Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Stunde der Zaem

Die Stunde der Zaem

Titel: Die Stunde der Zaem Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hubert Haensel
Vom Netzwerk:
Kurzschwert und Aussehen diente er wohl mehr zur Belustigung als daß man ihn für einen ernstzunehmenden Gegner hielt.
    Wieder schlug Serge zu. Scida hatte Mühe, sich ihrer Hiebe mit Lacthy zu erwehren. Im letzten Augenblick gelang es ihr, sich von der Angreiferin zu lösen.
    »Bleib endlich stehen!« fauchte Serge. »Wie soll man einen aufgescheuchten Mandyr ehrenvoll besiegen?«
    Sie ausgerechnet mit einem Mandyr zu vergleichen, jenem Tier, das selbst den treffsichersten Bogenschützinnen mit wilden Sprüngen zu entgehen pflegte, nötigte Scida ein verkrampftes Lächeln ab. Serges Stärke mochte zwar niemand anzweifeln, sie war aber auch dumm. Ihre Art, die Waffen zu schwingen, war plump, gemessen an den Fertigkeiten einer Burra. Anscheinend verließ sie sich mehr auf die Wirkung großspuriger Worte als auf die Einheit, zu der Waffe und Körper verschmelzen mußten, um wirkliche Siege zu erringen.
    Gerrek stieß zwei kleine Rauchwolken aus. Mitten in der Bewegung wandte Serge sich ihm zu, aber ihre Klingen verfehlten ihn, weil er sich schnell zurückzog. Die Kriegerin folgte ihm gemessenen Schrittes, ohne dabei Scida aus den Augen zu lassen.
    »Du kommst nicht weit, Kerlchen«, zischte sie. »Ich werde mich wohl zuerst mit dir befassen.«
    Grölend nahmen drei ihrer Begleiterinnen den Beuteldrachen in Empfang und stießen ihn in den Kreis zurück.
    Gerrek zitterte, konnte selbst das Schwert kaum mehr ruhig halten.
    »Seht ihn an!« höhnte Serge. »Seht diesen Feigling. Auf die Knie fallen sollst du vor mir, dann werde ich dir einen schnellen Tod schenken. Du wirst nichts spüren, Drache.«
    Tatsächlich schien Gerrek sein Kurzschwert wegwerfen zu wollen. Einen Herzschlag lang zögerte er noch; diese Spanne genügte Scida, sich auf die Amazonenführerin zu werfen. Und nichts anderes hatte er erreichen wollen, denn gleichzeitig sprang auch er nach vorn.
    Serge begriff, daß sie zum Narren gehalten worden war. Sie stieß einen wütenden Aufschrei aus und schlug zu. Scida duckte sich unter ihrem Hieb, holte ihrerseits aus, traf aber nur auf die Rüstung, an der ihr Schlag abglitt. Ehe ihre Gegnerin sie zurückstoßen konnte, hatte sie ihr Herzschwert in der Linken fallen gelassen und klammerte sich an deren Arm fest.
    Gerrek führte sein Kurzschwert wie einen Dolch. Serge schüttelte sich ab und prellte seine Klinge zur Seite. Gleichzeitig gelang es ihr, Scida von sich zu stoßen. Die alte Amazone fügte ihr dabei zwar eine Wunde zu, sie taumelte jedoch und stürzte. Bevor sie sich herumwälzen konnte, war Serge über ihr.
    Abwehrend riß Scida die Klinge hoch, wohl wissend, daß sie diesem Schlag nichts entgegenzusetzen hatte.
    Plötzlich war ein Flammenmeer ringsum. Serge brüllte aus Leibeskräften, Gerrek fauchte, die Kriegerinnen kreischten und tobten.
    Scida verstand nur, daß sie irgendwie davongekommen war. Hastig raffte sie sich auf. In ihrem Schädel war ein dumpfes Dröhnen, das ihr fast die Sinne raubte.
    Serges leinenes Hemd, das sie unter der Rüstung trug, hatte Feuer gefangen. Verzweifelt versuchte sie, die Flammen zu ersticken und achtete dabei nicht mehr auf ihre Gegner. Endlich stürmten ihre Begleiterinnen heran, weil sie nun ihre Anführerin in ernsthafter Bedrängnis wußten.
    Gerrek packte zu, umklammerte mit seinen Drachenfingern Serges Nacken. Unter dem Griff versteifte sie sich und sank betäubt zu Boden.
    Der Mandaler fing eines ihrer großen Schwerter auf und schleuderte es den heranstürmenden Kriegerinnen zwischen die Beine. Alles ging so schnell, daß er kaum Zeit zur Besinnung fand. Er spie Feuer, bis ihm die Luft ausging und bunte Ringe vor seinen Augen einen verwirrenden Reigen tanzten. Zwei der Angreiferinnen konnte er damit abwehren, eine dritte, die schützend ihre Hände vor die Augen geschlagen hatte, streckte er mit einem Schwertstreich nieder.
    Dann mußte er sich ernsthaft seiner Haut erwehren. Die Amazonen hatten in ihm den gefährlicheren Gegner erkannt, folglich stürzten sie sich wutentbrannt auf ihn, und er besaß nicht mehr die Puste, sie sich vom Leib zu halten. Ihren Hieben konnte er nicht lange widerstehen. Auch schienen sie erkannt zu haben, welche Kraft in seinen Händen steckte, denn sie ließen ihn nicht nahe an sich heran. Sie spielten mit ihm, machten sich einen Spaß daraus, ihn in die Enge zu treiben, bis er schließlich keinen Ausweg mehr fand.
    Unverhofft flog ein Schatten heran, verschaffte dem Beuteldrachen Luft. Eine der Angreiferinnen stieß einen

Weitere Kostenlose Bücher