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Die Stunde des Adlers (Thriller)

Die Stunde des Adlers (Thriller)

Titel: Die Stunde des Adlers (Thriller)
Autoren: Markus A. Will
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Sache etwas.
    Morgen Abend würde er das erste Deutschland-Gespräch führen, zufälligerweise in Gießen an der ehrwürdigen Justus-Liebig-Universität. Das war natürlich ihre Idee gewesen. Erst hatte sie den Ort ablehnen wollen, weil die wirtschaftswissenschaftliche Fakultät in einer ehemaligen Siechenanstalt untergebracht war. Doch das Gelände war so groß, dass man gut und gerne Tausende Anhänger draußen zusammenbringen konnte. Bei gutem Wetter wäre das ein tolles Bild – der Kanzler diskutiert unter freiem Himmel freie Gedanken mit seinem Volk. In den letzten Stunden vor dem D-Day konnte er so mit seinen Anhängern diskutierend mit Europa abrechnen.
    Kuhn hatte das erste Gespräch nach Gießen gelegt, da die Mittelhessenmetropole in der Nähe von Frankfurt lag. Von dort aus konnte sie am D-Day direkt zum Bunker fahren. Doch bis dahin waren es noch 36 lange und quälende Stunden. So mussten sich Sportler vor dem großen Endspiel fühlen, wenn eigentlich alles vorbereitet war.
    Baden wäre vielleicht eine gute Ablenkung, überlegte sie, ihren offenen kleinen Wellnessbereich betrachtend. Das ganze Umhertigern in ihrem Loft ging ihr ja selbst auf die Nerven. Sekunden später lief das Wasser in die Wanne und plätscherte vor sich hin, bis es ihr voll genug war. Ein Bad würde ihr sicher guttun. Kuhn wollte nach den anstrengenden Wochen einfach sauber sein. Zudem entspannte sie das warme Wasser, die Nervosität ließ nach … Kuhn schlief ein.
    »Tick, tack, tick, tack.« Das Klingeln ihres Handys riss sie aus ihrem süßen » come on baby, have some fun «-Bacardi-Cola-Karibik-Traum, in den sie versunken war. Erschrocken rutschte Anna-Maria Kuhn ab und unter Wasser. Sie verschluckte sich, sprang dann aus der Wanne, rannte hustend und triefend zu ihrem iPhone. Dom lächelte sie zur Melodie von » Wie die Zeit vergeht« exakt so an, wie sie ihn vor knapp zwei Wochen im »Da Fredo« fotografiert hatte.
    »Hallo?« Kuhn zitterte.
    » A voice of your past! «
    »Dominique?«
    »… ist ohne Frage gar nicht tot!«
    »Wo, wo, wo, wo, wo hast du gesteckt?« Sie wusste, dass das nicht im Geringsten glaubwürdig war.
    »Das erzähle ich dir heute Abend: 19.00 Uhr im Gästehaus.«
    »Was, was, was soll das?« Kuhn konnte nur noch stottern.
    »Sei bitte pünktlich und nimm brav den offiziellen Eingang. Man soll dich sehen. Ich möchte mir mit dir diesen kleinen Film angucken. Nur wir zwei.«
    »Was willst du denn? Willst du Geld?« Mehr fiel ihr im Moment beim besten Willen nicht ein.
    »Das sehen wir dann. Wenn du nicht kommst, geht der Film ans ZDF.«
    »Woher weißt du, Domi …« Der hatte bereits aufgelegt. Und Kuhn spürte wieder ihren Phantompiks, stärker als sonst. Und wieder schoss ihr dann »Aufpassen« durch den Kopf, doch diesmal viel lauter als sonst.
    13.00 Uhr
    Von Hartensteins Bart kratzte, die Stoppeln waren zu einem hübschen Dreitagebart gewachsen. Oder doch ein Viertagebart? Der Einstich an seinem rechten Arm und die immense Müdigkeit der letzten Tage ließen ihn ohnehin vermuten, dass er noch ein Betäubungsmittel verabreicht bekommen hatte. Mindestens dreimal hatte er etwas hingestellt bekommen, das wie ein Mittagessen ausgesehen und grausam geschmeckt hatte. Kaum einen Bissen hatte er herunterbekommen. Auch die heutige Pampe stand noch unberührt auf dem Tisch.
    Wenn es nur drei Tage waren, dann war heute Samstag, überlegte er. Wenn er aber bereits vier Tage außer Gefecht war, dann müsste es Sonntag sein. In diesem Fall müsste es hier im Bunker bald lauter werden, selbst hier tief unten. Sein Gehirn funktionierte jedenfalls wieder bestens. Und so konnte er eins und eins leicht zusammenzählen. War es Sonntag, dann hatte er nur noch ein paar Stunden zu leben. Sobald die D-Mark unters Volk verteilt würde, bräuchte man kein Pfand mehr. Dass Kuhn es ernst meinte, konnte er sich an einer Hand ausrechnen. De Wager war definitiv tot, und was mit Schwander passiert war, wusste er zwar nicht, doch schwante von Hartenstein nur Böses.
    Von Hartenstein wusste, dass er verloren hatte, aber er wollte leben, selbst wenn die Sache mit der D-Mark aus seiner Sicht nicht mehr aufzuhalten war. Immerhin hatte er versucht, was er konnte. Aber seine Fähigkeiten als Agent waren eben begrenzt, wie er schmerzlich hatte feststellen müssen. Ziemlich blöd war er in Kuhns Falle getappt, das musste er der schwarzen Pest zugestehen.
    Von Hartenstein hatte beschlossen, sich nicht einfach so in sein Schicksal zu ergeben,
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