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Die Sturmreiterin - Hennen, B: Sturmreiterin

Die Sturmreiterin - Hennen, B: Sturmreiterin

Titel: Die Sturmreiterin - Hennen, B: Sturmreiterin
Autoren: Bernhard Hennen
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seiner Pfeife. Gerade war in dem Haus das letzte Licht verloschen.
    In dieser Nacht würde er endlich seinen Namen reinwaschen! Er könnte mit dieser Tat zwar nirgends prahlen, aber er würde wenigstens seinen Frieden wiederhaben. Gott war ihm gnädig und hatte ihm Schnitter geschickt. Als er vor drei Monaten, unmittelbar nach dem Friedensschluss, in eine Kanzlei in Wien bestellt worden war, hatte er sich größte Sorgen gemacht. Acht Jahre lang war er bei allen Beförderungen übergangen worden und immer noch nur Lieutenant bei den Palffy-Kürassieren. Und das, obwohl er von Stand war! Hätte er sich nur niemals auf dieses verfluchte Wettschießen mit dem Weibsbild in Olmütz eingelassen! Sein Leben wäre anders verlaufen. Niemals hätte er geglaubt, dass diese Geschichte sich so schnell herumsprechen würde. Ein Palffy-Kürassier, der nicht richtig schießen konnte! Der Baron knirschte mit den Zähnen. Sein Kommandant hatte ihn damals zu sich bestellt und ihn wegen der Blamage gemaßregelt. Er habe die Ehre des Regiments besudelt, hatte man ihm vorgeworfen. Deshalb war er nicht mehr befördert worden. Er hatte versucht, sich zu einem der anderen Kürassierregimenter versetzen zu lassen, doch niemand wollte den Lieutenant, der schlechter schoss als ein Weibsbild, in seiner Truppe haben.
    Er hätte auch seinen Abschied nehmen können, doch in seiner Familie war es seit über hundertfünfzig Jahren Tradition, bei den gepanzerten Reitern unter der Fahne Habsburgs zu dienen. Entweder wurde man in Ehren entlassen oder man blieb auf dem Felde. Einfach seinen Hut zu nehmen und zu gehen, das war unmöglich!
    Schnitter hatte all dies gewusst und ihn damit beauftragt, ihm den Kopf der Mörderin Gabriela Plarenzi zu bringen. Wenn es gelang, so wollte der Geheime Rat dafür sorgen, dass man ihn als Rittmeister in die Regimentsrolle der Erzherzog Leopold-Kürassiere aufnahm. Wie oft hatte er sich den Tod dieser Amazone gewünscht! Und jetzt durfte er sie sogar im Auftrag eines kaiserlichen Beamten richten. Er hatte ihren Steckbrief gesehen. Sie war eine gesuchte Mörderin! Er wäre also ein Henker und kein Bandit, wenn er sie und das Gesindel an ihrer Seite richtete!
    Der Baron blickte zu den zwölf Männern, die unter seinem Kommando standen. Es waren Deserteure, Halsabschneider und Banditen. Sie alle hatten von Schnitter eine Gelegenheit bekommen, sich zu rehabilitieren. Von Richter hatte sie in den letzten Wochen zu einer disziplinierten Truppe gemacht. Sie trugen zerfetzte Uniformen der Carlstädter Grenzer. So sahen sie aus wie kroatische Deserteure. Soldaten, die fortgelaufen waren, um nun auf eigene Rechnung als Banditen in den Wäldern zu hausen. Es gab mehr als genug Marodeure dieser Art, und niemand würde sich wundern, wenn ein solches Trüppchen bei Nacht ein einsames Gasthaus in den böhmischen Bergen überfiel.
    Der Geheime Rat wusste von Offizieren, die aus Kriegsgefangenschaft heimkehrten, dass bei Schweidnitz ein Weibsbild in Husarenuniform in preußische Gefangenschaft geraten war. So hatte er sie hierhergeschickt, um die Mörderin aufzulauern, sobald sie die Festung verließ.
    Überraschenderweise war sie in Begleitung von drei Männern abgereist. Deshalb hatte von Richter abgewartet, bis die kleine Gruppe weitab von bewohnten Gegenden ein Quartier bezog. Zwei der Männer waren Husaren. Sie würden der Mörderin wahrscheinlich zur Seite stehen. Doch das würde dieser Gabriela Plarenzi nichts mehr nutzen. Bis zum Oberlieutenant hatte die Betrügerin es gebracht, dachte der Baron verbittert. Weiter als er!
    Er schleuderte die Pfeife zu Boden und gab seinen Männern das Zeichen zum Angriff. Endlich war die Stunde der Rache gekommen!
    Fluchend tastete Branko unter dem Bett herum. Er hätte nicht so viel von dem guten böhmischen Bier trinken sollen, oder wenigstens beim Schlafengehen darauf achten müssen, ob es ein Nachtgeschirr in dieser gottverdammten Kammer gab.
    Wütend kroch er unter dem Bett hervor. Für einen Augenblick sah er unschlüssig zum Fenster. Wenn er den Laden öffnete und sich auf einen Stuhl stellte … Nein, das kam nicht infrage. Er war Unterlieutenant! Ein Offizier würde sich keine solche Blöße geben! Kurz dachte er an Sir. Nein, den konnte man sich nicht zum Vorbild nehmen. Er war Offizier und Schotte. Das war etwas anderes.
    Tänzelnd von einem Fuß auf den anderen hüpfend, machte er sich auf den Weg. Er musste die Stiege hinab, quer durch den Schankraum und dann noch über den Hof.
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