der Schreibstube schlafen und … « Er hatte sich über sie gebeugt, ihr zärtlich das Haar aus der Stirn gestrichen und flüsterte leise, damit die anderen Kranken jenseits der Lakenabspannung sie nicht hören konnten.
    Sie lächelte matt. Sogar das Trinken hatte sie erschöpft. Einen Moment lang kämpfte sie gegen den Schlaf und versuchte zu verstehen, was der Feuerwerker noch sagte.
    »… wegen des Kusses im Walde. Ähm … Ich habe … «
    Gregorius war ihr Ritter. Solange sie in seiner Obhut war, musste sie sich nicht sorgen, dachte Gabriela und schlief ein.
    »… weißt du … Es ist nicht leicht für mich, das zu sagen, aber … ich … Ich liebe dich.«
    Gabriela brauchte sehr lange, bis sie wieder zu Kräften kam. Ihr Geheimnis war nicht gewahrt geblieben. Die Gerüchte über sie hatten sich vom Lazarett über die ganze Festung ausgebreitet. Sie wagte kaum, das Zimmer von Gregorius zu verlassen. Die Verwundung hatte sie verändert. Sie konnte die Blicke, die ihr überall folgten, sobald sie die Kammer verließ, nicht ertragen. Von der Armee, für die sie sechs Jahre lang gekämpft hatte, fühlte sie sich ausgeschlossen. Natürlich redete man noch mit ihr, ja, man war sogar geradezu begierig danach, sie kennenzulernen, doch fühlte sie sich dabei wie ein seltsames Tier, das eine Gauklertruppe in einem Käfig ausstellte. Kameradschaft gab es keine mehr …
    Ihre Wunden heilten nur langsam und ihren rechten Arm konnte sie noch immer nicht richtig gebrauchen. Ihr Handgelenk war steif geworden und drei Finger der Hand waren taub, so als gäbe es sie gar nicht. Sie würde nie mehr mit dem Säbel fechten können. Auch das Pistolenschießen würde ihr viel schwerer fallen. Sie müsste ihren Abschied einreichen. Immer wieder kreisten ihre Gedanken um das, was danach geschehen würde. Ob Schnitter schon wusste, dass ihr Geheimnis aufgedeckt war? Wie würde er sich verhalten? Würde er nach all den
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