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Die Stunde der Seherin - Historischer Roman

Die Stunde der Seherin - Historischer Roman

Titel: Die Stunde der Seherin - Historischer Roman
Autoren: Blanvalet-Verlag <München>
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sein Schwert ziehen wollte, Kirche hin oder her.
    » A rìgh! Ich erbitte eine Gunst von Euch, a rìgh , hört mich an!«
    »Aus dem Weg, Frau, diese Geschichte ist viel älter als Ihr « , knurrte er.
    » A rìgh , dieser Mann hat das Leben meiner Schwester beschützt und sie auf der langen Reise begleitet …« Christina nickte stumm und atemlos, Margaret hatte genau die richtigen Gedanken gehabt, die stille Verständigung zwischen ihnen klappte immer noch so gut wie in Kindertagen. » A rìgh , er ist es wert, Eure Gnade zu spüren. Gewährt ihm Zutritt, a rìgh . Ich bitte Euch.« Sie fasste seinen Mantel mit beiden Händen.
    »Er füttert verdammte Bettler, wie kann ich das dulden?«, fauchte Malcolm außer sich.
    » A rìgh , wenn Ihr die Bettler loswerden wollt, dann lasst sie über den Fluss setzen.« Sie sah ihn von unten scharf an. Es war still geworden in der Kathedrale – jedermann wusste, dass die Königin gerade ihr Leben aufs Spiel setzte, um einen jämmerlichen culdee vor dem Schwert des Königs zu bewahren. Und dass Malcolm sich vielleicht zum ersten Mal in seinem Leben auf eine Verhandlung mit einer Frau einließ – dieser Frau, die er anbetete, auch das wussten die meisten bereits.
    Und Margaret ließ nicht locker, auf den Knien sprach sie weiter zu ihrem Ehemann. »Sie sind auf dem Weg nach St. Andrews, um Gebete zu sprechen, a rìgh . Erlaubt ihnen die Überfahrt ohne Bezahlung. Tut ein Werk der Nächstenliebe und ermöglicht allen Pilgern die Überfahrt, damit sie ihre Pilgerreise zu Ende bringen können. Dann gibt es keine Bettler mehr an Eurem Flussufer, und …«, sie stockte, »… und Gottes Wohlwollen soll Euch gewiss sein.«
    Er sah sie lange an, sah ihr tief in die Augen. Christina war erschüttert, wie sich das Gesicht des Königs veränderte, nur weil er diese Frau ansah. Er nahm ihre beiden Hände und drückte sie an seine Brust, dann küsste er sie vor allen Zuschauern auf den Mund. Jemand hinter ihnen schnappte hörbar nach Luft – Fothad. Das hielt Malcolm nicht davon ab, die Kathedrale von Dunfermline für eine Liebeserklärung zu nutzen, wie sie die ehrwürdigen Mauern vermutlich noch niemals zuvor gehört hatten.
    »Ich will Euer Wohlwollen, Margaret. Ich will nur Euer Wohlwollen. Meine Königin, meine Geliebte«, sagte er so laut, dass alle Umstehenden es mitbekamen. »So hört denn, was ich zu sagen habe. Dem culdee vom Forth, Sohn des erschlagenen Lulach von Moray, soll meine Gnade widerfahren. Es sei ihm erlaubt, meinen Hof zu betreten, und er möge … er möge … er möge diese Bettler …«
    »Pilger«, unterbrach sie ihn leise. »Es sind Pilger, a rìgh .«
    »Er möge diese Pilgerbettler fortan auf ihrem Weg nach St. Andrews begleiten.« Malcolm runzelte die Stirn und sah kurz aus wie ein wildes Tier, als er Nial musterte. »Dann muss ich ihn nämlich nicht dauernd sehen. Und er möge sich schleunigst seinen Schädel rasieren, wie sich das für einen Betbruder gehört. Und jetzt fort aus meinen Augen, verdammter …«
    »Dank Euch, a rìgh .« Margaret strahlte ihn an und fing seinen Arm ab, der dem culdee möglicherweise einen Hieb verpasst hätte, weil er nah genug stand. Der Arm schlang sich daraufhin um sie, und Christina bemerkte ein frohes Lächeln auf dem Gesicht ihrer Schwester. Was für ein göttliches Wunder war hier geschehen …
    Für ihren Bruder Edgar hatte das nichts mit Wunder zu tun, sondern eher mit seinem Kalkül, das auf nichts anderes als auf seine verlorene Krone abzielte, er stürzte nämlich an allen vorbei in die Kirche und warf sich vor Malcolm auf die Knie. » A rìgh , hat nun alles seine Ordnung, vergebt untertänigst die Kindereien meiner dummen Schwestern, es gibt keinen Grund mehr für irgendwelche Verzögerungen … vergebt das alberne Verhalten, vergebt, vergebt … und nehmt endlich das feinste Blut der Angelsachsen zu Eurer Gemahlin …«
    Als auch die weinende Agatha vor ihm auf den Knien lag und um Vergebung bat und Christina darüber vor Scham fast im Boden versank, weil selbst die Mutter mehr an der Eheschließung der Ältesten als an der Unversehrtheit ihrer jüngeren Tochter interessiert schien, grinste Malcolm nach einem Blick in ihr Gesicht, ohne Margaret loszulassen.
    »Wir werden heute eine Heimkehr und eine Hochzeit feiern. Und eine Versöhnung … und …«
    »Eine zweite Hochzeit, a rìgh !« Máelsnechtai hatte es bisher nicht geschafft, die Kathedrale zu betreten, vielleicht weil er von der Menschenmenge abgedrängt
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