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Die Stunde Der Vampire

Die Stunde Der Vampire

Titel: Die Stunde Der Vampire
Autoren: Carrie Vaughn
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während ich in meinen Wagen stieg, um zum Hotel zurückzufahren und zu duschen.

    Mittags fuhr ich bereits auf der I-40 Richtung Westen. Das klang mir nach einer guten Gegend, eine Zeit lang jedenfalls. Irgendwann würde ich in Los Angeles landen, und das hörte sich nach einem Abenteuer an.
    Die Strecke mitten in der Wüste zwischen Flagstaff und L.A. war allerdings alles andere als abenteuerlich. Ich spielte so gut wie jede CD, die ich dabei hatte, auf meinem Weg durch das Land ohne Radioempfang.
    Um so surrealer war es, als mein Handy klingelte.
    Netz? Hier draußen?
    Ich steckte mir den Knopf der Freisprechanlage ins Ohr und drückte auf die Sprechtaste.
    Â»Hallo?«
    Â»Kitty. Hier spricht Ben.«
    Ich stöhnte auf. Ben O’Farrell war mein Anwalt. Gerissen wie ein Fuchs und irgendwie eine Spur zwielichtig. Schließlich hatte er eingewilligt, mich zu vertreten!
    Â»Freut mich auch, von Ihnen zu hören.«
    Â»Ben, es ist ja nicht so, dass ich etwas gegen Sie hätte, aber jedes Mal, wenn Sie anrufen, gibt es schlechte Nachrichten.«
    Â»Sie sind vom Senat vorgeladen worden.«
    Ben war niemand, der um den heißen Brei herumredete.
    Â»Wie bitte?«
    Â»Ein Sonderausschuss des Senats der Vereinigten Staaten erbittet sich die Ehre Ihrer Anwesenheit bei einer bevorstehenden Anhörung bezüglich des Centers for the Study of Paranatural Biology. Die halten Sie wohl für so was wie eine Art Expertin auf dem Gebiet.«

    Â»Was?«
    Â»Sie haben mich schon verstanden.«
    Ja, ich hatte ihn verstanden, und aus diesem Grund stand nun mein Gehirn unter Schock. Senat? Vorladung? Anhörung? So wie bei Joe McCarthy und der schwarzen Liste aus Hollywood? Wie bei der Iran-Contra-Affäre?
    Â»Kitty?«
    Â»Ist es schlimm? Ich meine, wie schlimm ist es?«
    Â»Beruhigen Sie sich, alles ist in Ordnung. Senatsausschüsse halten ständig Anhörungen ab. So gelangen sie an Informationen. Und da sie nichts über paranatürliche Biologie wissen, haben sie eine Anhörung anberaumt.«
    Das ergab Sinn. Ben ließ es sogar nach reiner Routine klingen. Dennoch gelang es mir nicht, die Panik ganz aus meiner Stimme zu verbannen. »Was soll ich nur machen?«
    Â»Sie werden nach Washington, D.C., fahren und die Fragen der netten Herren Senatoren beantworten.«
    Das war auf der anderen Seite des Landes. Wie viel Zeit blieb mir? Konnte ich mit dem Auto fahren? Fliegen? Hatte ich etwas anzuziehen für den Kongress? Würden sie mir die Fragen, die sie stellen wollten, vorher verraten, damit ich mich wie auf eine Prüfung vorbereiten konnte?
    Sie erwarteten doch wohl nicht von mir, dass ich da alleine auftauchte, oder?
    Â»Ben? Sie müssen mitkommen.«
    Jetzt klang er panisch. »Oh nein! Die werden Ihnen bloß ein paar Fragen stellen. Einen Anwalt brauchen Sie da nicht.«
    Â»Kommen Sie schon. Bitte? Sehen Sie es als Urlaub. Sie können das alles über Ihr Spesenkonto abrechnen.«

    Â»Ich habe keine Zeit …«
    Â»Mal ganz ehrlich, für wie wahrscheinlich halten Sie es, dass ich nicht in Schwierigkeiten gerate, wenn ich erst mal den Mund aufmache? Gibt es da nicht diese ganze Chose von wegen ›Missachtung des Kongresses‹, sobald ich etwas sage, das sie wütend macht? Möchten Sie lieber von Anfang an dabei sein oder erst mittendrin eingeflogen kommen, um mich aus dem Gefängnis zu holen, weil ich ein wichtiges Tier beleidigt habe?«
    Er stieß ein Märtyrerseufzen aus. »Wo Sie recht haben, haben Sie recht.«
    Gewonnen! »Danke, Ben. Das weiß ich wirklich zu schätzen. Wann müssen wir dort sein?«
    Â»Uns bleiben noch zwei Wochen.«
    Und hier war ich und fuhr in die falsche Richtung.
    Â»Dann kann ich es also rechtzeitig von Barstow aus mit dem Auto schaffen.«
    Â»Was zum Teufel treiben Sie in Barstow?«
    Â»Auto fahren?«
    Ben gab ein verärgertes Schnauben von sich und legte auf.
    So, so. Ich befand mich auf dem Weg nach Washington, D.C.
    In letzter Zeit schien sich mein Leben am Telefon abzuspielen. Manchmal hatte ich tagelang keine richtige Unterhaltung mit jemandem von Angesicht zu Angesicht, außer: »Nein, dazu will ich keine Pommes.«
    Allmählich wurde ich zu einem dieser Idioten, die die ganze Zeit über den Knopf der Freisprechanlage im Ohr
stecken haben. Ab und an vergaß ich einfach, dass er da war.
    Ich fuhr nach L.A., moderierte zwei Sendungen,
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