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Die Sturmreiterin - Hennen, B: Sturmreiterin

Die Sturmreiterin - Hennen, B: Sturmreiterin

Titel: Die Sturmreiterin - Hennen, B: Sturmreiterin
Autoren: Bernhard Hennen
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aufgetragen und war erfreulicherweise nicht durch ungebührliches Verhalten aufgefallen. Sie trug an dem Abend das neue, kornblumenblaue Kleid, das er ihr vor ein paar Tagen geschenkt hatte, und es stand ihr recht gut.
    Schon während des Essens hatte es reichlich böhmisches Bier gegeben. Seine Gäste waren die Offiziere der Garnison und Karl von Richter, ein Lieutenant aus dem Kürassierregiment Palffy. Der junge Adlige war ein vierschrötiger Kerl mit flinken braunen Augen. Nie verweilte sein Blick irgendwo länger als einen Augenblick und oft spielte ein überlegenes Lächeln um seine Lippen. Offenbar gehörte er zu jener Sorte junger Offiziere, die darauf vertrauten, dass ihr Adelstitel die Garantie für eine schnelle Karriere zum Obristen war. Von Richters Taktgefühl war gerade so groß wie der Respekt, den er vor seinem jeweiligen Gegenüber empfand. Von seinem Körperbau her mochte er ein guter Soldat sein, dachte von Bretton. Der Lieutenant hatte Hände so groß wie Spatenblätter und ein Kreuz wie ein Ochse. Wehe jedem, der ihm vor den Säbel kam! Doch seine Arroganz würde verhindern, dass seine Männer ihm jemals mit ehrlicher Begeisterung folgten. Außer dem Körperwuchs war nichts an von Richter, was man bewundern konnte. An diesem Abend jedoch wurde er allein schon aus Gastfreundlichkeit von den anderen Offizieren akzeptiert.
    Natürlich wurde viel über die letzten Kriege gesprochen, doch der junge Kürassier war klug genug, die Eroberung von Olmütz durch die Preußen nicht zur Sprache zu bringen. Auch wenn von Bretton damals noch nicht Festungskommandant gewesen war und die Schande der Kapitulation allein die Ehre des Generals von Terzy befleckte, war ihm diese Geschichte doch zutiefst peinlich. In den letzten Jahren hatte er mit dem Ausbau der Verteidigungsanlagen dafür gesorgt, dass sich dieses Drama nicht noch einmal wiederholen würde. Von Bretton klopfte verstohlen auf die hölzerne Armlehne des Sessels, auf dem er sich niedergelassen hatte. Nicht dass er abergläubig war … Aber man konnte ja nie wissen. Dann widmete er sich wieder dem sachgerechten Stopfen seiner Meerschaumpfeife.
    Nach dem Essen zog sich die Gesellschaft in den angrenzenden Kartenraum zurück, wo man ein paar zusätzliche Stühle aufstellte, damit jeder einen Platz finden konnte. Gabriela trug frisch gezapftes Bier auf und hielt sich anschließend dienstbeflissen im Hintergrund.
    »Nun, Herr General, habt Ihr Euch endlich doch auch dazu durchringen können, eine Magd aufzunehmen«, eröffnete der Lieutenant das Gespräch.
    Von Bretton biss auf das Mundstück seiner Pfeife. Im Raum herrschte betretendes Schweigen. Die Offiziere der Festung wussten natürlich längst, dass Gabriela eine mittellose Verwandte des Kommandanten war, doch so wie der General seine Nichte den Abend über behandelt hatte, war es nicht verwunderlich, dass ihr Gast sie für eine Dienstmagd hielt.
    »Nun, mein Freund«, von Bretton räusperte sich und ließ den Zinndeckel seines Bierhumpens zuschnappen, »mir scheint, ich muss Euch über einen Irrtum aufklären. Die junge Dame, die uns heute Abend mit erlesenen Köstlichkeiten verwöhnte, ist keine Dienerin, sondern die Tochter meines verstorbenen Bruders, des Rittmeisters Carolus Freiherr von Bretton.«
    »Der Bretton, der unter Oberst Trenk bei den Panduren gedient hat?«
    Der General biss noch ein wenig fester auf den Pfeifenstiel. Kein Offizier in der Armee, der etwas auf Tradition und seine Berufsehre hielt, hörte den Namen Trenk gerne. »Ja, es stimmt, er hat unter Trenk gedient, und bevor Ihr fragt … Es stimmt auch, dass er zum Rittmeister degradiert worden ist. Obwohl ich darauf poche, dass mein Bruder stets ein Ehrenmann war und mit den Banditenstücken der Panduren nichts zu tun hatte!«
    »Ich habe nie begriffen, wie die Kaiserin einen Abenteurer und Räuber wie diesen Trenk, der infam genug war, sich von seinen Leuten mit einem türkischen Titel als Harambascha grüßen zu lassen, in ihrer Armee dulden konnte.« Der junge Lieutenant hatte sich sichtlich in Rage geredet. »Man hätte ihn mit allen seinen Schindern füsilieren sollen und die … «
    »Ich denke, dass man ihn zu lebenslanger Haft auf der Feste Spielberg verurteilt hat, war für ihn schlimmer als ein Standgericht. Auch dort hat ihn der Tod ja schnell genug ereilt«, unterbrach eine schneidende Stimme den Kürassier. In der Tür zum Kartenraum stand Gabriela. Von Bretton fluchte innerlich. Was bildete dieses Weibsstück sich
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